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Friedenssaaten – Sjeme Mira
Ein Vorschlag zum Friedensschaffen in Bosnien
vonAngesichts der Grausamkeit des Krieges in Bosnien und der Unfähigkeit der internationalen Gemeinschaft, mehr als unzureichende humanitäre Hilfe zu leisten und mit Luftangriffen zu drohen, wird es zur Aufgabe derjenigen, die an Gewaltfreiheit glauben, dabei zu helfen, Frieden wiederherzustellen. Auf der Basis der Erfahrung mit kürzlichen Versuchen, Frieden in Bosnien zu schaffen, hat eine kleine hoch engagierte Gruppe von AktivistInnen sich unter dem Namen Sjeme Mira (Friedenssaat) in der Hoffnung zusammengetan, ein mutiges und kreatives Zeugnis über die Macht der gewaltfreien Liebe über die Barbarei des Krieges abzulegen.
Die amerikanische Vorbereitungsgruppe, die sich bereits an den beiden Friedensmärschen nach Sarajevo beteiligt hatte und zu den schärften KritikerInnen der Mir Sada Aktion gehört, möchte eine zahlenmäßig kleinere Aktion in Mostar noch in diesem Jahr durchführen. Friedensorganisationen und Gemeinschaften in allen Ländern sind aufgerufen, eine Delegation zusammenzustellen, die Erfahrung in Gewaltfreiheit hat und der das Risiko einer Aktion im Kriegsgebiet bewußt ist. Jedes Land wird gebeten, seine VertreterInnen in einer Bezugsgruppenstruktur zu organisieren und genügend Lebensmittel und Material für einen zweiwöchigen Aufenthalt u.U. ohne ein Dach über dem Kopf in isolierten und belagerten Gebieten Bosniens zu beschaffen.
Ziele der Aktion
- ein gewaltfreies Zeugnis gegen Krieg und gegen die Verwendung von Gewalt durch alle Parteien ablegen. Zu diesem Zweck wird jede Teilnehmerln sich verpflichten, zu keinem Zeitpunkt Gewalt anzuwenden oder zu befürworten. Die Gruppe wird zu keinem Zeitpunkt die Eskorte oder den Schutz durch bewaffnete Kräfte akzeptieren. Stattdessen werden die Kämpfenden eingeladen werden, ihre Waffen niederzulegen und der Militärdienstpflicht sich zu widersetzen. Gewaltfreie Alternativen zur Gewalt werden kreativ gesucht und verbreitet werden.
- Versöhnung aller Völker durch das persönliche Zeugnis unserer Unterschiedlichkeit und Toleranz zu fördern sowie durch Konfliktlösung, Mediation, Demonstrationen und interreligiöse Gebetsgottesdienste
- In physischer Solidarität mit allen Opfern des Krieges, Moslems, Kroaten und Serben sein, indem wir in ihren Gemeinden leben, wo die reale Gefahr eines Angriffs besteht. Wir wollen in enger Zusammenarbeit mit allen Friedenaktivistlnnen im ehemaligen Jugoslawien handeln und sie unterstützen.
Zeitplan: Am Abend des 30. November werden diese verschiedenen nationalen Kontingente sich in Ancona/Italien treffen, wo die Gruppe den nächsten Tag damit verbringen wird, persönliche Bindungen aufzubauen und unsere gemeinsamen Ziele zu besprechen. Es wird ein interreligiöser Friedensgottesdienst abgehalten werden, der viele Religionen, besonders jene der kämpfenden Parteien in Bosnien umfaßt und es wird einen Friedensmarsch zur Fähre geben.
Am Abend des 2. Dezember wird die gesamte Gruppe, voraussichtlich nicht mehr als 200 Personen, die Fähre nach Split nehmen, wo wir örtliche FriedensaktivistInnen treffen sowie einen weiteren Gottesdienst und Friedensmarsch abhalten werden.
Früh am 4. Dezember wird Sjeme Mira Split verlassen und nach Imotski fahren, eine Stadt nahe der Bosnischen Grenze. Verläßliche Fahrzeuge werden für die TeilnehmerInnen von Übersee beschafft werden, aber wir hoffen, daß so viele Europäerlnnen als möglich ihre eigenen Gruppenfahrzeuge beschaffen. Sjeme Mira beabsichtigt, zur Grenze zu laufen und dabei Transparente zu tragen und Flugblätter zu verteilen. Unterstützungsfahrzeuge werden folgen. Übersetzerlnnen werden greifbar sein, um unsere Absicht jedem, besonders Soldaten an der Grenze oder später an Checkpoints zu erklären. Falls die Gruppe durch bewaffnete Kräfte an irgendeinem Punkt gestoppt wird, soll versucht werden, durch Mittel des gewaltfreien Widerstandes (Sitzprotest, Fasten) die Weiterfahrt zu erreichen.
Es wird gehofft, am 6. Dezember nach einemzweitägigen Marsch am Rand der Stadt Mostar anzukommen. Die Zeit des Marsches wird darauf gerichtet sein, Kontakte zu knüpfen und von den Menschen in Bosnien zu lernen, sowie öffentliche Aufmerksamkeit über Sjeme Mira im ehemaligen Jugoslawien und in der internationalen Gemeinschaft zu erwecken. Sjeme Mira hat sich entschieden, sich auf Mostar zu konzentrieren, weil das Leiden dort groß ist und eine relativer Mangel an Öffentlichkeit besteht. Falls es gelingt, die Stadt zu betreten, soll versucht werden, Mitglieder der Gruppe in alle Teile der Stadt zu verteilen. Ziel ist es, sich zwischen die kriegsführenden Parteien zu stellen oder sich auf beiden Seiten der Frontlinien zu verteilen mit der Hoffnung einen Waffenstillstand zu inspirieren. Die Gruppe ist in dieser Hinsicht durch die Erfahrung von UN Mitarbeiterinnen ermutigt, denen Präsenz in Mostar als ein Schutz gegen den Granatbeschuß auf ZivilistInnen genutzt wurde.
Sjeme Mira plant, sich bis zur dritten Dezemberwoche in Bosnien aufzuhalten, aber einige Teilnehmerinnen sind bereit, länger zu bleiben, falls sich dies als hilfreich herausstellt.
Deutsche Kontaktadresse: Bund für Soziale Verteidigung, Friedensplatz 1 a, 32-78 Minden, tel. 0571-29456 oder: Christine Schweitzer, Tel. 0221-240 18 19.
Unser Ziel ist es, eine oder zwei Bezugsgruppen von deutschen TeilnehmerInnen zusammenzustellen. Voraussetzung für die Teilnahme ist Übereinstimmung mit den beschriebenen Zielen und dem Geist der Aktion sowie unbedingt Erfahrung in gewaltfreien Aktionen. Ein Vorbereitungstraining, das für alle Teilnehmerlnnen verpflichtend ist, findet am 27./28. November voraussichtlich entweder in Köln oder Minden statt. Eine Teilnahme an der Aktion ohne vorherige Anmeldung ist nicht möglich. Nähere Einzelheiten teilen wir gerne auf Anfrage mit. Da zwischen den TeilnehmerInnen schon vor der Aktion verschiedene Absprachen getroffen und Dinge organisiert werden müssen, wäre es gut, wenn Ihr Euch möglichst bald melden würdet.