Call for Contributions

Welches Wissen(-)schafft Praxis?

von Christine Buchwald
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

die SprecherInnen der Jungen AFK (Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung) veranstalten im Frühjahr 2018 eine Konferenz, in der es um das Verhältnis von Wissenschaft und Praxis geht. Praxis meint dabei auch jegliche friedenspolitische, friedensbewegte oder friedensaktivistische Form. Was läge näher als diese Konferenz auch dazu zu nutzen, um mit der Bewegung, der Praxis und der Wissenschaft in Dialog zu treten? Deswegen rufen die SprecherInnen insbesondere Menschen aus der Friedensbewegung auf, sich aktiv an der Konferenz zu beteiligen und  Angebote für Beiträge (Vorträge, Workshops oder andere Formate) einzureichen.

Die deutschsprachige Friedens- und Konfliktforschung wies in ihren Anfängen eine besondere Nähe zur Friedensbewegung auf. Mit der Zeit folgte eine stärkere Trennung von Forschung auf der einen  und  Praxis, insbesondere Aktivismus, auf der anderen Seite. KritikerInnen befürchten, dass zu viel Nähe den analytischen Blick verschleiern könnte, während andere  gerade dieses enge Verhältnis als besonders fruchtbar und wertvoll empfinden.

Soll sich die Friedens- und Konfliktforschung wieder „back to the roots“ bewegen und stärker am politischen Aktivismus orientieren? Oder soll sie eine fortdauernde funktionale Ausdifferenzierung anstreben?  Wie kann, darf und sollte sich das Verhältnis von Praxis und Wissenschaft in der Friedens- und Konfliktforschung gestalten?

Diese Fragen möchten wir in der nächsten Jungen Konferenz der AFK diskutieren: Die vielfältigen Praxisfelder, die wir dabei mitdenken möchten, umfassen: Politikberatung (von staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren gleichermaßen); Aktivismus (politischer, ökologischer, künstlerischer); Militär (Friedens- und Konfliktforschung als wachsames Korrektiv, in radikaler Opposition oder dialogisch-beratend); Medien (dokumentierend, analysierend, kritisierend) sowie die Forschungspraxis selbst (Begriffe, Theorien, Methoden). Wir laden dazu ein, aus unterschiedlichen (kritischen) Perspektiven auch forschungsethische Fragen sowie Potentiale und Grenzen, die sich aus dem Spannungsfeld von Forschung und Praxis ergeben, zu diskutieren.

Mögliche Fragen in diesem Zusammenhang könnten sein:

Ethik und Normativität:

Was passiert mit dem wissenschaftlichen oder praktischen Wissen in der Praxis? Und wer trägt die Verantwortung dafür?

Welche Machtaspekte sollten bei dem Verhältnis von Wissenschaft und Praxis kritisch reflektiert, dekonstruiert und aufgebrochen werden?

An welche AdressatInnen soll sich die Friedens- und Konfliktforschung richten?

Mit wem soll sie (nicht) zusammenarbeiten (etwa aktivistische Gruppen, Nichtregierungsorganisationen, Militär, staatliche Akteure, Entwicklungszusammenarbeit)?

Potentiale und Grenzen
Wie kann der Wissenstransfer zwischen der Wissenschaft und Praxis gestaltet werden?

Welche alternativen, partizipativen Forschungsansätze kann es geben, in denen wissenschaftliche Akteure und Akteure aus der Praxis gemeinsame Forschungsprojekte durchführen? Welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus solchen Kooperationen?

Welche Praxisformen und -felder liegen der Friedens- und Konfliktforschung nahe? Welche werden marginalisiert und sollten daher gestärkt werden?

Wir begrüßen ausdrücklich auch empirische und anwendungsorientierte Beiträge, die sich mit diesen und weiteren Fragen zum Verhältnis von Wissenschaft und Praxis befassen. Auch „best practice“-Beispiele, die innovative Brücken zwischen Forschung und Praxis schlagen, sind herzlich willkommen.

Didaktische Anregungen
Auch die wissenschaftliche Tagungspraxis möchten wir neu interpretieren: Zwar soll weiterhin das Vortragen, konstruktives Kritisieren und Verknüpfen im Vordergrund stehen, doch wünschen wir uns auch hier eine stärker reflexive Praxis. Neben anderen Darstellungsformen wie Fishbowl, Lern- und Reflexionsspaziergängen möchten wir auch dazu aufrufen, sich nicht nur mit inhaltlichen Beiträgen, sondern gern auch mit didaktischem Know-How zu bewerben und Beiträge didaktisch, kreativ und/oder dokumentarisch (z.B. durch Graphic Recording, interaktive Visualisierung oder als klassische/r DiskutantIn) zu begleiten.

In diesem Sinne soll im Rahmen der Tagung nicht nur das theoretische und praktische Wissen der Friedens- und Konfliktforschung im Vordergrund stehen, sondern auch der Mehrwert didaktischen Wissens und von Erfahrungswissen (durch eigene praktische Erfahrungen in der Umsetzung von Projekten oder der Feldforschung sowie biographische Erfahrungen) zum Tragen kommen.

Wir freuen uns über Abstracts bzw. didaktische Ideenskizzen im Umfang von max. 500 Wörtern sowie Hinweise auf benötigte Materialien/Technik und einen kurzen CV? bis zum 30.07.17 an junge-afk [at] web [dot] de. Für Rückfragen stehen wir gerne  zur Verfügung.

Der Termin und der Ort der Tagung stehen noch nicht fest. Voraussichtlich ...

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