Offene Heide

Aufwind nach dem 9. Juli 2009

von Helmut Adolf
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Mit Freude nahm die Friedensbewegung am 9. Juli den Verzicht der Bundeswehr auf das so genannte Bombodrom auf. Geht es bei der Kyritz-Ruppiner Heide um die Gefahr der Einrichtung eines Luft-Boden-Schießplatzes, haben wir in der Colbitz-Letzlinger Heide im Norden Sachsen-Anhalts schon den militärischen Trubel am Laufen. Es wurde schon viel Geld in den Truppenübungsplatz und das Gefechtsübungszentrum investiert. Somit ist es schwerer, dagegen anzugehen. Dieser Aufgabe stellt sich nunmehr seit über 16 Jahren die Bürgerinitiative OFFENe HEIDe. 

Ein Platz mit langer Tradition
Es tut gut, dass der Truppenübungsplatz „Altmark“ in das Blickfeld der Friedensbewegung gerät. Hier werden jene Kräfte ausgebildet, die in die Auslandseinsätze gehen. Dazu gibt es verschiedene Übungsdörfer, Polizeistation und einen Flughafentower. In einem Filmbeitrag heißt es, dass die Bedingungen auf dem Übungsplatz so real wie im wirklichen Gefecht seien.

Beginn des militärischen Missbrauchs der Landschaft war 1935 mit der Heeresversuchsstelle Hillersleben. Dem schloss sich die Nutzung als Truppenübungsplatz der Sowjetarmee an. Und seit 1994 fühlt sich die Bundeswehr als Hausherr des Geländes. Im Friedensforum 5/2009 wurde schon auf den Betrieb des Gefechtsübungszentrums unter der Regie von Rheinmetall Defence hingewiesen. Viele Mitarbeiter dieser militärischen Einrichtung sind Zivilisten. So kann man auch die Truppenstärke etwas herunter manipulieren.

Es gibt wieder neue Planungen auf dem 230 Quadratkilometer großen Platz. So sollen eine weitere Übungsstadt und ein Feldflugplatz für die „Transall“ entstehen. Der Kampf im urbanen Raum soll verstärkt geübt werden.

Reiterinnen und Reiter in friedlicher Mission
Pferdeställe sind auf dem großen Truppenübungsplatz nicht zu finden, Pferde sind in der modernen Kriegsführung nicht mehr gefragt. Aber in der Menschheitsgeschichte spielten Pferde eine große Rolle bei kriegerischen Auseinandersetzungen. Daran erinnernd gibt es seit 25 Jahren die FriedensreiterInnen, die alljährlich im Sommer einen Ritt zu einem friedenspolitischen Schwerpunkt unternehmen. In diesem Jahr thematisierte der Friedensritt mit etwa 15 Pferden, RadfahrerInnen und Autos in der Begleitung zum dritten Mal die Colbitz-Letzlinger Heide. Das war eine gelungene Bereicherung der Aktionen der Bürgerinitiative.

Waffenschau als Volksfest
Am Vortag der Bundestagswahlen lud die Bundeswehr wieder zum „Tag der offenen Tür“ des Gefechtsübungszentrums ein. „Menschen, Technik, Ausbildung, Lassen Sie sich überraschen“ stand in der Einladung zu diesem Tag. Für Essen, Trinken und Wickelraum wurde gesorgt. Überrascht war das Militär, dass es bei der „dynamischen Waffenschau“ gleich Leute im Publikum gab, die vorgeführt haben, wie es ist, wenn die Waffen eingesetzt werden. Mit etwas Theaterblut haben sich Freundinnen und Freunde aus Berlin als Verwundete und Tote dargestellt. Da klingt es schon sehr heuchlerisch, dass Eltern monieren, dass ihre Kinder mit ansehen müssen, wie Theaterblut fließt, während sie bei den Waffenspielen zusehen, in die Panzer steigen und alles anfassen können wie im Streichelzoo. Solche Veranstaltungen der Bundeswehr gibt es viele im Land. Damit will sich die Bundeswehr in den Alltag der Bevölkerung einschleichen.

„Karriere mit Zukunft“
Immer wieder nutzt die Bundeswehr die prekäre Lage am Arbeitsmarkt und stellt sich als zukunftsfähiger Arbeitgeber dar. Ein Karriere-Truck fährt durchs Land und wirbt für neues Kanonenfutter. Beim Sachsen-Anhalt-Tag, dem Fest des Bundeslandes, ist er auch immer zu finden. Genauso war die Bürgerinitiative OFFENe HEIDe immer mit einem kritischen Wagen im Festumzug vertreten. Im Jahr 2008 haben wir den Festwagen als Parodie auf den Karriere-Truck unter das Motto „Werben fürs Sterben“ gestellt. Dafür wurden wir in diesem Jahr von Festumzug ausgeschlossen, weil wir die Bundeswehr damit „verunglimpft“ haben, so die Begründung der Staatskanzlei.

Global denken, lokal handeln
Seit dem 1. August 1993 bleibt es dabei, dass wir jeden ersten Sonntag im Monat beim Friedensweg in die Heide gehen, sie symbolisch Schritt für Schritt in Besitz nehmen und mit friedlichem Leben erfüllen. Beginn ist meist um 14 Uhr. Diese Kontinuität ist angesichts der Bedeutung des Truppenübungsplatzes einfach notwendig. So gibt es am 7. März 2010 den 200. Friedensweg an der Barriere Zienau bei Gardelegen. In Gardelegen findet am 5. April 2010 (Ostermontag) auch der Ostermarsch statt. Darüber hinaus wird die Bürgerinitiative auch weiterhin bei gesellschaftlichen Höhepunkten nicht nur in der Heideregion präsent sein. Den Einsatz für die zivile Nutzung einer Landschaft verbinden wir damit, militärische Mittel bei der Lösung von Konflikten in Frage zu stellen.

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Helmut Adolf arbeitet seit deren Gründung im Jahr 1993 in der Bürgerinitiative OFFENe HEIDe und widmet sich dort der Öffentlichkeitsarbeit. Mehr Informationen unter: www.offeneheide.de