Eine Woche vor Ostern rufen wir mit unserem Aufruf "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt! " in mehreren Zeitungen zur Teilnahme an den Ostermärschen 2025 auf. Hilf auch du mit bei der Mobiliserung!
Die Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V.
vonDer "Arbeitgeber", eine Fachzeitschrift für Unternehmer etc., berichtet, daß bei Bayer mitunter bis zu 300 Leuten damit beschäftigt sind, die Aktivitäten eines Bayer-kritischen Netzwerkes, der "Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V.", zu beobachten und Gegenstrategien zu ersinnen. Ein absolutes Novum in der Geschichte nicht nur dieses Multis.
Es begann im Mai 1978. Im Wuppertaler Bayer-Werk flogen die Fensterscheiben rund um das Werk zu tausenden raus: Bei Bayer war ein Kessel explodiert und versetzte die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Einige Wochen später fielen die Vögel tot vom Himmel und auf den Balkonen verwelkten die Petunien: Eine bei Bayer ausgetretene Giftwolke bedrohte die Anwohner des Werkes. Einen Tag nach dem zweiten "Störfall" gründete sich auf einer gut besuchten Versammlung empörter Bayer-Nachbarn die "Wuppertaler Bürgerinitiative gegen Bayer-Umweltgefährdung".
Die Wuppertaler lernten rasch, worauf sie sich eingelassen hatten. Ging es anfangs nur um die Produktionssicherheit im Werk, kamen rasch weitere Arbeitsgebiete hinzu: Umweltversuchung, Medikamentebsicherheit, Gefährdung der Arbeitsplätze, soziale Sicherung, Transportunfälle, politischer Machtmißbrauch usw. Und vor allem erkannte die Bürgerinitative (BI), daß sie einem global agierenden Chemie-Giganten gegenüberstand, der in allen Ländern der Welt vertreten ist. Und was sich hierzulande abspielt, ist im Vergleich zu den Verhältnissen in den Ländern der "Dritten Welt" nur die Spitze eines Eisberges.
Aber die BI lernte auch Gleichgesinnte kennen. öberall im In- und Ausland wehrten sich Menschen gegen den Chemie-Multi.
1983 wurde die "Internationale Coordinationsstelle - Aktiv gegen Bayer-Umweltgefährdung e.V." gegründet, die heutige "Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V.". Bereits bei der Eintragung des Vereins beim Amtsgericht Solingen merkte das neugegründete Netzwerk, mit welchem Gegner es zu tun hatte. Die Vereinseintragung war mit Hilfe einer einstweiligen Verfügung durchsetzbar, die Gemeinnützigkeit ist dem Netzwek bis heute verwehrt. In der Akte fand sich bereits 1984 ein Dossier des Polizeipräsidenten Wuppertal: "Bei dem neugegründeten Verein handelt es sich eine weitere, kommunistisch gesteuerte Initiative, deren einziges Ziel Agitation gegen die Fa Bayer AG ist." Und weiter: "Der ...postulierten Gemeinnützigkeit wird nachdrücklich widersprochen."
Mittlerweile verfügt das Netzwerk über rund 4.000 Partner in ca. 40 Ländern. In Vorstand, Projekt- und Standortgruppen im In- und Ausland arbeiten Menschen und Organisationen unterschiedlicher Weltanschauungen zusammen. Der bedeutsamste Effekt unseres Selbsthilfe-Netzwerkes dabei ist wohl dabei ist wohl, daß wir den Menschen in aller Welt Mut machen, sich gegen die scheinbare Allmacht des Bayer-Konzerns - und auch anderer Konzerne - zu wehren.
Die "Kritischen Bayer-Aktionäre" (KBA) sind eine Projektgruppe der "Coordination gegen Bayer-Gefahren e.V.". In ihr arbeiten rund 60 Bayer-Aktionäre zusammen. Aktiv unterstützt wird sie von 700 weiteren Bayer-Aktionären. Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, auf den jährlich Aktionärsversammlungen des Bayer-Konzerns quasi als Gewissen des Konzerns das Wort zu ergreifen und die im Geschäftsjahr eingetretenen Probleme für Mensch und Umwelt in der Diskussion über Gewinn und Verlust zu erzwingen. Sie verweigern dem Vorstand und den Kapitalvertretern im Aufsichtsrat die Entlastung, weil sie dort die Verantwortlichen für die sich mit Bayer verbindenden ökologischen, sozialen und sonstigen Mißstände sehen.
Es ist nicht Anliegen der KBA , die Mehrheitsverhältnisse bei Bayer zu verändern. Bei einem Grundkapital von ca. 3 Mrd. DM bzw. mehr als 50 Millionen Aktien † DM 50.- ist stets eine sichere Mehrheit in den Händen von wenigen Dutzend Großbanken und anderen Kapitaleignern. Den KBA geht es um die direkte Ansprache der Verantwortlichen im Konzern. Wenn sich diese keinem öffentlichen Dialog um die sich mit Bayer verbindenden Probleme stellen, so ist es wenigstens auf den Hauptversammlungen möglich, sie direkt, persönlich und öffentlich anzusprechen. So mußte sich z.B. 1988 der Bayer-Vorstand die lange Liste der Mißstände bei Bayer/Peru aus erster Hand anhören. Auf Einladung der KBA sprach der peruanische Gewerkschaftssekretär des dortigen Bayer-Werkes.
Das Bayer-Imperium
Der multinationale Chemie-Konzern Bayer, 1863 in Wuppertal als Kunstfarbenbetrieb infolge des steigenden Farbenbedarfs der sich explosionsartig entwickelnden Textilindustrie gegründet, umfaßt heute ein Imperium nach Bayer-Angaben von ca. 400 Firmen und Gesellschaften, davon ca. 300 mit Sitz im Ausland. Viele dieser Firmen und Gesellschaften haben verschiedene Werke oder Niederlassungen, sodaß sich insgesamt ca. 600 bis 700 Fabrikationsstellen bzw. Handelsvertretungen in allen Ländern der Erde ergeben.
Daneben gibt es ein nicht unbeträchtliches Schattenimperium, das alle Beteiligungen mit weniger als 50% aller Firmen umfaßt , die von Bayer ohne jeden Besitz dominiert werden, und alle Gesellschaften, die von Bayer einfach in den Beteiligungslisten nicht offengelegt werden. Man muß davon ausgehen, daß den jeweiligen offiziellen Bayer-Zahlen 30 bis 50% hinzugerechnet werden müssen. Nach geltendem Recht ist der Konzern nicht gezwungen, seine wirtschaftliche Struktur umfassend offenzulegen.
Der Stammsitz des Konzerns liegt in Leverkusen, einer Kleinstadt am Rhein bei Köln. Nach offiziellen Zahlen ca. 170 Tausend, nach Schätzungen ca. eine Viertel-Million und mehr Menschen, arbeiten weltweit für die Bayer-Bilanz. Rd. 54% in der Bundesrepublik, etwa 18% im restlichen Europa (incl. Türkei), ca. 13% in Nordamerika, rund 9% in Mittel- und Südamerika, ca. 4% in Fernost und etwa 2% im Mittleren Osten und Afrika.
Damit ist die absolute Mehrheit der offiziell angegebenen Mitarbeiter in der BRD beschäftigt. Stellt man der Verteilung der Beschäftigten die Verteilung der Umsätze gegenüber, so erhält man ein etwa anders Bild. Lediglich ca. 21% des Umsatzes werden in der BRD gemacht, etwa 37% im restlichen Europa, rund 21% in Nordamerika, etwa 9% in Fernost, ca. 7% in Mittel- und Südamerika, und rund 5% im Mittleren Osten und in Afrika.
Auf Politik und Wirtschaft hat Bayer in seiner Geschichte stets Einfluß genommen, um die eigenen Interessen optimal zu fördern. Das führt dazu, daß der Konzern bei beiden Weltkriegen als verantwortlicher Kriegstreiber auszumachen war und als solcher 1949 auch vor dem Nürnberger Tribunal als Kriegsverbrecher verurteilt wurde. Auch heute ist der Einfluß zu erkennen. In Abstimmung mit Hoechst und BASF, eng erbundenen Schwestern, wurde u.a. der ehemalige BASF-Referent Kohl zum Bundeskanzler und der Hoechst-beliebte Töpfer zum Umweltminister gemacht. Selbst Geldspritzen an Kohl in Höhe von vielen hunderttausend DM wurde über den Bundesverband Pharmazeutische Industrie bekannt.
Die Bayer-Produkte
Zur Herstellung und Vertrieb seiner ca. 10.000 Produkte ist der Bayer-Konzern in 7 Sektoren gegliedert (alphabetisch):
- AGFA-Geveaert/Film/Foto/Informationstechnologie mit rund 7% des Umsatzes;
- Anorganica/Polyurethaen/Lackrohstoffe mit etwa 21%;
- Landwirtschaft mit ca. 14%;
- Organica/Farben mit etwa 14%;
- Pharma mit rund 15%;
- Polymere mit ca. 16%;
- Sonstige mit 3% des Umsatzes.
Bayer begegnet einem nicht nur dort, wo das weltberühmte Bayer-Kreuz deutlich sichtbar ist. Der Konzern liefert Pharmazeutika für Menschen und Tiere, Pestizide und Farbe, Kosmetika und Kunstfasern, Fototechnik und -materialien sowie jede Menge Kunststoffe und Grundchemikalien für alle Zwecke und Bereiche. Insbesondere im Automobilbereich, wo Kunststoffe bereits ca. 20 bis 30% erobert haben, steht Bayer mit an der Spitze. Der neue maschinenlesbare Personalausweis wurde von Bayer entwickelt und auch bei der Space-Shuttle-Tour der BRD war der Konzern dabei. Ulf Merbold forscht für Bayer im Weltall.
Ein besonderer Geschäftszweig des Konzerns sind die chemischen Kampfstoffe. Die erste dieser verhängnisvollen Waffen kam aus den Bayer-Labors und bis heute stammt jede maßgebliche Weiterentwicklung von Bayer. Auch das neue VX der USA entspringt einem Bayer-Patent.
Der Konzern - ca. Platz 30 der weltgrößten Firmen , und zusammen mit Hoechst und BASF unter den ersten 5 - hat in seiner 125jährigen Geschichte noch keine ernstzunehmende Strukturkrise erfahren.
Bayer-Pestizide töten Menschen
Pestizide sind Mittel, die Schädigungen von Nutzpflanzen fernhalten sollen. Damit sollen sie in einer industrialisierten Landwirtschaft hohe Erträge sichern. In der Bundesrepublik werden Pestizide von der Chemischen Industrie und den Behörden "Pflanzenschutzmittel" genannt. Tatsächlich aber müssen sie, um wirken zu können, lebende Organismen abtöten. Pestizide sind also Gifte. Sie werden üblicherweise nach den Organismen unterschieden, die sie bevorzugt töten.
Die meisten Pestizide wirken auf irgendeine Art im Stoffwechsel der Zielorganismen... und in der Regel nicht sehr spezifisch. Pestizide, die ausschließlich den Zielorganismus schädigen und sonst keine Wirkungen haben, existieren nicht. Hinzu kommt, daß sie niemals reine Wirkstoffe darstellen, sondern während der Produktion durch Nebenprodukte verunreinigt werden. Alle Pestizide haben durch Produktion und Formulierung (Mischung) vermeidbare oder unvermeidbare Nebenstoffe. Zum Beispiel ist in dem Pestizid 2,4,5-T grundsätzlich das Seveso-Gift Dioxin enthalten.
Wurden 1965 weltweit etwa 2,7 Mio Tonnen Pestzide eingesetzt, so waren es 1980 bereits 4,6 Mio. Tonnen. Nach Schätzungen werden es im Jahr 1995 ca. 6,5 Mio. Tonnen sein, die global zur Anwendung kommen werden... vor allem auf den Märkten in Afrika, Asien und Latainamerika. Der Sektor Landwirtschaft bei Bayer setzte 1987 4,645 Milliarden DM um, das sind 12% des gesamten Jahresumsatzes. öber lange Jahre weltgrößter Pestizidproduzent, wurde der Konzern erst vor Kurzem von Ciba Geigy überholt. In der letzten Zeit fehlen die Beweise dafür, daß bundesdeutsche Unternehmen weiterhin bei uns verbotene oder beschränkt anzuwendende Pestizide im Ausland, vor allem in der "Dritten Welt" vertreiben. Konzerne wie Bayer halten sich diese Möglichkeit weiter offen. Der internationale Prospekt von Bayer empfiehlt den Einsatz des Schädlingsbekämpfungsmittels Disulfoton für eine breite Palette von Kulturen und gegen eine Vielzahl von Schädlingen. In der Bundesrepublik ist dieser Wirkstoff zwar noch für einen speziellen Anwendungsbereich zugelassen, hat für den Inlandsmarkt jedoch keine Bedeutung mehr. Ein Vertreter von Bayer erklärte auf Nachfrage, daß der Konzern darauf Wert lege, daß sein Produkt in der Bundesrepublik zugelassen sei und bliebe. Schließlich würden einige Entwicklungsländer bereits überprüfen, ob die einzuführenden Pestizide auch im Herstellerland zugelassen seien. Die Weltgesundheitsorganisation WHO führt Disulfoton in der Giftklasse der extrem gefährlichen Mittel. Bayer vertreibt es u.a. in Thailand und Kolumbien.
Das Bayer-Produkt Aldrin, ein Chlorkohlenwasserstoff (CKW), der sich im Boden zu dem noch gefährlicheren Dieldrin umwandelt und hoch akut toxisch wirkt, ist in der Bundesrepublik und anderen Ländern bereits verboten, wird von Bayer aber noch u.a. in Peru verkauft.
Die Liste ließe sich fortsetzen... so ist z.B. noch immer nicht geklärt, inwieweit Nemacur 10 von Bayer Ursache vin Vergiftungen von Tausenden Spaniern im Jahre 1981 war. Durch das sogenannte Rapsölsyndrom wurden über 500 Menschen getötet. Welche Gefahren bei der Produktion dieser Stoffe vorhanden sind, ist spätestens seit der Katastrophe von Bhopal bekannt. In Leverkusen, Brunsbüttel und Uerdingen produziert Bayer ca. 250.000 bis 300.000 Tonnen Phosgen jährlich - und transportiert es zum Teil per LKW über Autobahnen...