6x jährlich erscheint unsere Zeitschrift "FriedensForum" und informiert über Neuigkeiten aus der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeheft zu!
Zerstörung der tropischen Regenwälder und Menschenrechtsverletzungen in Zaire
vonZaire ist nach Brasilien und Indonesien der Staat mit den drittgrößten Regenwaldvorkommen der Erde. Die Regenwälder nehmen den gesamten nördlichen Bereich des Landes ein und bedecken ca. 106 Mill. Hektar. Durch eine schlechte Verkehrsinfrastruktur und nur einen schmalen Zugang zum offenen Meer ist der Regenwald Zaires lange Zeit kaum beachtet worden. Nur der Zaire- und seine Nebenflüsse oder das Flugzeug erschließen das Kongobecken, das vom Wald bedeckt ist.
Entsprechend hat trotz der relativen Nähe zu Europa der Holzeinschlag für den Export erst verhältnismäßig spät zu Beginn der 80er Jahre im großen Maßstab begonnen. Hierbei sind vor allem auch Firmen tätig, die aus Deutschland stammen. Die Holzfirmen Danzer und die Holimexgruppe exportieren gemeinsam mehr als die Hälfte der Holzes aus Zaire. Ihre Holzeinschlagsgebiete dürften mehr als 3% der Regenwaldfläche des Landes bedecken. Dies geschieht mit Unterstützung der bundeseigenen Entwicklungsgesellschaft DEG, die ein Säge- und Furnierwerk der Danzer Tochterfirma Siforzal mit 22 Mill. DM unterstützt hat.
Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) beteiligt sich an der Förderung der Regenwaldzerstörung in Zaire. Sie finanziert eine Strasse von Kisangani nach Bukavu im Osten Zaires mit. Gebaut wird sie zum Teil von der Firma STRABAG. Durch öberbevölkerung und zerstörten Boden an der Ostgrenze des Landes suchen dort viele neues Land. Durch den Straßenbau werden sie in den tropischen Regenwald gelockt, der in Zaire an den meisten Stellen genauso schwierig zu bewirtschaften ist wie in fast allen Regenwaldgebieten der Erde. Die von den Kleinbauern durchgeführte Brandrodungswirtschaft laugt den Boden innerhalb von 2-3 Jahren aus und die Bauern müssen neuen Wald roden. Dies geschieht zwar schon seit Jahrhunderten, aber bis vor wenigen Jahrzehnten nur durch eine geringe Bevölkerungszahl an wenigen Stellen des Waldes. Die nun beginnende Erschließung des Waldes durch Straßen und Holzfirmen wird zu ähnlichen Folgen führen wie in Amazonien.
Für die in den Wald ziehenden Bauern wird sich die Lage nur kurzfristig verbessern. Am meisten werden aber die traditionellen Regenwaldbewohner hierunter leiden, wenn sie nicht schon hiervon betroffen sind. Ihre alten an Subsistenz orientierten Wirtschaftsformen und an Autonomie gebundenen gesellschaftlich-politischen Strukturen werden durch die Erschließung der Waldes für die Außenwelt zerstört. Nicht nur der Wald wird gerodet, auch die im und mit dem Wald lebenden menschlichen, tierischen und pflanzlichen Kulturen werden vernichtet. Bedroht ist die wohl mit am artenreichste Flora und Fauna des Kontinents, eine der letzten noch lebenden Jäger und Sammlerkulturen (MButi-Pygmäen) und zahlreiche andere Kulturen.
Die Bewohner des Waldes haben nur sehr beschränkte Möglichkeiten, sich gegen die Vernichtung ihres Lebensraumes zu wehren. Das politische System des Landes läßt eine größere Opposition nicht zu. Widerstand ist nur möglich in Form des Entziehens, was auch von einigen Gruppen gemacht wird. Viele Gründe für die Vernichtung des Waldes liegen nicht in Zaire selbst, sondern sind durch Interessen von Firmen in den Industrieländern bedingt (siehe die Beispiele Danzer, Holimex, STRABAG). Hierdurch ergibt sich zugleich auch eine Möglichkeit, die Regenwaldbewohner bei ihren Waldschutzbemühungen zu unterstützen. Individuell ist der Verzicht auf die Verwendung von Tropenholz eine Möglichkeit. Dies muß in der politischen Auseinandersetzung unterstützt werden und zum anderen geht es darum, die Entwicklungshilfegelder, die nach Zaire fließen, von waldzerstörerischen Projekten umzulenken in Projekte, die vor allem einem weiteren Drang in den Wald entgegenarbeiten, also zum Beispiel Projekte zum Erosionsschutz in den bevölkerungsreichen Gebieten an der Ostgrenze des Landes. Darüberhinaus bedarf es einer Unterstützung von Bemühungen, das politische System Zaire so zu ändern, daß die Lebensgrundlagen der Bevölkerung gesichert werden. Dies kann aber kaum geschehen, wenn Zaire in erster Linie als ein strategisch wichtiges Land gesehen wird, dessen Führung als Garant für einen freien Zugang zu den Rohstoffen des Landes gestützt wird.