Internationales Netzwerk für Soziale Verteidigung

von Schweijk Action

In Australien wurde der Vorschlag entwickelt, ein internationales Netz­werk aufzubauen, das im Falle von Staatsstreichen oder anderen militä­rischen Repressionen rasch und flexibel reagieren kann. Wir stellen im Folgenden das Konzept dieses Netzwerkes vor. Wenn es hier in der Bundesrepublik Gruppen gibt, die Interesse haben, sich zu be­teiligen, sind sie gebeten, sich an die unten angegebene Kontak­tadresse zu wenden.

Viele Regierungen setzen Gewalt gegen ihr eigenes Volk ein. Das kann bedeu­ten: Verletzung des Rechts auf freie Meinungsäußerung und Versammlungs­freiheit, Gefängnis, Folter und Tötun­gen. Es besteht Bedarf daran, daß Bür­gerInnen überall in der Welt gegen mi­litärische Putsche und Repression in egal welchem Land aktiv werden, weil Regierungen nicht immer verläßlich oder hartnäckig sind, wenn es darum geht, gegen militärische Repression in anderen Ländern vorzugehen. Druck von politischer oder ökonomischer Seite siegt regelmäßig über Besorgnis der Re­gierenden bezüglich der Verletzung von Menschenrechten (z.B. Kampuchea 1975-1979).

Das Ziel dieses Netzwerks ist, Men­schen in einem Land zu ermutigen, ge­waltfreie Aktionen in Unterstützung von gewaltfreien RepressionsgegnerInnen in einem anderen Land durchzuführen. Das Netzwerk soll auf Aktionen von Indivi­duen und Gruppen basieren, die ihre Entscheidungen autonom treffen. Es soll so dezentralisiert wie möglich sein. Es sind keine teuren bürokratischen Opera­tionen erwünscht. Die Methoden, die eingesetzt werden, dürfen keine Gewalt gegen Menschen beinhalten, mögliche Methoden schließen Boykotte, Ver­breitung von Informationen, Export­stops und das Schreiben von Briefen ein.

Gruppen in den verschiedenen Ländern können ihr eigenes Urteilsvermögen einsetzen, um ihr eigenes Netzwerk auf­zubauen und über Aktionen zu entschei­den. Das könnte z.B. auch beinhalten, Organisationen wie Gewerkschaften, Kirchen, Menschenrechtsorganisationen etc. anzusprechen. Gruppen, die sym­pathisieren könnten und bereits rele­vante Netzwerke haben, sind u.a. Amnesty International, Index on Cen­sorship, Article 19, War Resisters' In­ternational, Women's International Lea­gue for Peace and Freedom, Internatio­naler Versöhnungsbund, Pax Christi und Peace Brigades International.

Was kann getan werden?

Es gibt viele Dinge, die ein Individuum tun kann, um Repression in einem ande­ren Land, selbst in einem fernen Land, zu bekämpfen.

  • Sie können Briefe schreiben. Das ist einfach, aber einflußreich. Briefe an repressive Regierungen oder deren Botschaften in Ihrem Land, die Ihre Sorgen ausdrücken, können einen Einfluß haben, wie Amnesty Interna­tionals Briefkampagnen gegen Folter zeigen.

Briefe an Ihre Lokalzeitungen sind eine effektive Methode, Ihr Anliegen öffent­lich zu machen. Briefe an Geg­nerInnen repressiver Regime können für wert­volle Information und mora­lische Un­terstützung sorgen.

Sie können Briefe an Zeitungen in dem anderen Land schreiben. Sie können sich auch an Organisationen und Indivi­duen in dem anderen Land wenden und ihnen Briefe schreiben, in denen Sie entweder Ihre Unterstüt­zung ausdrücken oder Ihre Besorgnis über deren Position.

  • Sie können Diskussionen organisieren. Dies hat eine Bandbreite von infor­mellen Unterhaltungen zwischen zwei Menschen bis zu großen öffent­lichen Treffen. Diskussionen und Veranstaltungen sind wesentlich, um Informationen, Einsichten und Fä­higkeiten zu verbreiten, die notwen­dig sind, um effektives Handeln an­zuregen und zu organisieren.
  • Sie können öffentliche Erklärungen abgeben. Dies kann individuell oder als Gruppe geschehen. Sie können ein T-Shirt produzieren und tragen, ein Plakat aufhängen, eine Unter­schriftensammlung organisieren oder unterzeichnen, Presseerklärungen machen und kleine Kundgebungen organisieren.
  • Sie können Aktionen von Gewerk­schaften unterstützen. Dies ist von symbolischer und ökonomischer Be­deutung. Diese Aktion kann durch Individuen in Gewerkschaften initi­iert oder befördert werden oder durch verschiedene Gewerkschaften ge­meinsam. Boykotte durch Gewerk­schaften und öffentliche Erklärungen in verschiedenen Ländern spielten eine wichtige Rolle bei dem Wider­stand gegen die militärischen Macht­haber auf den Philippinen.
  • Sie können Aktionen durch Organisa­tionen unterstützen. Religiöse Grup­pen, Sportvereine, Frauen- und Ju­gendorganisationen und viele andere Gruppen können Einfluß haben, in­dem sie Informationen an ihre Mit­glieder verteilen, öffentliche Erklä­rungen abgeben und Boykotte ver­hängen.
  • Sie können sich an Boykotten beteili­gen. Warten Sie nicht auf Ihre Regie­rungen. Ihre Mark macht beim Ein­kaufen einen Unterschied. Boykottie­ren Sie südafrikanische Güter - und andere solche Exporte.
  • Sie können durch Organisationen kommunizieren. Kirchen, diplomati­sche Dienste, Banken und andere Verbände haben oft regelmäßigen Kontakt über nationale Grenzen hin­weg, z.B. durch Telefongespräche und Computervernetzung. Diese Kanäle können genutzt werden, an­dere Informationen in den normalen Geschäftslauf einzuspeisen.
  • Sie können ausländische AktivistIn­nen unterstützen. Finanzielle Hilfe und Einladungen für sie können or­ganisiert werden, um eine Vortrags­reise zu machen oder an einer inter­nationalen Konferenz teilzunehmen.
  • Sie können über BesucherInnen in Austausch treten. Sowohl private wie offizielle BesucherInnen sind ein weiteres Mittel, Informationen in ein Land und aus einem Land heraus zu bringen.
  • Sie können sich weigern, TouristIn zu sein. Schreiben Sie stattdessen an die fremde Regierung und teilen Sie ihr mit, daß Sie das Land nicht besuchen werden, bis die Demokratie wieder­hergestellt ist. Dies war von symboli­scher und ökonomischer Bedeutung im Falle von Fidji.
  • Sie können Menschen helfen, der Re­pression zu entkommen. Viele Län­der stellten eine Zuflucht für Men­schen dar, die solchen Orten wie Vietnam oder Chile entflohen. Sie können einen Flüchtling finanziell unterstützen, aktiv werden, um seine Abschiebung zu verhindern oder da­bei helfen, ihm einen Job zu ver­schaffen.
  • Sie können über Kurzwellenradio kommunizieren. Repressive Regie­rungen unterbrechen oft die Kommu­nikationseinrichtungen, besonders di­rekt nach einem Putsch, wie in Ost­timor nach 1975 und in Polen 1981. Kurzwellenradios gestatten Men­schen, direkt und ohne Regierungs­kontrolle über große Entfernungen miteinander zu sprechen.
  • Sie können positive Handlungen ihrer eigenen Regierung unterstützen. Westliche Regierungen sind oft für Repression verantwortlich. Sie kön­nen handeln, indem Sie gegen Waf­fenexporte protestieren und gegen Unterstützung und Ausbildung aus­ländischer Militär- und Polizeiein­heiten, indem Sie positive diplomati­sche Interventionen und hilfreiche ökonomische Politiken unterstützen und indem Sie Druck auf Ihre eigene Regierung ausüben, unabhängige Kommunikationssysteme (z.B. Ra­diosender) zu akzeptieren.

Repressive Regierungen können verän­dert werden. Die ruchlosen Militärre­gime in Griechenland und Argentinien wurden in den letzten Jahren durch par­lamantarische Demokratien ersetzt. Ge­waltfreier Widerstand spielte in diesen Fällen eine große Rolle.

Selbst die repressivste Regierung ist von der Unterstützung oder Akzeptanz durch die Mehrheit ihrer Bevölkerung abhän­gig. Gewaltfreier Widerstand bietet eine bessere Chance, Massentötungen oder die Schaffung eines neuen repressiven Regimes zu vermeiden.

Gewaltfreie Aktion muß sorgfältig überlegt und geplant werden. Es ist wichtig, daß Menschen miteinander kommunizieren, sowohl innerhalb wie zwischen Ländern, um sicherzustellen, daß die jeweils effektivste Aktion ergrif­fen wird. Suchen Sie Rat von denen, die wir unterstützen wollen, um zu erfahren, was sie wollen, was wir tun sollen.

Kontaktadresse: Christine Schweitzer, Lützowstr. 22, W-5000 Köln 1

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