Ausstellung "50 Jahre Bundeswehr" und Flottenschau:

Bundeswehr auf der Kieler Woche 2005

von Uwe Stahl

Die diesjährige Kieler Woche war zu Beginn nicht nur die übliche Kriegsschiffsschau, sondern hatte auch die bundesweite Ausstellung "50 Jahre Bundeswehr" zu Besuch.

Die Kriegsschiffschau "Open ship" fand im Kieler Marinestützpunkt mit ca. 30 Kriegsschiffen und 3.200 Soldaten statt. Die US-Navy rückte gleich mit 3 dicken Brocken an. Der Zerstörer "Cole", der nach dem Bombenanschlag wieder repariert wurde, der Kreuzer "Anzio" und das Docklandungsschiff "Tortuga" mit "kampferprobter Marineinfanterie" an Bord. Mit 1.100 Soldaten stellte die USA das größte Kontingent. Die US-Kriegsschiffe waren allerdings nicht zur Besichtigung freigegeben. Sie lagen in einem abgesperrten Bereich des Marinestützpunktes und wurden von 100 Soldaten mit Schnellfeuerwaffen bewacht. Mit dabei war auch Admiral Harry G. Ulrich, der nicht nur Befehlshaber aller US-Streitkräfte in Europa ist, sondern auch verantwortlich für alle Einsätze der NATO im Mittelmeer, auf dem Balkan und im Irak.

Desweiteren waren Schiffe da aus England, Irland, Kanada, Frankreich, Dänemark, Estland, Litauen, Spanien und Russland. Der NATO-Teil der Kriegsschiffe kam direkt vom Manöver "US Baltops 2005", bei dem 4.100 Soldaten mit 40 Schiffen und 28 Flugzeugen auf der Ostsee bis zum 17.Juni den "Kampf gegen Terroristen und Anlandung von Truppen an Küsten" übten.

Als deutsches Flaggschiff war die neue Fregatte "Hamburg" als modernstes, im letzten Jahr in Dienst gestelltes Schiff der Bundesmarine zur Besichtigung freigegeben. Im Rahmen der Umstrukturierung der Bundesmarine zu einer weltweit agierenden Truppe wurde in Kiel für 20 Mio. die Tirpitzmole umgebaut und am 16.6. von der Fregatte "Hamburg" eingeweiht. Sie dient ihr danach als Stützpunkt. Neben dem Einsatzgruppenversorger "Frankfurt am Main", der sich gerade im Manöver "Goldener Dreizack" in der Irischen See befindet, kommen dann auch die Minenjäger aus dem aufgelösten Stützpunkt Olpenitz nach Kiel. Gleichzeitig werden damit zusätzlich 1.500 Soldaten nach Kiel versetzt und damit der Kieler Stützpunkt weiter ausgebaut. Die neue Mole kann jetzt komplette NATO-Verbände mit Energie, Frischwasser, Schwerlast, Telefon, Fernsehen, IT-Systemen usw. versorgen und ist das Modernste, was es z. Zt. in der NATO gibt.

Die Kriegsschiffschau wurde auch dieses Jahr von Protesten begleitet. Die SDAJ hatte dies angemeldet und die Aktion wurde auch von Attac unterstützt. Transparente waren gegen Rüstungsausgaben und für mehr Bildung - 50 Jahre Bundeswehr sind 50 Jahre zu viel - "Willkommen zum Reichs-Kriegshafen" und "Kein Krieg für Öl und Profit" war zu lesen. Ansonsten fehlten leider die örtlichen Antikriegs- und Friedensinitiativen.

Besonders bemerkenswert war die zum gleichen Zeitpunkt, in der Nähe des Marinestützpunktes präsentierte Ausstellung "50 Jahre Bundeswehr". Solch ein massives Auftreten der Bundeswehr auf der Kieler Woche hat es noch nie gegeben. Auf einer Länge von ca. 1 km wurden alle Arten der Bewaffnung und alle Aufgabengebiete der Bundeswehr vorgestellt.

Mit großem Erstaunen nahmen viele Kieler und Gäste der Kieler Woche diese überwältigende Ausstellung zur Kenntnis. Für jedes Fahrzeug und für jeden Bereich war militärisches Personal vertreten und beantwortete die Fragen der Besucher. Kinder konnten überall schon mal Begeisterung für Technik und Militär an und in den Millitärgeräten ausleben. Technikversierte Erwachsene führten Fachgespräche mit den Soldaten. Geworben wurde auch für die Auslandseinsätze der Bundeswehr im Kosovo und in Afghanistan als Friedenseinsätze. Das Motto der Ausstellung heißt: "Entschieden für Frieden - 50 Jahre Bundeswehr" und in der Chronologie ist zu lesen: 2003 - Beginn Transformation der Streitkräfte zur Einsatzarmee.

Geworben wurde auch für die Bundeswehr als Institution für die Berufsausbildung der Jugend, natürlich nur bei Verpflichtung zum Wehrdienst. Auch die Bundeswehrfrauen warben für eine sichere Funktion in der Bundeswehr und hatten auch Spiele für die Jugend parat.

Bei näherem Hinsehen lässt sich erkennen, dass die Kriegsmaschinerie nicht mehr für die Verteidigung der Grenzen gedacht ist, sondern flexibel und weltweit einsetzbar ist. Wenn dann gleichzeitig in der Ostsee die Anlandung an fremden Küsten geübt wird, hat man den Eindruck, dass diese Militärmaschinerie durchaus für Interventionseinsätze brauchbar ist.

Die Soldaten selbst sind scheinbar von dem Friedenscharakter der Bundeswehr überzeugt. Überall bei den Auslandseinsätzen bekommen sie angeblich zu hören, wie sehr das deutsche Militär im Ausland willkommen sei. Es scheint sich als praktisch zu erweisen, den Krieg von den US-Truppen machen zu lassen, um sich dann hinterher als die guten deutschen Militärs die Wirtschaftseinflüsse zu sichern. Dass es dabei eigentlich um völkerrechtswidrige Kriege für wirtschaftliche Macht und den Zugriff auf knapper werdende Rohstoffe geht, wird gar nicht diskutiert.

Die offiziellen Feiern zu "50 Jahre Bundeswehr" haben mit der Präsentation dieser Ausstellung in Kiel begonnen und sollen im ganzen Bundesgebiet fortgesetzt werden.

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Uwe Stahl ist aktiv beim Antikriegsbündnis Kiel.