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Jugoslawien

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Hintergrund

Redaktion FriedensForum

Zum Beispiel Jugoslawien

Nach dem Golfkrieg war der immer weiter eskalierende Krieg in "Jugoslawien" das vielleicht schwerwiegendste Ereignis für die Friedensbewegungen Europas. Er verfestigte das, was so viele Menschen schon nach dem Golfkrieg, den zu verhindern sie nicht in der Lage gewesen waren, fürchteten. Krieg ist nach dem Fall der Mauern zwischen Ost und West immer noch auch in Europa gegenwärtig; von Nordirland über Jugoslawien bis in die ehemalige Sowjetunion. Seine Auswirkungen gehen weit über die direkt betroffenen Regionen hinaus.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Christine Schweitzer

"UNO - schickt uns Eure Truppen"

Es gibt in der jüngeren Geschichte - sieht man von der Besetzung Kuwaits durch den Irak ab - nur wenige Beispiele von Kriegen, in die sich das Ausland so intensiv eingemischt hätte wie den Krieg in Jugoslawien. Dabei zeigte es bis zum Ausbruch der bewaffneten Auseinandersetzungen nur wenig Interesse an den Vorgängen in diesem Land.

mehr ... Thema: Friedensbewegung, Militarisierung
Vlasta Jalusic

Was hat Jugoslawien zusammengehalten?

Im Ausland fragt man sich zur Krise in Jugoslawien: Wie konnte es zu einem so schrecklichen und grausamen Krieg in Jugoslawien kommen, wo wir doch alle in diesem "zivilisierten Europa" leben, in dem so etwas eigentlich nicht mehr vorkommen dürfte? Zuallererst möchte ich betonen, daß die Staaten Europas sehr wenig über die wirklichen Probleme und Schwierigkeiten Jugoslawiens zu wissen scheinen und somit kaum fähig sind, die komplexe Situation zu durchschauen. Die Probleme werden vereinfacht und vielfach nicht in ihren weitreichenden Verknüpfungen gesehen.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Walter Manoschek

Feindbild Serbien

Jugoslawien muß erhalten bleiben. Ein Motto, das gewiß nicht viel gescheiter ist als das österreichische von Anno 1914: Serbien muß sterbien!" 1), philosophiert ein Kolumnist im auflagenstärksten österreichischen Boulevardblatt, der "Kronenzeitung" um dann nostalgisch fortzufahren: "Wie kommod (angenehm, d. Verf.) war es doch in Relation zum jetzigen Schicksal - einst im angeblichen Völkerkerker der Habsburger zugegangen...! 2)

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Herbert Fröhlich

Die Einsicht ist begrenzt

Die Kirchen im zerfallenden Jugoslawien

Die großen Kirchen in dem zerfallenden Jugoslawien leben mit 'ihren' Völkern. Das große Stichwort ist jeweils das der nationalen Verantwortung. Das wird auch einem Reisenden beim ersten Besuch deutlich. Fragt der Besucher nach - etwa mit Blick auf die gegenwärtige Kriegssituation, so wird ihm eine Geschichtslektion zuteil. Auch wenn sich manches wiederholt, sie erscheint notwendig. Denn die Geschichte eines Landes, dessen Benennung immer verkehrt ist, weil sie einen jeweils verkürzenden Standpunkt einschließt, ist seit Jahrhunderten kompliziert.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Klaus D.Bufe

Ende einer Reise

Mit dem Jahreswechsel 1991/92 vollzieht sich für die in Nordrhein-Westfalen lebenden Angehörigen der Nation der Roma, soweit sie aus Makedonien stammen bzw. dort ihren letzten Wohnsitz vor ihrer Einreise in die Bundesrepublik hatten, eine weitere Zäsur. "Durften" sie sich bis zum 31.12.91 noch "freiwillig" für die Teilnahme an dem 'Re-Integrationsprogramm' der Landesregierung entscheiden, so droht ihnen nun nach dem 1.1.92 unterschiedslos die Zwangsabschiebung.

mehr ... Thema: Flucht und Migration, Friedensbewegung, Völkerrecht

Schwerpunkt

Antikriegsbewegung in Jugoslawien

Eine längere Geschichte hat die Friedensbewegung in "Jugoslawien" nur in seiner westlichsten Republik, in Slowenien. Dort arbeiten bereits seit Jahren Gruppen an friedenspolitischen Themen. Im Winter 1989/90 begründeten sie die Initiative "Für ein Slowenien ohne Armee", die zeitweilig sehr viel Unterstützung bei den BürgerInnen Sloweniens fand.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Zentrum für Antikriegsaktion Belgrad

Zentrum für Antikriegsaktion Belgrad

Im Folgenden drucken wir die Selbstdarstellung des "Zentrums für Antikriegsaktion Belgrad". Das Zentrum war in den letzten Monaten sehr aktiv am Widerstand gegen den Krieg beteiligt, u.a. organisierte es mehrere Demonstrationen in Belgrad und es unterstützt die Petition gegen den Krieg.

mehr ... Thema: Friedensbewegung

Referendum gegen den Krieg

Die Antikriegsbewegung in Serbien und der Vojvodina (derzeit ein Teil Serbiens) hat im November 1991 eine Petition gestartet mit dem Ziel, eine Volksabstimmung in Serbien über die Frage herbeizuführen, ob serbische Soldaten außerhalb der Republikgrenzen Dienst tun dürfen. Der Verfassung der Republik Serbien zufolge ist das Parlament verpflichtet, über die Abhaltung eines Referendums zu beraten, sobald 100.000 Unterschriften serbischer Staatsangehöriger vorliegen. In mehreren Städten Serbiens und der Vojvodina, u.a.

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Vesna Terselic, Drazen Nikolic

Antikriegskampagne Zagreb

Ende Juli wurde in Zagreb der "Ausschuß der Antikriegskampagne" gegründet. Die Initiatoren waren die "Grüne Aktion Zagreb" (Zelena akcija Zagreb) und die "Gesellschaft zur Verbesserung der Lebensqualität" (Drustvo za unapredenje kvalitete zivota). Diesem Friedensnetz schlossen sich gleich zu Beginn ca. 40 Organisationen sowie einige hundert Einzelpersonen mit ihrer Unterschrift unter die Satzung der Antikriegskampagne an.

mehr ... Thema: Friedensbewegung, Gender und Frieden

Ärzte gegen den Krieg an das Parlament der Republik Kroatien

"Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete,

mehr ... Thema: Friedensbewegung

Das Friedenszentrum in Sarajevo

Das "Bürgerforum-Friedenszentrum Sarajevo" begann seine Aktivitäten am 25. April 1991 in Sarajevo. Es hat bislang 15.000 Mitglieder und mehr als 150.000 Menschen nahmen bis Ende Oktober an seinen verschiedenen Aktivitäten teil. Das Friedenszentrum beteiligte sich an dem Treffen von Friedensinitiativen aus ganz Jugoslawien, auf dem eine "Einladung zu einem Aufstand für Frieden" verabschiedet wurde.

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Helsinki BürgerInnenversammlung

Die Helsinki-BürgerInnenversammlung (Helsinki Citizens' Assembly-HCA), die sich als "KSZE-von unten" versteht, ist im Jugoslawienkonflikt aktiv geworden. Im September organisierte sie eine "Friedenskarawane", eine Fahrt von Bussen aus vielen europäischen Ländern, von Triest in Italien über Ljubljana, Zagreb, Novi Sad, Belgrad nach Sarajevo, wo ein großer Abschluß stattfand.

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Jugoslawien: Gemeinsamer Friedensappell aus den Republiken

Wir Unterzeichner/innen sind Intellektuelle aus allen Teilen Jugoslawiens, die als wichtigste Aufgabe heute erkennen, den Krieg zu stoppen. Dies erfordert einen Vorschlag für einen Waffenstillstand, der alle Optionen für die Zukunft offenhält. Es wäre für uns unangemessen, die Zukunft von Millionen Menschen vorzuschreiben. Was wir haben, ist unsere gegenseitige Verantwortung füreinander als menschliche Wesen, die über die Grenzen unserer eigenen Regionen hinausgeht. In diesem Lichte wurde dieser Vorschlag gemacht.

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Repression gegen die Antikriegsbewegung

In Belgrad wurde das Antikriegs-Zentrum am 12. November gestürmt. Gegen die Mittagszeit kamen mehrere junge Männer in das Büro und zerbrachen alles, was sie in die Hände bekamen. Das gleiche passierte im Hauptquartier der Reformistischen Partei und bei YU-Tel, der kritischen Fernsehanstalt in Sarajevo. Ein "Straßenfernsehen" in Belgrad, von oppositionellen Journalisten und der Bürgerrechtsgruppe GAMA organisiert, wurde von den gleichen Schlägern mehrfach angegriffen und mußte aufgegeben werden.

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Christian LeMeut

Slowenien: Ende der Kampagne für ein "Slowenien ohne Armee"?

Slowenien wird seine Armee haben. Die Kampagne "Für ein Slowenien ohne Armee", die 1990-91 von der "Bewegung für eine Kultur des Friedens und der Gewaltfreiheit" organisiert wurde, hat dennoch ein bedeutsames Echo gefunden. Umfragen vom Beginn des letzten Jahres zufolge konnte sie sogar die Mehrheit der Bevölkerung hinter sich zählen. Die gängige Meinung war, daß eine Armee für ein kleines Land wie Slowenien sehr teuer und wenig effektiv aufgrund ihrer beschränkten Mittel sein würde.

mehr ... Thema: Friedensbewegung, Militarisierung
Marko Hren

Widerstand gegen den Krieg in Montenegro

Jevrem Brkovic ist einer der bedeutendsten Dichter und eine führende Figur in der Opposition in Montenegro. Er gehörte zu den wenigen, die die feindliche Natur von Milosevic' Bewegung schon in ihrer Anfangsphase, den Versammlungen der "anti-bürokratischen Revolution" 1988 spürten. Später, 1989, wandte er sich öffentlich gegen die Treffen, auf denen Bulatovic (gegenwärtiger Präsident Montenegros und von Brkovic als "Sklave von Milosevic" bezeichnet) die Montenegriner aufrief, Waffen zu ergreifen und die Slowenen zu "disziplinieren".

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Zentrum für Antikriegsaktionen Novi Sad

Das Zentrum für Antikriegsaktionen in Novi Sad wurde Ende Juli 1991 gegründet als Reaktion auf die jugoslawische Alltagssituation - den Bürgerkrieg. Ziel des Zentrum der Bewegung ist die Verhinderung der Gewalt auf jugoslawischem Boden. Mit seinen Aktionen will das Zentrum die Öffentlichkeit im In- und Ausland auf die überwältigende Mehrheit der Bürger aufmerksam machen, die sich nicht am Krieg beteiligen wollen, d.h. darin keine Möglichkeit für ihr soziales, wirtschaftliches und kulturelles Wohlergehen sehen.

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Matthias Reichl

Appell der Belgrader Frauengruppe gegen Gewalt und Krieg

Auf dem slowenischen Gebiet wird ein richtiger blutiger Krieg geführt. Wir bedauern jedes verlorene Leben von Soldaten und Zivilisten. Wir fühlen mit allen Verletzten und Gefangenen und fürchten um ihr Leben. Wir verstehen die Angst und die Empörung der Bürgerinnen und Bürger Sloweniens und der Mütter und Väter der jungen Soldaten in der Jugoslawischen Volksarmee (JVA).

mehr ... Thema: Friedensbewegung, Gender und Frieden
Sonja Licht

Zivile Gesellschaft - Hoffnung im Krieg

Die Entwicklung einer unabhängigen zivilen Gesellschaft ist essentiell für die demokratische Transformation Serbiens und den Aufbau eines dauerhaften Friedens. Das Keimen von Antikriegs-Initiativen stellt einen wichtigen Schritt hin zum Aufbau einer autonomen zivilen Gesellschaft dar. Seit ersten bescheidenen Regungen von Dissidenten in den siebziger Jahren sind inzwischen viele tausende Menschen an Aktionen von BürgerInnen beteiligt.

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Initiativen

Andreas Buro

Was macht eigentlich die Friedensbewegung für Jugoslawien?

Wo sind denn die 200.000 DemonstrantInnen im Hofgarten? Die Frage wird einem bis zum Erbrechen gestellt. Die Antwort, daß wir in diesem Fall nicht demonstrieren müssen, sondern den entstehenden Friedens-und Antikriegsgruppen in den Republiken des auseinanderbrechenden Jugoslawien helfen wollen, damit sie mit ihren Problemen besser fertig werden können, wird wie eine faule Ausrede beiseitegeschoben. Das Stereotyp sitzt bei der Presse tief: Die Friedensbewegung demonstriert oder sie ist nicht.

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Gerd Greune

Parteinahmen

Es hagelt in diesen Wochen Vorwürfe an die Friedensbewegung, nicht nur von jenen, die schon immer der Meinung waren, sie sei einäugig, ohnehin von eigenen Feindbildern getrieben und ferngesteuert. Es bleibt auch für viele, die Sympathie haben für das Engagement der Friedensbewegung, erstaunlich, daß der Aufschrei der Empörung ausbleibt, während Zehntausende, kaum 1000 km von unserem Land entfernt in Jugoslawien von eigenen Streitkräften bombardiert, belagert, ausgehungert und aus ihren Städten und Dörfern vertrieben werden.

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Rudi Friedrich

Deserteure in Jugoslawien

Viele junge Männer aus allen Landesteilen Jugoslawiens sind nicht bereit, sich am Krieg zu beteiligen. Sie tauchen in Jugoslawien unter oder fliehen zu FreundInnen, Bekannten und Verwandten im Ausland. In Serbien waren Anfang Oktober nur 50% der Reservisten einem Stellungsbefehl gefolgt, in Belgrad selbst sollen es sogar nur 15% gewesen sein. Auch aus Kroatien sind inzwischen Informationen bekannt geworden, wonach lediglich die Hälfte der in Zagreb Einberufenen auch bei der kroatischen Garde erschienen sei.

mehr ... Thema: Flucht und Migration, Friedensbewegung
Klaus Vack

Europäisches Friedensprojekt für die Insel Vis

Während der Europäischen Friedenskarawane durch Jugoslawien Ende September 1991 hatte ich ein längeres Gespräch mit Viasta Jalusic, einer Journalistin in Ljubljana, in dem sie mich mit den ersten Ideen einer Initiative zur Entmilitarisierung der Insel Vis konfrontierte (ihr Mann Tonci Kuzmanic, der ebenfalls in Ljubljana lebt, ist auf der Insel Vis geboren).

mehr ... Thema: Friedensbewegung
Paul Russmann

"Es gibt kein gutes oder schlechtes Volk"

Runder Tisch zu Jugoslawien:

"So viele Blumen und doch eine einzige Wiese! Eine jede darf duften in ihrem Geruch, eine jede darf blühen in ihrer Farbe, eine jede lebt und vergeht nach ihrer Art Warum lernen wir so wenig von der Natur? Auch die menschliche Gesellschaft ist eine bunte Wiese - und kein Rasen, wo alles dieselbe Farbe trägt, nach demselben Schnitt kurzgehalten wird.

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