Evangelische Hochschule Freiburg

Ein neues Institut für interdisziplinäre Friedensbildung

von Karen Hinrichs
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Friedensbildung, Friedenspädagogik, Friedensentwicklung, Friedensarbeit – es ist nicht einfach, diese Begriffe von einander abzugrenzen. Ein neues Institut an der Evangelischen Hochschule in Freiburg soll die verschiedenen Aspekte aufeinander beziehen und interdisziplinär arbeiten. Noch wird ein Name gesucht, bis zur offiziellen Eröffnung im Januar 2020 heißt der Arbeitstitel schlicht „Friedensinstitut“.

Die Evangelische Hochschule in Freiburg geht damit neue Wege. Denn im Bereich der konfessionellen  Hochschulen für angewandte Wissenschaften gibt es bisher kaum vergleichbare Einrichtungen. Doch die Friedensthematik und die Methoden der zivilen Konflikttransformation und gesellschaftlichen Veränderung passen sehr gut zu den verschiedene Studiengängen, in denen Menschen für die Bereiche Soziale Arbeit, Religionspädagogik und Gemeindediakonie ausgebildet werden. Die Studierenden der entsprechenden Bachelor- und Masterstudiengänge sind daher die wichtigste Zielgruppe des neuen Instituts. Für sie soll das praxisbezogene Lehrangebot der Hochschule beispielsweise um Module im Bereich der Konfliktbearbeitung und Gewaltprävention im Sozialraum, in Schule und Gemeinde ergänzt werden.

Die Studierenden können sich am neuen Institut für interdisziplinäre Friedensbildung darüber hinaus wissenschaftlich weiterqualifizieren durch Forschungsprojekte, die hier in Zusammenarbeit mit den Dozierenden der verschiedenen Fachbereiche geplant sind. Dabei werden die ProfessorInnen an der EH zusammen mit mit externen ForscherInnen und ExpertInnen Arbeitsgruppen bilden und interdisziplinäre Forschungsprojekte durchführen.

Die Evangelische Landeskirche in Baden ist Trägerin der Freiburger Hochschule, die als staatlich anerkannte Hochschule selbstverständlich Studierenden aller Konfessionen und Religionen offen steht. Nun hat das Leitungsorgan der Kirche, die Badische Landessynode, die Einrichtung des Instituts noch mit einer weiteren Zielsetzung versehen. So sollen Weiterbildungsformate entwickelt werden, die den ehrenamtlich und hauptamtlichen MitarbeiterInnen in der Kirche offenstehen. Dabei soll das neue Institut mit internationalen Fachkräften und ExpertInnen zusammenarbeiten und die kirchlichen Institutionen der Friedensarbeit einbeziehen. Besonders die Zusammenarbeit mit der Arbeitsstelle Frieden und den ökumenischen Partnerorganisationen ist gerade für den Bereich der Fort- und Weiterbildung wichtig. Denn nur auf diese Weise kann von der Basis her eine Kultur der Gewaltfreiheit entwickelt und gestärkt werden. Durch die Ausbildung von MultiplikatorInnen soll das neue Institut die zusammenhängenden Themen Frieden, Gerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung noch stärker in die Kirchenbezirke und Gemeinden bringen.

Mit der Selbstverpflichtung der Badischen Landeskirche, sich auf den Weg zu einer Kirche des gerechten Friedens zu machen, hat die Synode eine Reihe von konkreten Maßnahmen beschlossen, die schrittweise umgesetzt werden. Eine Maßnahme war die Entwicklung eines friedenspolitischen Szenarios zum Umstieg von der militärischen zur zivilen Sicherheitspolitik, das 2018 unter dem Titel „Sicherheit neu denken“  veröffentlicht wurde und nun vielfach diskutiert wird. Ein weiterer Schritt ist für die Badische Landeskirche, die Frieden, Klimagerechtigkeit und nachhaltige Entwicklung als wichtige kirchliche Aufgaben versteht, die Einrichtung des neuen interdisziplinären Friedensinstituts. Es wird zunächst mit zwei Stellen ausgestattet, ein weiteres Wachstum ist dem Institut zu wünschen. Die inhaltliche Arbeit wird begleitet von einem wissenschaftlichen und ökumenischen Beirat, in dem Personen aus den Bereichen Theologie und Philosophie, Politik und Politikwissenschaft, Friedens- und Konfliktforschung, Friedenspädagogik und Friedensarbeit zusammenwirken. Damit spiegeln sich in der Besetzung des Beirates der interdisziplinäre Arbeitsansatz und der Anspruch des Friedensinstitutes, über den badischen kirchlichen Raum hinaus wirksam zu werden.

Karen Hinrichs ist Theologin und Pädagogin. Seit 2004 leitete sie den Bereich Grundsatzplanung und Öffentlichkeitsarbeit im Evangelischen Oberkirchenrat in Karlsruhe. Ab Januar 2020 wird sie die theologisch-pädagogische Leitung des Friedensinstitutes an der EH in Freiburg übernehmen.

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