Rommel, der schmutzige Krieg in Italien und die Traditionspflege der Bundeswehr

von Jakob Knab
Hintergrund
Hintergrund

Bei der Bundeswehr gibt es Rommel-Kasernen in Augustdorf, Osterode am Harz und in Dornstadt sowie den Zerstörer "Rommel".

Nach dem Einmarsch in Polen schrieb Rommel über den "Führer": "Von ihm geht eine magnetische, vielleicht hypnotische Kraft aus, die ihren tiefsten Ursprung in dem Glauben hat, er sei von Gott oder der Vorsehung berufen, das deutsche Volk,zur Sonne empor` zu führen." (vgl. Syring / Smelser (Hrsg.), Die Militärelite des Dritten Reiches) Rommel: "Die deutsche Wehrmacht ist das Schwert der neuen Weltanschauung." Ab Februar 1941 war Rommel der Oberbefehlshaber des Deutschen Afrika-Korps. Rommels Kriegspläne waren erschreckend und maßlos: "Angriff gegen die Südfront des Kaukasus". Im Mai 1943 kapitulierte die Heeresgruppe Afrika.

Rommel und der schmutzige Krieg in Norditalien
Rund 1.070.000 italienische Soldaten wurden nach dem 8. September 1943 entwaffnet. Die italienischen Militärinternierten wurden zum Arbeitseinsatz für die Kriegswirtschaft zwangsverpflichtet. Die Wehrmacht führte ab Herbst 1943 in Italien einen schmutzigen Krieg. "Mit dem in der Nacht zum 9. September 1943 vom OKW ausgegebenen Stichwort Achse wird der Heeresgruppe B (Rommel) als wichtigste Aufgabe die Entwaffnung der italienischen Streitkräfte zugewiesen. (...) Der deutsche Erfolg ist allerdings auch Ergebnis eines nicht nur zupackenden, sondern oft auch brutalen Vorgehens. (...) Vor allem sind es die rabiaten völkerrechtswidrigen Befehle, mit denen die oberste Wehrmachtsführung und auch die Befehlshaber in Italien, die Feldmarschälle Rommel und Kesselring, die ihnen unterstellten Soldaten aufputschen" (vgl. Andrae, Auch gegen Frauen und Kinder). Ein schlimmes Beispiel für das enge Verquicktsein der Partisanenbekämpfung mit Verbrechen gegenüber der unschuldigen Zivilbevölkerung ist das Massaker von Boves (vgl. Gerhard Schreiber, Deutsche Kriegsverbrechen in Italien). Auf jene Bluttat bezogen meldete die Heeresgruppe B (Rommel) am 21. September 1943, dass die SS-Panzergrenadier-Division "Leibstandarte-SS-Adolf-Hitler" am 19. des Monats mit einer,verstärkten Kompanie im Kampf mit Bandengruppen die Ortschaften Boves und Castellar` in der Provinz Cuneo,niedergebrannt` hat. Von den wenigen überlebenden italienischen Augenzeugen ist überliefert, dass die Opfer vor allem Körperbehinderte, Alte und Kranke waren. Durch diese kaltblütige und scheußliche Ermordung wollte der berüchtigte SS-Sturmbannführer Joachim Peiper ein brutales Exempel statuieren. Lebendigen Leibes verbrannt haben die SS-Leute den Priester Don Bernardi und seinen Begleiter Vassallo. Hunderte Bovesaner starben außerdem bei den Kampfhandlungen oder wurden obdachlos. Für das Massaker in Boves war der Kommandeur der SS-Panzergrenadier-Division "Leibstandarte-SS-Adolf-Hitler" truppendienstlich verantwortlich.
 

Rommel trug jedoch, da er ja Oberbefehlshaber der Heeresgruppe B war, der das II. SS-Panzerkorps zugehörte, im Rahmen seiner Verpflichtung zur Dienstaufsicht Verantwortung.

Durch Rommels - wie auch Kesselrings - völkerrechtswidrige Befehle wurde der Vergeltungsterror angeheizt. Am 23. September 1943 gab Rommel diese Weisung: "Irgendwelche sentimentalen Hemmungen des deutschen Soldaten gegenüber badogliohörigen Banden in der Uniform des ehemaligen Waffenkameraden sind völlig unangebracht. Wer von diesen gegen den deutschen Soldaten kämpft, hat jedes Anrecht auf Schonung verloren und ist mit der Härte zu behandeln, die dem Gesindel gebührt, das plötzlich seine Waffen gegen seinen Freund wendet. Diese Auffassung muss beschleunigt Allgemeingut aller deutschen Truppen werden."

Rommel und die Kriegspropaganda
Goebbels in Hitlers Tischrunde: "Kaum ein General ist so durchdrungen von der Wichtigkeit des Propagandaeinsatzes wie Rommel." Ein Beispiel ist Rommels Propagandarede "Entscheidungsschlacht im Westen" für die Wochenschau im Mai 1944: "Wir wollen am Atlantikwall nicht Deckung nehmen, wir wollen in erster Linie kämpfen und schießen können. Der angreifende Gegner muss in ein tödliches Staunen fallen!"

Das Ende Rommels
In einer Denkschrift vom 15. Juli 1944 übte Rommel militärische Kritik an Hitlers Kriegsführung. Rommel wusste auch um die Pläne der Verschwörer. Indes: Als Rommel auf dem Krankenlager von Stauffenbergs Tat erfuhr, schrieb er an seine Frau: "Zu meinem Unfall hat mich das Attentat auf den Führer besonders stark erschüttert. Man kann Gott danken, dass es so gut abgegangen ist." In das missglückte Attentat vom 20. Juli 1944 wurde Rommel dadurch hineingezogen, dass er auch durch Äußerungen seines Generalstabschefs Hans Speidel belastet wurde. Am 14. Oktober 1944 wurde Rommel vor die Wahl gestellt, eine Giftkapsel zu schlukken oder wegen Hochverrats vor den Volksgerichtshof gestellt zu werden. Rommel wählte den Freitod.
Mit seinem Tagesbefehl förderte Hitler den Heldenkult: "Mit ihm ist einer unserer besten Heerführer dahingegangen. Sein Name ist im gegenwärtigen Schicksalskampf des deutschen Volkes der Inbegriff für hervorragende Tapferkeit und unerschrockenes Draufgängertum. Das Heer senkt vor diesem großen Soldaten in stolzer Trauer die Reichskriegsflagge. Sein Name ist in die Geschichte des deutschen Volkes eingegangen." In seiner Trauerrede sprach Generalfeldmarschall von Runstedt diese markigen Worte: "Der unermüdliche Kämpfer war erfüllt von nationalsozialistischem Geist, der die Kraftquelle und Grundlage seines Handelns bildete. Sein Herz gehörte dem Führer. Das deutsche Volk aber hat in einer geradezu einmaligen Art den Generalfeldmarschall Rommel geliebt und gefeiert. Sein Leben für Deutschland hat durch die Berufung zur großen Armee seine Krönung erfahren. (_) Mein lieber Rommel, Ihr Heldentum weist uns allen erneut die Parole: Kampf bis zum Sieg!"

Am 20. Juli 1961 wurden fünf Kasernen der Bundeswehr nach Widerstandskämpfern benannt: Julius Leber (Husum), Henning von Tresckow (Oldenburg), Oberst Graf Stauffenberg (Sigmaringen), P. Alfred Delp S. J. (Donauwörth) sowie Generalfeldmarschall Rommel (Augustdorf). Die Verklärung Rommels als Widerstandskämpfer verkürzt und verzerrt seine historische Rolle in der NS-Gewaltherrschaft. Insgesamt sind ein gutes Dutzend Kasernen nach Widerstandskämpfern benannt. Aber über zwei Dutzend Kasernen der Bundeswehr tragen noch immer die Namen von "Kriegshelden" aus Hitlers Wehrmacht.

Wir nehmen Staatsminister Michael Naumann beim Wort, die Namen der Nazi-Kasernen zu tilgen: "Das ändern wir jetzt. Das schwör` ich Ihnen. In zwei Jahren finden sie keine mehr."
 

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Jakob Knab ist Sprecher der "Initiative gegen falsche Glorie".