Frage: Die NATO wird Polen, Ungarn und der Tschechoslowakei keine früh­zeitige Mitgliedschaft anbieten... Was erwarten diese Länder?

Antwort: Das Fortbestehen der NATO ist bereits eine Garantie für die ehemali­gen Satelliten der Sowjetunion in Mit­teleuropa... Das Gipfeltreffen der Ver­teidigungsminister ist deshalb wichtig, weil es Länder der ehemaligen So­wjetunion einschließt, vor allem Russland. Wir möchten nicht, daß Russland einen unserer Schritte zu einer engeren Verbindung mit der NATO im Bereich der Sicherheit als eine wie auch immer geartete Bedrohung für seine eigene Si­cherheit betrachtet. Wir möchten, daß sich Russland in diesen Prozess miteinbe­zogen fühlt.

Frage: ... Fühlen Sie sich an Ihrer Ost­grenze gefährdet, wenn Sie kein Mit­glied der NATO sind? ...

Antwort: ... Wir sind natürlich beunru­higt, wenn wir hören, wie selbst Russen sagen, die Demokratie werde in Russland möglicherweise scheitern. ... Na­türlich sind wir darüber beunruhigt. Die Menschen in Polen, der Tschechoslo­wakei und Ungarn sind diejenigen, die sich am meisten einen erfolgreichen Verlauf der Reformen in Russland wün­schen. Denn wenn sie keinen Erfolg ha­ben, müssten wir den höchsten Preis zahlen.

Frage: Würden Sie sich dann bei der NATO um eine möglichst rasche Mit­gliedschaft bemühen?

Antwort: Die Frage der Mitgliedschaft kann man nicht einfach so schwarz oder weiß sehen. Die Tatsache, daß es die NATO gibt, daß amerikanische Truppen in Europa sind, gibt uns bereits eine ge­wisse Sicherheit ...

Frage: Glauben Sie, daß der Westen Polen, die Tschechoslowakei und Un­garn zu einem gewissen Grad im Stich gelassen hat?

ANBW  Karte der Poln.Armee Stationierung

Antwort: Wir glauben, daß wir, diese drei Länder, ein besonderer Fall sind. Hier haben die Demokratie, die Herr­schaft des Rechts und die Menschen­rechte schon Erfolg. Hier herrscht eine Grundlage für Stabilität. Wir möchten, daß man uns zeigt, daß all die Opfer, die wir bisher dafür gebracht haben, aner­kannt werden. Wir schätzen unseren As­soziierungsstatus bei der EG, und viel­leicht könnte auch im Sicherheitsbereich eine solche Geste erfolgen ...

Quelle: BBC World Service, "Europa tonight" vom 31.3.1992