Chronik der Ereignisse

von Christine Schweitzer
Hintergrund
Hintergrund

Das erste Jugoslawien

1918: Gründung des "Königreichs der Ser­ben, Kroaten und Slowenen"

1941: Sturz der jugoslawischen Regierung durch einen Putsch serbischer Offiziere, nachdem diese bereit war, dem Pakt der Achsenmächte beizutreten. Darauf greift Deutschland am 6.4. Jugoslawien an. Am 17.4. Kapitulation. Am 10.4. Ausrufung des Unabhängigen Staates Kroatien durch den "Ustasha-Führer Pavelic. Ab Juli Partisa­nentätigkeiten.

20.10.1944: Befreiung Belgrads. Stalin und Churchill erkennen die Regierung Titos an.

Das zweite Jugoslawien

29.11.1945: Offizielle Gründung der Sozia­listischen Volks­republik Jugoslawien mit sechs Republiken und zwei autonomen Pro­vinzen.

1971: Reformbewegung in Kroatien wird unterdrückt.

1974: Neue föderative Verfassung mit Stär­kung der Macht der Republiken.

4. Mai 1980: Tod Titos

1. April 1981: Unruhen in Kosovo; Verhaf­tungswelle; Verhängung des Ausnahmezu­stands für drei Monate;

Unabhängigkeitsbestrebungen nehmen zu

6./7.10.1988: Absetzung der Regierung der Vojvodina durch Massendemonstrationen serbischer Nationalisten.

Februar 1989: Generalstreik im Kosovo, um den Rücktritt der vom serbischen Präsi­denten Milosevic eingesetzten Parteiführung zu erzwingen; Ausnahmezustand; Armee-und Polizeieinsatz.

28.3.89: Aufhebung der Autonomie des Ko­sovo

28.6.89: Serbische Regionen in Kroatien fordern die Schaffung einer autonomen Pro­vinz.

14.1.90: Slowenen verlassen die KP; Slowe­nien und Kroatien fordern Mehrparteiensy­stem.

8./22.4.90: Erste freie Parlamentswahlen in Slowenien

22./23.4. und 6./7. Mai 90: erste freie Par­lamentswahlen in Kroatien.

Dezember 1990: Serben in der Krajina erklären sich für autonom und beginnen, illegal bewaffnete Einheiten aufzubauen.

23.12.90: Slobodan Milosevic Sieger bei den ersten freien Wahlen in Serbien.

23.12.90: 88 % stimmen bei Volksentscheid in Slowenien für die Unabhängigkeit.

1991

Januar: Bürgerkriegsähnliche Unruhen in Kroatien beginnen.

9.-11.3.: Demonstrationen der serbischen Opposition in Belgrad; Polizei-und Armee­einsatz.

19.5.: Bei Referendum in Kroatien stimmen 94 % für die Unabhängigkeit.

25.6.: Wie Anfang des Monats angekündigt, erklären Kroatien und Slowenien einseitig ihre Unabhängigkeit von Jugoslawien. Er­richtung eigener Grenzstellen in Slowenien führt am

26.6.: zur Intervention der jugoslawischen Bundesarmee.

27. 6.: Die jugoslawische Volksarmee, die am Vortag den Befehl zur "Grenzsicherung" und Einnahme der Grenzübergänge im Nor­den Sloweniens erhalten hatte, setzt Panzer und schwer bewaffnete Infanterie gegen die Verbände der slowenischen Bürgerwehr ein. Trotz einer am nächsten Tag verabredeten Feuerpause eskaliert der Konflikt: Die Luft­waffe bombardiert Flugplätze in Slowenien, in Ljubljana heulen am 30. Juni die Luft­alarmsirenen. Slowenien zieht seine Politiker aus der Zentralregierung und nachfolgend aus anderen Belgrader Institutionen zurück.

28.6.: Die EG schaltet sich ein: Die Gipfel­konferenz in Luxemburg verlangt ein Ende der Kämpfe und die Beilegung der Krise nach den neuen Regeln der KSZE (Konferenz für Sicherheit und Zusammenar­beit in Europa). In den nächsten Tagen be­müht sich die "Trojka" aus Vertretern Luxemburgs, der Niederlande und Italiens um Vermittlung im Auftrag der KSZE.

7.7.: Während die Auseinandersetzungen in Slowenien abflauen, werden aus Kroatien immer heftigere Kämpfe gemeldet.

8.7.: Brioni-Abkommen: Gewaltverzicht, EG-Beobachter, Grenzkontrolle durch slo­wenische Polizei, Grenzsicherung durch ju­goslawische Armee; Rückzug von Bundes­armee und slowenischer Territorialverteidi­gung; Aussetzung der Unabhängigkeit.

13.7.: Das Staatspräsidium - Vorsitzender ist seit dem 1. Juli der zunächst von Serbien ab­gelehnte Kroate Stjepan Mesic - ordnet die Auflösung aller bewaffneten Verbände bis zum 18. Juli an. Keine der Milizen schert sich um den Befehl.

18.7.: Überraschend beschließt das Staats­präsidium, "unverzüglich mit dem Abzug der Bundesarmee aus Slowenien zu beginnen". Innerhalb von drei Monaten soll der Rück­zug abgeschlossen sein.

22.7.: Die Eisenbahnverbindung zwischen Zagreb und Belgrad wird bei Vinkovci un­terbrochen.

7.8.: Waffenstillstand sehr brüchig; am 16.8. wird er auf allen Fronten gebrochen.

27.8.: Proteste gegen Wehrdienstverlänge­rung in Bosnien und Makedonien.

3.9.: Friedensplan der EG wird nach An­nahme durch Serbien und Kroatien ange­nommen und Waffenstillstand unterzeichnet. Er wird am nächsten Tag direkt wieder ge­brochen.

7.9.: Friedenskonferenz in Den Haag eröff­net. Sie nimmt ihre Arbeit am 12.9.91 auf.

8.9.: Bei einer Volksabstimmung in Make­donien stimmen 74 % für die Souveränität. Die Kämpfe in Slawonien gehen heftig wei­ter.

15.9.: erster Luftalarm in Zagreb. Kroatien blockiert die Kasernen der Bundesarmee.

25.9.: UNO-Sicherheitsrat verhängt Waffen­embargo gegen Jugoslawien. Der Generalse­kretär wird gebeten, im Konflikt zu vermit­teln.

3.10.: "Putsch" des serbischen Lagers im ju­goslawischen Staatspräsidium: In Zukunft kann die Mehrheit der Anwesenden die Ent­scheidungen fällen.

4.10.: Auf der nächsten Sitzung der Frie­denskonferenz stimmen alle Seiten einem neuen Friedensplan zu.

8.10.: Die ausgesetzten Unabhängigkeitser­klärungen von Kroatien und Slowenien tre­ten in Kraft. Slowenien führt eigenes Geld ein. Ein neuer Waffenstillstand hält weitge­hend. UN-Generalsekretär Perez de Cuellar ernennt den ehemaligen US-Außenminister Cyrus Vance zu seinem Sonderbotschafter.

9.10.: Blockaden der Kasernen werden auf­gehoben. Serbien lehnt Rückzug der Bun­desarmee entgegen der Absprachen bei der Friedenskonferenz jedoch ab.

15.10.: Das Parlament Bosnien-Herzegowi­nas verabschiedet gegen die Stimmen der serbischen Vertreter ein Memorandum zur Unabhängigkeit.

18.10.: In der neuen Runde der Friedenskon­ferenz legt die EG eine neue Initiative vor.

22.10.: Spannungen zwischen Serbien und Montenegro werden deutlich.

23.10.: Die Altstadt von Dubrovniks wird beschossen.

26.10.: Friedensplan scheitert an Serbien.

8.11.: Sanktionen der EG treten in Kraft: Kooperationsabkommen ausgesetzt; finan­zielle Hilfen und Zollvergünstigungen ge­strichen. Deutschland kündigt Anerkennung an, will Alleingang aber vermeiden. Frie­denskonferenz wird vorläufig ausgesetzt. Die USA und Kanada schließen sich den Sank­tionen an.

13.11.: Neuer Friedensplan der EG sieht die Stationierung internationaler Truppen vor. Alle Seiten stimmen zu. Die Kämpfe gehen weiter.

17.11.: Fall Vukovars.

18.11.: Der WEU-Ministerrat beschließt auf seiner Herbsttagung die Entsendung von Kriegsschiffen in die Adria, um für die Ab­wicklung humanitärer Aktionen und Evaku­ierungen zu sorgen.

24. 11.: 14. Waffenstillstand, aber die Kämpfe dauern an.

5.12.: Staatspräsident Stipe Mesic legt sein Amt nieder.

9.12.: Wiederaufnahme der Friedenskonfe­renz.

10.12.: EG-Gipfel in Maastricht.

11.12.: Deutschland kündigt die Aufkündi­gung des Verkehrsabkommens an. Serbien verbietet im Gegenzug das Passieren von deutschen Nutzfahrzeugen und Flugzeugen.

13.12.: Perez de Cuellar rät zur Zurückhal­tung bei der Anerkennung der Republiken.

16.12.: Das EG-Außenministertreffen be­schließt, all die Republiken zum 15. Januar anzuerkennen, die bis zum 23.12. dies bean­tragen und ausreichenden Minderheiten­schutz verankern.

20.12.: Rücktritt von Regierungschef Mar­kovic.

23.12.: Bonn verschickt Anerkennungs­schreiben an Kroatien und Slowenien. Bos­nien-Herzegowina beantragt bei der EG seine Anerkennung. Bosnische Serben rufen eigene Republik aus.

31.12.: Neue Mission von Vance.

1992

1./2.1.: Friedensplan der UNO wird von Kroatien und Serbien angenommen. Er sieht u.a. vor: Den Rückzug der Bundesarmee in die Kasernen, die Entwaffnung aller parami­litärischer Verbände außer der Polizei, die Stationierung von UNO-Soldaten in den Kri­sengebieten Slawoniens und der Krajina. Am 2.1.92 wird der 15. Waffenstillstand unter­zeichnet. Vertreter der serbischen Minderheit in Kroatien lehnen den Waffenstillstand ab.

3.1.: Beginn einer "Jugoslawienkonferenz" in Belgrad mit dem Ziel, aus dem Rest der Republiken ein "neues Jugoslawien" zu schaffen.

7.1.: Ein Hubschrauber mit EG-Beobachtern wird bei Varazdin abgeschossen, 5 Männer sterben. Die EG stellt ihre Beob- ach­tungstätigkeit zu Lande daraufhin ein.

8.1.: Verteidigungsminister Kadijevic tritt zurück. Als neuer Verteidigungsminister wird ein Hardliner, Adzic, ernannt. Die UNO erklärt, daß es bei ihrem Plan bleibt und sie in den nächsten Tagen 50 Offiziere als Vor­hut für die Blauhelme schicken werde.

9.1.: Friedenskonferenz in Den Haag geht weiter. Der Konflikt zwischen der Regierung Milosevic und den Serben in Kroatien geht weiter; Milosevic erklärt den Bürgerkrieg für beendet.

11.1.: Albaner in Makedonien stimmen für Abspaltung von Makedonien. Die Spannun­gen in Bosnien-Herzegowina verschärfen sich.

15.1.: Die EG erkennt geschlossen Kroatien und Slowenien an Mazedonien und Bosnien-Herzegowina wird die Anerkennung verwei­gert.

17.1.: Ein Vorausteam der UNO wird bei­derseits der Front stationiert. In den nächsten Wochen wird über die Modalitäten des Frie­densplans heftig gestritten. Die serbische Seite lehnt eine Stationierung im besetzten Gebiet Kroatiens zunächst erneut ab. Vereinzelte Verstöße gegen die Waffenruhe werden gemeldet.

13.2.: Nach langwierigen Verhandlungen gibt der neue UN-Generalsekretär Butros Ghali die Stationierung von 13.000 UN-Sol­daten (später wird diese Zahl auf exakt 13.870 be­ziffert) ab Anfang März bekannt. Serbien und Montenegro verabreden die Gründung eines neuen jugoslawischen Staa­tes.

14.2.: Das jugoslawische Rumpfstaatspräsi­dium kündigt den Rückzug der Jugoslawi­schen Volksarmee aus Makedonien an. Die griechische Ablehnung, Makedonien unter diesem Namen anzuerkennen, wird Thema in der Tagespresse.

23.2.: Der UN-Sicherheitsrat billigt die Ent­sendung der knapp 14.000 Blauhelm-Frie­denstruppe UNPROFOR nach Kroatien.

26.2.: Die SerbInnen in Kroatien bestimmen Goran Hadzic zum Präsidenten der "Serbischen Republik Krajna". Damit wird der Hardliner Milan Babic, der sich gegen den UN-Friedensplan ausgesprochen hatte, ausgeschaltet.

29.2./1.3.: Referendum in Bosnien-Herze­gowina (BiH) über die Unabhängigkeit. Die SerbInnen boykottieren die Abstimmung mehrheitlich, in der sich 99 % Prozent für ein selbständiges BiH aussprechen. Die Wahlbeteiligung lag bei 62,7 % In Sarajevo und anderen Landesteilen kommt es zu schweren Unruhen; es werden Barrikaden er­richtet, die in Sarajevo aber nach zwei Nächten wieder abgebaut werden.

9.3.: Hunderttausend Menschen demonstrie­ren in Belgrad gegen die Regierung Milose­vic.

18.3.: Unter EG-Vermittlung verständigen sich alle drei Parteien in BiH auf eine Kan­tonslösung.

20.3.: schwere Kämpfe in Kroatien gemel­det.

5.4.: Serbische Terroristen schießen in Sa­rajevo auf Friedensdemonstration und töten mehrere Menschen. BiH beschließt die Ge­neralmobilmachung.

7.4.: Die EG erkennt geschlossen Bosnien-Herzegowina an. In den folgenden Tagen greifen die Kämpfe auf alle Teile BiH über.

14.4.: Visegrad wird besetzt von der Jugo­slawischen Volksarmee.

27.4.: Serbien und Montenegro gründen die "Bundesrepublik Jugoslawien".

6.5.: Die Jugoslawische Bundesarmee kün­digt ihren Rückzug aus BiH an. Tatsächlich bleiben die meisten Soldaten und das Gerät in BiH und werden der neugegründeten Ser­bischen Armee unterstellt.

8.5.: Verteidigungsminister Adzic wird durch Zivota Panic abgelöst; außerdem müs­sen 38 weitere Generäle gehen.

Mitte Mai: Diskussion um die Aufnahme von Flüchtlingen aus BiH.

28.5.: EG beschließt Handelsembargo gegen Rest-Jugoslawien.

29.5.: UN-Sicherheitsrat beschließt Sanktio­nen gegen Rest- Jugoslawien, wozu ein Handelsboykott, Abbruch kultureller Beziehungen und auch ein Sportboykott gehören.

30.5.: Wahlen in Jugoslawien werden von der Opposition boykottiert. An einer Anti­kriegsdemo in Belgrad nehmen 50.000 Men­schen teil. Dobrica Cosic wird neuer Staats­chef.

11.6.: UN-Soldaten treffen am Flughafen Sa­rajevo ein. Sie sollen ihn für Hilfsflüge öff­nen.

15.6.: Alle Parteien Rest-Jugoslawiens eini­gen sich darauf, den amerikanischen Ge­schäftsmann Milan Panic zum neuen Regie­rungschef zu machen.

16.6.: Die StudentInnen in Belgrad treten in Streik.

23./24.6.: Im Kosovo werden trotz Verbots Parlamentswahlen abgehalten.

28.6.: Der französische Staatschef Francois Mitterand unternimmt einen überraschenden Kurzbesuch in Sarajevo. Er will die Öffnung des Flughafens für Hilfsflüge erreichen.

2.7.: Die Luftbrücke nach Sarajevo wird aufgenommen, nachdem UNPROFOR die Kontrolle über den Flughafen übernommen hat.

5.7.: Die Kroaten in BiH gründen nach der Eroberung von Mostar den Staat "Herzeg-Bosna", der sich als von BiH unabhängig er­klärt.

6.7.: Milan Panic trifft in Belgrad ein und tritt sein Amt an. Das Oppositionsbündnis DEPOS beginnt eine einwöchige Dauerde­monstration mit mehreren Hunderttausend TeilnehmerInnen.

11./12.: Die WEU schickt Kriegsschiffe in die Adria zur Überwachung des Handelsem­bargos. Auch ein deutsches Schiff ist dabei.

Anfang August: Die Existenz von Internie­rungslagern wird bekannt. Im Westen meh­ren sich die Stimmen für ein militärisches Eingreifen.

2.8.: Wahlen in Kroatien. Die HDZ unter Präsident Tudjman geht aus ihnen als Siege­rin hervor.

13.8.: Der UN-Sicherheitsrat "erlaubt" die militärische Begleitung von Hilfskonvois. Am 17.8. erreicht ein erster solcher Konvoi die Stadt Gorazde.

Anfang September: Die Luftbrücke wird unterbrochen.

15.9.: Der Sicherheitsrat erlaubt den UN-Soldaten, ihre Waffen nicht wie bislang nur zur Selbstverteidigung, sondern auch zur Durchsetzung von Hilfsleistungen einzuset­zen. UNPROFOR in BiH soll von 1.500 auf bis zu 7.000 SoldatInnen aufgestockt wer­den.

23.9.: Die UN-Vollversammlung schließt Rest-Jugoslawien mit großer Mehrheit aus.

22./4.10.: Die Luftbrücke wird wieder eröff­net. Die Serben verkünden die Teilung Sa­rajevos. Pale, ein Vorort von Sarajevo, wird Hauptstadt der "Serbischen Republik BiH".

6.10.: Bosanski Brod fällt an die serbischen Truppen. Hartnäckige Gerüchte sprechen von einem Geheimabkommen zwischen Kroatien und Serbien und dem Tausch von Bosanski Brod gegen die Umgebung von Dubrovnik, die fast gleichzeitig von den ser­bischen Truppen geräumt wird.

ca 12.10.: Die NATO beschließt den Einsatz von Überwachungsflugzeugen, die das UN-Flugverbot über Bosnien kontrollieren sol­len.

26.10.: Izetbegovic erklärt zum ersten Mal die Möglichkeit einer Aufteilung BiH unter die drei Volksgruppen als vorstellbar. In den Wochen zuvor gab es immer mehr Meldun­gen von Kämpfen zwischen Kroaten und Moslems.

29.10.: Jaice wird von serbischen Truppen eingenommen. 25.000 Menschen fliehen.

November: Massenvergewaltigungen an bosnischen Frauen werden erstmals bekannt.

3.12.: Die Konferenz der Islamischen Staa­ten fordert die Aufhebung des Waffenem­bargos gegen Bosnien und ein militärisches Eingreifen durch die UNO.

20.12.: Bei den Wahlen in Rest-Jugoslawien gewinnen die regierenden Sozialisten. Die Opposition spricht nach Bekanntwerden des Wahlergebnisses von Betrug.

29.12.: Das Belgrader Parlament stimmt ei­nem Misstrauensantrag gegen Milan Panic zu und ernennt direkt einen Nachfolger:

1993

2.1.: Die Jugoslawien-Verhandlungen gehen weiter. Zum ersten Mal sitzen die Bosnier an einem Tisch mit Karadzic, dem Führer der serbischen Partei. Etliche westliche Staaten haben sich dahingehend geäußert, daß sie im Falle eines Scheiterns der Verhandlungen militärisch in BiH intervenieren würden. Neuer Friedensplan vorgelegt, der Auftei­lung in 10 Kantone vorsieht. Januar über Heckmeck um Zustimmung der Kriegspar­teien. Schließlich prinzipielle Zustimmung, aber Waffenstillstand muß noch ausgehan­delt werden.

19.1.: Dt. Soldaten sollen in AWACs blei­ben, wenn sie eingesetzt werden sollten

22.1.93: Angriff der kroatischen Armee auf Gebiet um Maslenica-Brücke Kämpfe in Bosnien gehen weiter.

1.2.: Friedensplan von allen Seiten abge­lehnt.

ca 12.2.: 6-Punkte Plan Clintons.

1.3.: Abwürfe von Lebensmitteln über Ost­bosnien (von USA initiiert). Ende MÄrz auch deutsche Flugzeuge beteiligt.

ca 12.3.: Verhandlungen in Washington fortgesetzt

30.3.: (ca): UN Sicherheitsrat beschließt Flugverbot über Bosnien, das militärisch durchgesetzt werden soll (aber ohne Boden­ziele zu beschießen).

2.4.: Deutsche Beteiligung an AWACS-Ein­sätzen

6.4.: WEU will Embargobrecher auf Donau stoppen. Deutschland beteiligt sich mit 4 Booten des BGS und und der Zoll­fahndung.

Ab Mitte April (Ostern): Erste NATO-Flugzeuge im Einsatz. Es ist der erste Kampfeinsatz der NATO unter dem Namen "Deny Flight".

ab April: Kämpfe zwischen Kroaten und Moslems flammen auf in Bosnien.

ab 26.4.: verschärfte Sanktionen gegen Ju­goslawien (nach Ablehnung des Friedens­plans.) Schließung der Grenze für alles außer humanitären Gütern.

Mai: Debatte um größere Militäraktionen. Friedensplan zu Akten gelegt. Schutzzonen debattiert.

Juni: Schutzzonen vereinbart. EG-Länder bieten an, Truppen der UNO zu unterstellen. Resolution 836 erlaubt den Einsatz "aller notwendiger Mittel" zum Schutz der Sicher­heitszonen. gleichzeitig: Tudjman und Milo­sevic einigen sich über 3-Teilung Bosniens.

18.7.: Einigung über Maslenica-Brücke. Ponton unter UN-Kontrolle gestellt.

30.7.: 25. Waffenstillstandsvereinbarung in BiH. Föderation aus 3 Teilen. Aber keine wirklichen Veränderungen.

9.8.: NATO beschließt Luftangriffe gegen Serben.

28.9.: Bihac erklärt sich autonom.

Anfang November: die historische Brücke in Mostar wird zerstört.

19.12.: Wahlen in Jugoslawien. Milosevic gewinnt.

1994

Mitte Januar: Abkommen zwischen Ser­bien/Rep.Jugoslawien und Kroatien. Ein­richtung von Verbindungsbüros.

5.2.: (?) Granate auf Marktplatz von Sara­jevo. Danach droht Nato mit Luftangriffen, wenn Geschütze nicht aus einer Zone von 20 km abgezogen werden.

23.2.: Waffenstillstand zwischen Kroaten und Moslems vereinbart

28.2.: Zum ersten Mal werden vier serbische Maschinen, die das Flugverbot mißachtet hatten, durch NATO-Kampflugzeuge abge­schossen.

18.3.: Washingtoner Abkommen zwischen Kroaten und Moslems beendet den Krieg zwischen den beiden Volksgruppen in Bos­nien.

10.4 und 11.4.: NATO bombardiert Ziele bei Gorazde, um einen Fall der Stadt zu ver­hindern.

25.4.: Die bosnischen Serben geben in Gorazde nach .

Anfang Mai: Kroaten und Moslems einigen sich auf Aufteilung von Kantonen in einer kroatisch-bosnischen Konföderation. Eine Umsetzung ist aber nicht ohne Zustimmung von Karadzic möglich.

24.7.: Einführung von Koschnick als EU Admi­nistrator in Mostar

5.8 94: Druck Belgrads auf Serben in Bos­nien verschärft sich, den Friedensplan anzu­nehmen. Bruch der Beziehungen und Schlie­ßung der Grenzen, nachdem das Parlament in Pale den Friedensplan abgelehnt hat. Im Septem­ber werden zivile Beobachter statio­niert (135).

Oktober/November: Offensive der Bosnier.

8.11.: Erste Sitzung des Jugoslawien-Tribu­nals der UNO in Den Haag.

Mitte Novem­ber: Bosnische Truppen grei­fen Serben in Bihac an. NATO bombardiert Flugplatz in Krajina bei Bihac.

19.11.: UN-Sicherheitsrat bevollmächtigt NATO, Stellungen der Krajina-Serben an­zugreifen, die für Angriffe auf Bihac genutzt werden. Wenige Tage später werden meh­rere Angriffe geflogen.

21.12.: Waffenruhe für 4 Monate vereinbart. (Nach Drohungen der UNO, abzuziehen.) Die "Mini-Kontaktgruppe" veröffentlicht den sog. "Z-4-Plan", der eine weitgehende Autonomie für die Krajina vorsieht. Er wird von den Krajina-Serben abgelehnt.

1995

Januar: Tudjman kündigt an, das UNPRO­FOR-Mandat nicht zu verlängern.

Ende März: Die UNO darf in Kroatien blei­ben, aber mit verändertem Mandat: Die neuen Truppen, die auf 5-6000 Mann redu­ziert werden, hei­ßen "UNCRO" und müssen sich auf Grenz­kontrollen u.ä. beschränken.

1./2.5.: Serben und Bosnier lehnen Verlän­gerung der Waffenruhe in BiH ab. Kroatien nimmt in Blitzoffensive Westslawonien ein.

25.5.: Angriff von NATO-Jets auf ein Mu­nitionsdepot der bosnischen Serben, nach­dem diese ein UN-Waffenlager überfallen haben.

26.5.: Granatangriff auf Tuzla, bei dem 67 Menschen sterben. Im Gegenschlag greifen NATO-Flugzeuge das Munitionsdepot bei Pale an. Daraufhin nehmen die bosn.Serben über 300 Blauhelme als Geiseln, um die Luftangriffe zu stoppen. Sie werden nach ca zwei Wochen nach und nach freigelassen.

16.6.: Bosnische Armee beginnt Offensive, um den Belangerungsring rund um Sarajevo zu durchbrechen.

Im Juni: beschließen NATO und UN Ein­satz einer Schnellen Eingreiftruppe zum Schutz der Blauhelmsoldaten. (Damit ertei­len sie auch Überlegungen, abzuziehen, eine Absage.) Deutschland beteiligt sich mit Tor­nados und Sanitätseinheiten

Anfang Juli: Angriffe der bosn. Serben auf Srebenica und Zepa beginnen. Trotz An­griffe von NATO-Flugzeugen fällt am

11.7.: Srebenica. Ca 40.000 bosnische Mus­lime werden vertrieben; es kommt zu Mas­sentötungen wehrfähiger Männer durch ser­bische Einheiten.

20.7.: Zepa wird durch bosn.Serben erobert. Ca 17.000 Menschen werden vertrieben.

21.7.: Londoner Bosnien-Konferenz kündigt massive Luftangriffe an, um Gorazde zu schützen.

Ende Juli: Kroatische Einheiten greifen in Bosnien serbische Verbände an, um Bihac zu entlasten. Schnelle Eingreiftruppe der NATO um Sarajevo herum einsatzbereit.

26.7.: Die UNO überträgt das Kommando für Luftangriffe an General Berhanrd Jan­vier, den Oberkommandierenden aller UN-Truppen in Ex- Jugoslawien.

2.8.: Deutsche Tornados in Piacenza ein­satzbereit gemeldet.

4.8.: Offensive der kroatischen Truppen ge­gen die Krajina. Zwischen 150.000 und 200.000 kroatische Serben fliehen nach Bos­nien oder Serbien. Dies löst auch eine neue Vertreibungswelle gegen bosn. Muslime und Kroaten in den serbischen Teilen Bosniens aus. Unterdessen werden systematisch serbi­sche Häuser in der zurückeroberten Krajina zerstört.

Mitte August: neue Balkan-Initiative der USA. Sie beruht auf dem alten Teilungsplan der Bosnien-Kontaktgruppe (49 % an Mos­lems und Kroaten, 51 % an Serben). Gorazde soll angeblich zum serbischen Territorium kommen. Die Initiative erleidet einen Rück­schlag durch den Unfall-Tod von drei der US-Unterhändler.

19.8.: UN zieht Truppen aus Gorazde und weiteren Gebieten zurück; der Schutz der Schutzzonen soll aus der Luft gewährleistet werden, wird erklärt. Es wird vermutet, daß ungefähr die Hälfte der 20.000 Blauhelm-Soldaten aus Bosnien abgezogen werden soll. Kroatien massiert Truppen in der Re­gion um Dubrovnik.

27.8.: Kroatien droht mit Rückeroberung Ost-Slawoniens.

28.8.: Bei Granatangriff auf Sarajevo kom­men mehr als 30 Menschen ums Leben.

Ab 30.8.: NATO-Flugzeuge greifen massiv serbische Stellungen an.

1.9.: Dabei werden sie auch zum ersten Mal von dt. Flugzeugen unterstützt. Der Einsatz der Schnellen Eingreiftruppe wird damit be­gründet, daß Blauhelmtruppen in Gefahr ge­raten seien. Gleichzeitig kündigt Belgrad an, daß Milosevic bei der nächsten Runde der Friedensgespräche die bosnischen Serben vertreten wird.

6.9.: Karadzic verspricht Abzug seiner Truppen aus Gebiet rund um Sarajevo.

7.9. Als dies nicht sofort umgesetzt wird, setzt NATO ihre massiven Bombardierungen mit Flugzeugen und Marschflugkörpern fort.

12.9.:: Russland protestiert beim UN-Sicher­heitsrat gegen die NATO-Angriffe.

Ca 12.9.: Kroatische und bosnische Regie­rungstruppen beginnen Offensive an mehre­ren Fronten; bewegen sich u.a. auf Banja Luka zu.

13.9.: Makedonien und Griechenland schlie­ßen einen Vertrag über die Normalisierung ihrer Beziehungen; das griechische Embargo wird aufgehoben.

15.9.: Luftangriffe werden ausgesetzt, nach­dem Karadzic den Abzug der Waffen aus 20-Meilen-Zone um Sarajevo zusichert. Am 16.9. wird der Flughafen von Sarajevo wie­der eröffnet.

19.9. Kroaten und bosnische Regierungs­truppen haben geschätzt 50% von BiH unter ihrer Kontrolle.

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Hintergrund
Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.