Chinas Atomstreitkräfte

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"China wird sich nicht an der Proliferation von Atomwaffen beteiligen."

(Premierminister Li Peng, April 1991)

Das chinesische Atomwaffenarsenal ist das viertgrößte der Welt, Einzelheiten darüber sind jedoch nahezu unbekannt. Obgleich sich China 1992 bereit erklärt hat, den Atomwaffensperrvertrag zu unterzeichnen und sich (gemeinsam mit den anderen Atomwaffenstaaten) einem umfassenden Teststopp anzuschließen, setzt es die Aufrüstung seiner Atomwaf­fensysteme fort.

Rüstungskontrolle und Abrüstungs­politik

China hat den Sperrvertrag unterzeich­net. Der Ministerpräsident Li Peng ver­kündete 1991, das Land sei dabei vom Wunsch geleitet "schließlich ein völliges Verbot und die gründliche Zerstörung von Atomwaffen" zu erreichen.

China hat seine ablehnende Haltung ge­genüber jeglicher Weitergabe von Atomwaffen zum Ausdruck gebracht, hat aber seine atomwaffenfähigen Kurz­streckenrakete DF-15 (mit einer Reich­weite von 600 km) anderen Ländern an­geboten. Wie die anderen Atommächte verweigert auch China die vollständige Inspektion seiner eigenen Atomanlagen.

Bislang hat China das von den anderen vier Atomwaffenstaaten eingehaltene Testmoratorium ignoriert. Seit 1964 hat es mindestens 40 Atomversuche durch­geführt, den letzten im Oktober 1994. Es macht geltend, noch weiterer Tests zu bedürfen, hat aber erklärt, nach Ab­schluß der gegenwärtigen Testserie sei es bereit, einem formellen Testverbot zuzustimmen, und zwar vorzugsweise im Jahr 1996.

Das chinesische Atomwaffenprogramm wurde in den 50er Jahren als Antwort auf das Atompotential begonnen, das die USA entwickelten, und war später auch gegen die Sowjetunion gerichtet.

Stand der chinesischen Atomrüstung

Das chinesische Arsenal umfasst annä­hernd 450 Atomwaffen mit einer ge­samten Sprengkraft von etwa 250 Me­gatonnen das entspricht 16.000 Hiros­hima-Bomben. 1970 zählte es noch 75 Atomsprengköpfe mit einer Explosiv­kraft von etwa 123 Hiroshima-Bomben. Annähernd 300 strategische Atomwaf­fen sind in einer Triade von landge­stützten Raketen, Bombern oder U-Boot-gestützten Raketen stationiert. Es wird angenommen, daß die restlichen 150 Sprengköpfe taktische Waffen sind.

Zu den landgestützten strategischen Atomwaffen gehören vier Raketentypen mit insgesamt 110 Exemplaren. Zwei weitere Systeme sind wahrscheinlich in Entwicklung, von denen das eine in den späten 90er Jahren und das andere etwa im Jahr 2010 stationiert werden soll. Letzteres wird wahrscheinlich mehrere Gefechtsköpfe tragen können. Die mei­sten stationierten Raketensysteme haben Reichweiten zwischen 1.700 und 13.000 Kilometern.

Schätzungsweise 150 Atombomben sind auf 180 strategischen Bombern statio­niert. Seit 1982 arbeitet China an der Entwicklung von Hong-7 (H-7), einem neuen Überschallbomber. Die Kon­struktion ähnelt dem europäischen Tor­nado-Flugzeug und wird wahrscheinlich eine nukleare Mission zu erfüllen haben.

Chinas neuestes Standbein in der nu­klearen Triade sind zwei atomar betrie­bene U-Boote für ballistische Raketen. Jedes hat 12 Raketen vom Typ CSS-N-3 (JL-1) mit einer Reichweite von 1.700 km an Bord, auf denen jeweils ein ein­ziger Atomsprengkopf mit einer Stärke von 200-300 Kilotonnen montiert ist. Wahrscheinlich sind drei weitere seege­stützte Raketensysteme in der Entwick­lung.

Informationen über Chinas nicht-strate­gische Atomwaffen sind praktisch nicht vorhanden. Doch möglicherweise hat China ein begrenztes Arsenal von 150 taktischen Atomsprengköpfen aufge­baut, darunter Artilleriegranaten.

Während die einen behaupten, China sei dabei, sein Atomarsenal auszubauen, deuten neuere Berichte an, daß das Land sein Arsenal verkleinert und seine nicht-strategischen Atomwaffen außer Dienst gestellt hat oder gegenwärtig dabei ist, dies zu tun.

Wichtigstes Waffenlaboratorium ist entweder die Neunte Akademie in Mianjang (Sichuan) oder die Chinesi­sche Akademie für angewandte Physik (CEAP).

Die bisherige Plutoniumproduktion wird wahrscheinlich Chinas Bedarf für sein aus 450 Sprengköpfen bestehendes Ar­senal weit übertroffen haben. Wie be­richtet, wurde 1991 die Gewinnung von Waffenplutonium eingestellt. Sie hatte in zwei Reaktoren stattgefunden, und zwar in Jiuquan (Gansu) im nördlichen Teil von Zentralchina und in Guangjuan (Sichuan) in Zentralchina; der Produkti­onsumfang belief sich auf 300-400 kg pro Jahr. Seit 1970 wird in China an ei­ner neuen Plutoniumanlage gebaut, die Mitte der 90er Jahre in Betrieb gehen soll. Urananreicherungsanlagen stehen in Lanzhou und Heping (Sichuan).

Die Montage und Demontage von Atomwaffen findet in Subei (Gansu) und Guangjuan (Sichuan) statt. Man nimmt an, daß Jiuquan seine Rolle als wichtigster Standort der Plutonium- und Atomwaffenproduktion an Guangjuan abgetreten hat.

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