Friedensseminar im Zentrum AMANI/BUKAVU im Osten der DR Kongo

von Jod Nsengyiaremye

Delegierte von 15 Friedensgruppen (NROs), 28 aus der DR Kongo, 7 aus Ruanda und 6 aus Europa - PCI-Generalsekretär und Delegierte der niederländischen, belgischen und deutschen Sektionen von Pax Christi - informierten sich gegenseitig über die politische Situation, berieten und planten Aktionen zu einem gerechten Frieden in Zentralafrika. Das Ergebnis des Seminars vom Mai 2003 ist die Gründung eines PCI-Netzwerks Große Seen und das konkrete Projekt einer jährlichen Friedenswoche in Zentralafrika.

Das Seminar fand in einer komplexen politischen Situation der DR Kongo statt: Einerseits wartet die kongolesische Bevölkerung auf Umsetzung der Lusaka-Abkommen von 1999 und der folgenden Abkommen von Pretoria und Sun City (innerkonglesischer Dialog von März 2003). Andererseits erlebt die DR Kongo zur Zeit eine besondere humanitäre Katastrophe in dem grausamen Krieg in der Region Ituri. Um Bukavu und in Uvira klagt die Bevölkerung über militärische Übergriffe, vor allem über massive Frauenvergewaltigungen, Zerstörungen von Infrastrukturen, Terror gegen die zivile Bevölkerung, wirtschaftliches Desaster, etc.

In seiner Predigt während des Eröffnungsgottsdienstes in der überfüllten Kathedrale Notre Dame de la Paix von Bukavu verurteilte der Erzbischof von Kisangani, Laurent P. Monsengwo, Vizepräsident von PCI, den "unsinnigen Krieg" in der DR Kongo. Gleichzeitig gedacht er besonders der Opfer der Massaker von Kisangani vom Mai 2002. Etienne de Jonghe, PCI-Generalsekretär, ermutigte in seiner Ansprache die Bevölkerung von Bukavu zu aktivem Einsatz für den Frieden.

Die Teilnehmer des Friedensseminars verfassten eine Deklaration an die UNO gegen das Morden in der Region Ituri, in der sie eine effektive Intervention der UNO zur Beendigung der Massaker dort forderten.

Die Teilnehmer am Seminar waren Delegierte von Pax Christi-Gruppen und anderer Partnerorganisationen, die vergleichbare Tätigkeiten ausüben: Menschenrechtsarbeit, politische Friedenserziehung, Konfliktbearbeitungs-. Versöhnungs- und Lobbyarbeit, etc. Neben der uns geläufigen Arbeit für Versöhnung und Frieden leisten Pax Chnsti-Gruppen in Zentralafrika, angesichts von Hunger, Obdachlosigkeit, dem Elend von Straßenkindern und Kindersoldaten, praktische Hilfe zum Überleben. "Kein Friede ohne Brot" ist ihr Fazit. Ein großer Unterstützungsbedarf von Außen war bei allen Pax Christi-Gruppen spürbar.

Diesen angeschlossenen Organisationen wurde ihre Zugehörigkeit zu PCI in verschiedenen Kategorien durch Etienne de Jonghe zu Beginn des Seminars offiziell bescheinigt.

Das Seminar war darauf ausgerichtet, die Delegierten als Multiplikatoren zu qualifizieren. Themen waren u.a.: Methoden der gewaltfreien Aktion, Versöhnungsarbeit und friedliche Konfliktlösung.

Es wurde beschlossen: Die Veranstaltung einer regelmäßigen Friedenswoche in Zentralafrika, d.h. zeitgleich in DR Kongo, Rwanda und Burundi. Die erste findet im Oktober 2003 statt. Ein Netzwerk Große Seen wird hierfür gegründet. Vier Antennen (Anlaufstellen), drei für die DR Kongo (in Kinshasa, Bukavu, und Kisangani) und eine für Rwanda, werden angesichts der noch fehlenden Instrumente für moderne Kommunikation bei vielen Gruppen, eingerichtet.

Zur Unterstützung der ersten Friedenswoche haben die Pax Christi Sektionen Flandern und Niederlande finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt.

Nach der nächsten Friedenswoche im Oktober wird eine Auswertung stattfinden. Dazu ist ein Treffen in Kinshasa Anfang November vorgesehen. Dabei werden andere Pax Christi Sektionen aus den frankophonen Ländern Afrikas eingeladen, um das PCI Netzwerk Afrika auszuweiten.

Die Präsenz von PCI in Bukavu wurde als positives Zeichen von der Bevölkerung warmherzig begrüßt. Dank des zwangsläufigen Schrittempos unseres Minibussen konnten Passanten das Schild "Pax Christi International" gut wahrnehmen. Überall wurden wir als erwünschte, liebe Gäste begrüßt, sei es bei Gottesdiensten, sei es auf der Straße. PCI-Seminarteilnehmer waren angesehene Gäste bei dem internationalen Jugendtag, wobei sie einfach beim kompletten Programm (Gottesdienst, Jugendtheater und Empfang) einbezogen wurden.

Die Atmosphäre im Zentrum Amani war sehr angenehm
Besonders hilfreich war die Tatsache, dass die Gruppe Nons Sommes Freres/Pax Christi in Zusammenarbeit mit einer anderen Pax Christi Gruppe in Bukavu die Woche gut vorbereitet und organisiert hatte. Die Teilnehmer haben sich eifrig miteinander ausgetauscht und gut kennengelernt.

Am Rande der Sitzungen führten die Delegierten aus Zentralafrika intensive Gespräche mit den Delegierten der Sektionen aus Europa. Fast jeder wollte mit mir über konkrete Projekte reden. Ich konnte deutlich spüren und hören, dass unsere Pax Christi Freunde in Zentralafrika Hilfe unterschiedlicher Art von der deutschen Sektion erwarten.

Ich soll ein Sprachrohr für sie werden und für ihre Projekte bei uns eine Finanzierung suchen. Den Freunden aus Belgien und Holland, sowie mir wurde klar, was wir tun müssen, um unsere Freunde nicht zu enttäuschen.

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Krisen und Kriege
Jod Nsengyiaremye ist Delegierter der deutschen Pax Christi Sektion in Bukavu und Sprecher der Kommission "Solidarität mit Zentralafrika".