Im Folgenden drucken wir die Selbstdarstellung des "Zentrums für Antikriegsaktion Belgrad". Das Zentrum war in den letzten Monaten sehr aktiv am Widerstand gegen den Krieg beteiligt, u.a. organisierte es mehrere Demonstrationen in Belgrad und es unterstützt die Petition gegen den Krieg.

Gefangen inmitten eines sinnlosen Krieges, eines Krieges, den die meisten BürgerInnen nicht wollen, aber unfähig sind, ihm effektiv Widerstand zu leisten, haben wir das Zentrum für Anti-Kriegs-Aktion gegründet. Die Gründer sind die Europäische Bewegung in Jugoslawien, die Assoziation für eine Jugoslawische Demokratische Bewegung (UJDI), die Frauenpartei, das jugoslawische Helsinkikomitee und die Helsinki-BürgerInnenversammlung. Das Zentrum wurde in Belgrad am 15. Juli 1991 gegründet.

Das Zentrum hegt die feste Überzeugung, daß kein größeres Übel den Menschen auferlegt werden kann als Krieg, und dies nur, weil drei nationale Führer - Tudjman, Milosevic und Kucan - sich weigern, einer friedlichen Regelung der jugoslawischen Krise zuzustimmen. Warum sollen wir für ihre Uneinsichtigkeit und Unfähigkeit mit Menschenleben, Zerstörung, Armut und Entfremdung von Europa und der entwickelten Welt bezahlen? Wir fühlen uns nicht verpflichtet, Gesetzen und Regeln zu gehorchen, die von solchen Leuten und solchen Autoritäten gemacht werden, denn sie haben uns nichts als Unruhe und einen schmutzigen Krieg gegeben. Wir repräsentieren jene, die dies nicht als ihren Krieg ansehen, jene, die gut wissen, daß keine ethnischen Staaten im Balkan etabliert werden können, nicht einmal zum höchstmöglichen Preis - menschlichen Lebens.

Unter Berufung auf das Recht auf Leben und das Recht auf zivilen Ungehorsam gegenüber unverantwortlichen Autoritäten (unverantwortlich, weil sie nur mit ihrer eigenen Position beschäftigt sind und das Gesetz und unser Wohlergehen mißachten) werden wir gegen diesen entwürdigenden Krieg und seine Eskalation kämpfen, wobei wir Unterstützung bei den BürgerInnen und Organisationen, die gegen den Krieg sind, finden.

Die Ziele des Zentrums sind, Krieg abzuwenden, seine Auswirkungen zu mildern, wo schon gekämpft wird, Antikriegspropaganda zu verbreiten und die Bemühungen zu unterstützen, Jugoslawien zu demilitarisieren.

Wir beabsichtigen, dies zu tun, indem wir:

- Rechtshilfe und -rat denjenigen geben, die sich der Wehrpflicht und der Mobilisierung in Einheiten, die in diesen Bürgerkrieg verwickelt sind, widersetzen;

- Kriegsdienstverweigerung unterstützen;

- mit allen möglichen Mitteln für Frieden demonstrieren, (Organisation von Antikriegsdemonstrationen, Friedenskonzerte und ähnlichem);

- Anstifter von gewaltsamen Ereignissen beobachten und registrieren, unabhängig davon, welche militärische Formation darein verwickelt ist, mit dem Ziel, sie zur Verantwortung zu ziehen;

- all jene zu enthüllen, die humanitäre Normen und internationale Konventionen verletzen und rechtliches Vorgehen gegen sie zu initiieren;

- Belege von Desinformation durch Massenmedien zu sammeln, die das strafrechtliche Verbrechen begehen, religiösen und nationalen Haß anzustacheln und Kriegstreiberei zu betreiben.

Wir appellieren an alle BürgerInnen, unabhängig von ihrer nationalen und politischen Zugehörigkeit, sich uns anzuschließen, indem sie Antikriegszentren im Land einrichten.