Der Ökumenische Kirchentag und die Friedensfrage

von Jan Gildemeister
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Auch nach dem Rücktritt der Ratsvorsitzenden der EKD, die mit ihrer Aussage „Nichts ist gut in Afghanistan“ eine breite Debatte zum Bundeswehreinsatz ausgelöst hat, erhält das Thema in den Kirchen einige Aufmerksamkeit. Ein Gradmesser hierfür ist der Ökumenische Kirchentag vom 12. bis 16. Mai in München. Dabei werden einige der Veranstaltungen vom Präsidium des Ökumenischen Kirchentags (ÖKT) verantwortet, etliche aber auch von evangelischen und katholischen Werken und Verbänden. Im Programm zu finden ist z.B. ein Vortrag zu “Frieden in der Welt“ von Prof. Riccardo, Gründer der Gemeinschaft St. Egidio, die in einigen Konfliktregionen erfolgreich vermittelt hat. Das ganztägige Forum „Frieden und Sicherheit“ setzt sich in Segmenten mit den Themen „Neue Kriege und die neue Suche nach Frieden“, „Afghanistan – Krieg ohne Ende?“ und „Frieden ist möglich! Berichte, die Mut machen“ auseinander. In der Podienreihe zu „Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung“ geht es am Freitag um „Neue Kriege und gerechter Friede“. Caritas und Diakonie verantworten das Podium „Krieg und Menschlichkeit“ zur Frage: „Ist das humanitäre Menschenrecht tot?“ Das Podium der Militärseelsorge zu „Friedensethik und Sicherheitspolitik“ steht neben einem Podium von Pax Christi zu „Ressourcen, Kriege und Flüchtlingspolitik“. Die Fachgruppe Rüstungsexporte der Gemeinsamen Konferenz Kirche und Entwicklung ist Veranstalter eines Podiums zu Sicherheit und Entwicklung. An den Veranstaltungen sind i.d.R. Politiker und Kirchenleute und VertreterInnen von Nichtregierungsorganisationen aus dem In- und Ausland beteiligt.

Titel weiterer Veranstaltungen sind: „Unser Friede – ihr Friede? Frieden ist nicht teilbar! Staatliche Sicherheitspolitik und kirchliche Friedensarbeit“ und „Friedenskrieger – Geißelschwinger. Die Rolle der Kirchen in Konflikten“. Die Rolle der Kirchen wird auch am Beispiel der Republik Kongo beleuchtet; außerdem geht es in weiteren Veranstaltungen um Konflikte beispielsweise in Kolumbien, im Sudan, Tschad und der Zentralafrikanischen Republik.

Die Konzepte und Akzente der Veranstaltungen hängen jeweils von den Vorbereitenden ab. Für Veranstaltungen des ÖKT werden Projektgruppen berufen, die ein möglichst breites Spektrum abdecken. Wenn einzelne Organisationen ein Konzept eingereicht haben, das vom ÖKT akzeptiert wurde, so müssen sie zwar einen Großteil der Kosten tragen, sind aber, wie u.a. AGDF und Pax Christi beim ganztägigen Forum „Frieden stiften“, in ihrer Gestaltung weitgehend frei: Zum Abschluss der „Dekade zur Überwindung von Gewalt“ spiegeln am Vormittag internationale Gäste unseren Umgang mit Erscheinungsformen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit wider („Am Rand der Gesellschaft und in der Mitte – Rechtsextremismus in Deutschland“). Um 14 Uhr geht es um Menschen, die aufgrund von Gewalterfahrung – ob in Winnenden oder in Mozambique – sich für Frieden engagieren („Gewalt erleiden – Frieden(s)gestalten“). Ab 16 Uhr nehmen der Präsident von Pax Christi, Bischof Algermissen, und der (kommissarische) Ratsvorsitzende Präses Schneider sowie die Vorsitzenden der Bundestagsausschüsse für Auswärtige und Verteidigung zusammen mit Andreas Zumach zur Frage Stellung, wie man Frieden macht („Von der Ächtung zum Krieg zum gerechten Frieden“). Die Veranstaltung schließt mit einem Liturgischen Abend „Ehre sei Gott und Friede auf Erden“.

Ein Besuch des ÖKT lohnt sich für Friedensinteressierte also, zumal dies nur ein kleiner Einblick in das insgesamt sehr umfangreiche Programm ist. So geht es auch am Rande des ÖKT bei Veranstaltungen des Netzwerkes „fair teilen - statt sozial spalten“ u.a. um Friedensthemen.

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Jan Gildemeister ist Geschäftsführer der AGDF.