Leserinbrief

An Friedenslösungen arbeiten

von Vera Bade
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Man hört im Deutschlandfunk einen Appell von Politiker*innen: Wir brauchen breite gesellschaftliche Debatten über den deutschen Einsatz von bewaffneten Drohnen! Die USA und Israel produzieren Drohnen und setzen sie seit langem ein. Bewaffnete Drohnen töten "targeted individuals", d.h. Menschen-Ziele in Afghanistan, Pakistan und sonst wo.

Dabei sitzen Operateure mit Fernsteuerungsgeräten in New York oder Europa. „Le Monde diplomatique" beschreibt in der Mai-Ausgabe, wie der US Drohnenkrieg die Bevölkerung in Pakistan und Afghanistan radikalisiert und gegen die USA noch mehr einstimmt. In den Welt-Nachrichten sah man Anfang des Jahres Wut von Iraner*innen und Iraker*innen in ihren Städten auf die gezielte Tötung des iranischen Generals, der an den iranisch-irakisch-syrischen Verhandlungen über die "Seidenstraße" beteiligt war. Die Wut der Iraker*innen äußerte sich in dem Verlangen, dass alle ausländischen Truppen das Land verlassen sollen.

Immer wieder hört man in den deutschen Medien Sätze wie „Drohung aus dem Osten" (Russland ist gemeint und manchmal genannt) oder „bei Angriff auf Europa" (da wird kein Land als potenzieller Angreifer genannt, aber womöglich ist wieder Russland gemeint, wer denn sonst?). Die Verteidigungsministerin AKK und die FDP haben sich schon deutlich für die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr ausgesprochen. Die CSU wünscht sich dadurch „Schutz für deutschen Soldaten während deren Patrouillen" (DLF um 9 Uhr am 12.5). SPD und „Die Linke" haben „Bedenken" und wünschen sich breite öffentliche Debatten.

Debatten zu Corona finden sich jetzt auf den Straßen von vielen deutschen Städten. Wäre es nicht nötig, auch Debatten zum Thema Krieg oder Frieden zu führen? Der Dritte Weltkrieg wird doch mehr Menschen umbringen, vielleicht mit Atomwaffen die ganze Menschheit. Die USA haben jetzt „mini-nukes", die sie nicht mehr für „Abschreckungswaffen", sondern für „normale Waffen" halten. Die Atomwaffen können ja auch auf Drohnen transportiert werden.

Als eine gebürtige Russin und Journalistin habe ich schon lange, besonderes aber nach allen Militärmanövern im Jahr 2019 und dem durch Corona (hoffentlich wirklich) gestoppten „Defender 2020" Angst vor der Gefahr des Dritten Weltkrieges. Die Gefahr ist so real, dass die in Chicago basierte „Atomic Scientists`Association" die „Weltuntergangsuhr" symbolisch auf 100 Sekunden vor 12 gestellt hat. Die Atomwissenschaftler*innen kennen die Auswirkung auch von mini-nukes, denke ich, und nicht nur von "Babies" und "Fat boys", wie die amerikanische Militär liebevoll ihre Atombomben nannten, die auf Hiroshima und Nagasaki abgeworfen wurden.

Hoffentlich haben viele Menschen in Deutschland und auf der Welt Angst vor dem Ausbruch den Dritten Weltkrieges. Angst kann bekanntlich Leben retten. Das Problem nur, dass nicht sehr viele beobachten und verstehen, dass Kriegstreiber zusammen mit manchen Medien ihre Pläne verschleiern. Warum verschweigen sie, dass Russland (als Feindbild und potenzieller Angreifer ständig gebrandmarkt) seit langem beklagt, dass Washington sich zu russischen Forderungen über Verhandlungen des New Start- Vertrags zur Begrenzung von Atomwaffen nicht eindeutig positioniert? In der „Lüneburger Nachrichten" vom 3./4.5 gab es eine Mitteilung über „einen militärischen NATO Operationsplan" für die zweite Coronawelle. Web.de Nachrichten haben sogar von „heimlichen NATO Plan" gesprochen. Wenn NATO was Humanes vorbereitet, warum dann „heimlich"?

Ängste vor dem Krieg brauchen ein Forum, Polemik, Diskussionen mit Expert*innen, vor allem Transparenz und zuverlässige Informationen (genauso wie Corona-Ängste). Es gibt viele Mütter und Omas wie ich, viele Väter und Opas, die sich friedlichen Himmel für alle Zeiten und für alle Menschen wünschen. In Ratzeburg und Mölln wohnen Tausende von Russlanddeutschen (oder Deutschrussen, wie man sie auch nennt), die Verwandte und Freunde in Russland haben, die beide Sprachen sprechen und sich Frieden und Kooperation statt Konfrontation mit Russland wünschen. Konkurrenz ist die Saat, die zu Krisen und Kriegen führt. Nur in Kooperation miteinander können Menschen das Chaos beenden, das durch die Konkurrenz und Feindbilder angerichtet wurde. Menschen können gewaltfrei zusammen leben und den fairen Handel betreiben (wenn man sie nicht gegen einander aufhetzt und mit Waffen versorgt).

Sicherheit muss man anders denken. Wir kennen das Altdenken, wie Profiteure am Krieg und Kriegstreiber denken. Neudenken findet jetzt statt, Friedensinstitute, Konfliktforschung haben genug Vorschläge für friedliche Koexistenz aller Völker. Präsident Putin, der nur als Monster in den deutschen Medien erscheint, sprach in 2001 im Deutschen Bundestag genau darüber - über die friedliche Koexistenz, sprach wie Gorbatschow davor, über das „gemeinsame europäische Haus". Die ausgestreckte Hand hat er lang genug gehalten, auf die die NATO Osterweiterung mit neuen NATO Basen folgte. Dem Gorbatschow hat man einen „Maulkorb" umgehängt. Wo hat man ihn eingeladen, wer hat ihm zugehört? In seinem neuestem Buch „Was jetzt auf dem Spiel steht" erhebt er noch einmal seine Stimme, er spricht von politischen Führern, die nicht an globalen Friedenslösungen arbeiten wollen. Dialog und Verständigung kann man nur mit gegenseitiger Rücksichtnahme führen. Unsere Zeit verlangt Frieden für das Überleben ALLER. Frieden sollten wir als Priorität neben Corona- und Klimakrise verstehen ...

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Vera Bade lebt in Ratzeburg.