Die Arbeit bleibt spannend

Das Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit

von Helmut Hardy
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Das Aachener Netzwerk – wo fange ich an? Am besten vorne: Ende 1992 fuhren ein paar wagemutige Aachener in die Kriegsgebiete des zerfallenden Jugoslawiens, um die dortige Bevölkerung mit Hilfsgütern zu versorgen. Kurz danach, im März 1993, gründete sich unser Verein unter dem Namen „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe in Bosnien-Herzegowina und Kroatien e. V.“. Lange ist es her, aber immer noch sind wir Bosnien und Herzegowina eng verbunden und viele unserer Mitglieder kommen von dort. Doch es dauerte nicht lange, bis man erkannte, dass es nicht mit kurzfristiger humanitärer Hilfe getan ist, sondern dass man, also wir, für den Frieden zwischen den Kulturen, den Religionen, …, also zwischen den Menschen arbeiten sollten. Die Umbenennung des Vereins in „Aachener Netzwerk für humanitäre Hilfe und interkulturelle Friedensarbeit e. V.“ war da nur konsequent. Auch wenn der Name wirklich sperrig ist, so trifft er unsere heutige Arbeit ziemlich gut:
Unser jährliches Treffen „Bina Mira“ („Bühne des Friedens“) von Jugendtheatergruppen ist eine echte Friedensbegegnung von Jugendlichen aus mehreren Ländern.
Unser Friedenslauf „Flame for Peace“, der die Fackel 2014 von Sarajevo nach Aachen trug, zeigte die Kriegsfolgen an Orten der beiden Weltkriege (Verdun, Hürtgenwald) und in den späteren Ausgaben im Dreiländereck Deutschland - Belgien - Niederlande.
Unser Projekt HEJ heißt alle bosnischen Kinder und Jugendlichen willkommen. Im Rahmen dieser Sport- und Kreativ-Werkstatt können sie zeigen, was in ihnen steckt – mit der Hoffnung, die Zukunft in Bosnien und nicht im Ausland zu finden.
Die „Tradition“ der Hilfstransporte haben wir 2019 wieder aufgenommen – diesmal zur Unterstützung von Menschen auf der Flucht. Unsere Partnerorganisationen in Bosnien, Frankreich, Serbien und der Ukraine sorgen dafür, dass die Ware, vorwiegend Winterkleidung, die bedürftigen Personen erreicht.
Um die (miserable) Lage der Menschenrechte an den Außengrenzen der Europäischen Union zu verdeutlichen, haben wir eine portable Ausstellung entwickelt, die wir gerne verleihen. Sprecht uns gerne an!
Wichtig ist uns, Menschen kurzfristig das Überleben zu sichern („humanitäre Hilfe“), aber gleichzeitig aufzuzeigen, dass man hier nicht stehen bleiben darf, sondern die Verhältnisse ändern muss. Wobei „die Verhältnisse“ sowohl die politischen als auch die zwischenmenschlichen („interkulturellen“) sind.
Dieses Jahr (2022) haben wir erstmalig eine Kunstauktion veranstaltet, die wir wegen des großen Erfolges Ende 2023 wiederholen werden. Als Spin-Off davon haben wir 12 internationale Fotografinnen und Fotografen gewinnen können, uns Fotos zum Thema „Flucht“ zur Verfügung zu stellen. Diese haben wir in verschiedenen Größen drucken und rahmen lassen – von der Postkarte bis A2. Die Fotos stellen wir z.B. in Buchhandlungen und bei Ärzten aus. Und wir verkaufen sie über unsere Webseite https://Aachener-Netzwerk.de
Auf unserer Webseite finden sich auch unsere zweimonatlichen kostenlosen Rundbriefe. Sie dokumentieren unsere Arbeit und die Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnerorganisationen. Das ist das „Netzwerk“, wie wir es heute interpretieren. Wir sind also kein Dachverband von Vereinen, kein loses Netzwerk von Verbänden, aber wir lieben die Kooperation. Sie ermöglicht uns gemeinsam Aktionen, die alleine nicht möglich sind.
Manchmal sind diese Aktionen aber auch herausfordernd: Sowohl in den ehrenamtlichen als auch in den hauptamtlichen Strukturen wechseln oft die Ansprechpartner*innen, so dass man sich immer wieder neu kennenlernen muss. „Wir Aachener“ kennen die örtlichen Gegebenheiten und die sich permanent ändernden Bedarfe meistens nur vom Hörensagen. Da heißt es, flexibel zu bleiben und den Partnern vor Ort zu vertrauen.
Auch innerhalb des Vereins ändert sich die Zusammenarbeit. In der Corona-Zeit haben wir viele neue Mitglieder gewonnen, die nicht in Aachen leben. Zoom macht es möglich. Aber nichts geht über persönliches Kennenlernen und gemeinsames Arbeiten.
Abhängig sind wir von den Medien, die mal hier, mal dort genauer hinschauen – dabei ist die Lage an den Außengrenzen der EU mehr oder weniger unverändert: Die Mauern sind hochgezogen und Pushbacks an der Tagesordnung. Aber von den Menschen in Calais redet heute kaum noch jemand, die bosnisch-kroatische Grenze wird in den Medien kaum noch erwähnt und die Lage im Mittelmeer wird auch nicht besser. Doch die Medien haben signifikanten Einfluss auf die zur Verfügung stehenden Spenden, die öffentliche Meinung und letztendlich auch auf politische Entscheidungen.
Zusammenfassend: Die Arbeit des Aachener Netzwerks ist und bleibt spannend

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Helmut Hardy ist 1961 in Krefeld geboren. 1980 ist er zum Mathematik-Studium nach Aachen gekommen. In der dortigen Greenpeace-Gruppe hat er vor 40 Jahren seine Frau kennengelernt. Im Jahr 2000 ist er seinen ersten Marathon gelaufen und kam so 2013 mit der Vorbereitung des Laufes „Flame for Peace“ zum Aachener Netzwerk und ist ein Erster Vorsitzender.