Von Aachen nach Kleine Brogel

Fahrradtour gegen Atomwaffen

von Kristine Karch
Initiativen
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Vom 24.-26. September fand eine Fahrradtour von Aachen über Volkel nach Kleine Brogel statt, organisiert vom internationalen Netzwerk Nuke Free Europe.

Der 26. September ist Internationaler Tag für die vollständige Abschaffung der Atomwaffen. Das Netzwerk Nuke Free Europe (https://www.nukefreeeurope.eu/) rief den September zu einem Aktionsmonat gegen Atomwaffen, deren Modernisierung, den Ausbau der Militärbasen und die Anschaffung neuer Trägersysteme aus. Es fordert von der NATO nicht nur die Aufkündigung der Nuklearen Teilhabe, sondern auch den Verzicht auf den Ersteinsatz von Atomwaffen. Stattdessen verlangt es von den Regierungen die Unterzeichnung und Ratifizierung des Atomwaffenverbotsvertrages, der seit Januar 2021 in Kraft ist und Atomwaffen für illegal erklärt.

Neben Aktionen in Italien, Frankreich und Großbritannien gab es am 5. September bereits eine Menschenkette um den Fliegerhorst Büchel, als Protestaktion gegen die Modernisierung des Flugplatzes (Landebahn und Atombunker) mit 8 Mrd. € deutscher Steuergelder. Und das in Pandemie-Zeiten, wo das Geld dringend für Gesundheit, Soziales und ökologische Belange benötigt wird.

Aus Italien stammt eine Initiative, die fordert, bei COP 26 endlich auch den CO2-Ausstoß und weitere Belastungen durch das Militär in die Klimaverhandlungen mit aufzunehmen.

Acht Menschen aus „Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt”, Bike for Peace, Stopp Air Base Ramstein, No to NATO und dem Internationalen Friedensbüro (IPB) beteiligten sich an der Tour.

Auftakt bildete am 24.09. die Teilnahme am globalen Klimastreik der Fridays for Future, um über den immer noch nur wenig bekannten Zusammenhang zwischen Klimadesaster und Militär aufzuklären. Eine Flugstunde eines Tornados erzeugt 12 Tonnen CO2. Für die Rettung des Planeten muss der Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 auf 2 Tonnen pro Person/Jahr gesenkt werden.

Am Samstag ging es weiter nach Volkel in den Niederlanden zu den dortigen US-Atomwaffen. Die Situation ist ähnlich der in Büchel. Die Organisatoren PAX, die Sozialistische Partei (SP), das Tribunal für Frieden, WILPF Niederlande, Niet in Mijn Naam, Peace SOS, das Jeanette Noёl-Huis und das Vredesburo Eindhoven empfingen die Radler*innen aus Deutschland. Die Redebeiträge richteten sich gegen die US-Atomwaffen auf niederländischem Boden und forderten deren Abzug. Sie kritisierten die Atomwaffenmächte, dass diese in der Pandemie die Modernisierung der Atomwaffen vorantreiben, anstatt sich um die Gesundheit ihre Bevölkerungen zu kümmern.

Zum Abschluss umrundeten ca. 80 Teilnehmende die Air Base Volkel. Es ist immer wieder erschreckend, welch große Flächen wegen Kriegsspielen der Bevölkerung vorenthalten werden. Ganz zu schweigen von der Umweltverschmutzung, Lärmbelästigung und Lichtverschmutzung. Mit ca. 12 km ist die Strecke halb so lang wie die um die US-Air Base Ramstein (Nähe Kaiserslautern), die größte US-Air Base außerhalb der USA, Kommandozentrale für die Atomwaffen in Büchel und mit der Relais-Station verantwortlich für den Drohnenkrieg und die Drohnenmorde. Auch an dieser Air Base fanden dieses Jahr bereits zweimal Protestaktionen mit Fahrrädern statt.

Danach ging es weiter Richtung Belgien mit einem Zwischenstopp bei der SP in Eindhoven, die uns zu einem Erfahrungsaustausch mit Imbiss eingeladen hatte.

In unserem Übernachtungsquartier, einem Jugendheim kurz hinter der Grenze, empfingen uns Freund*innen von vrede. Den Abend verbrachten wir am Lagerfeuer mit Erzählungen und Diskussionen über die politische Lage und unsere Aktionen. Mit dabei auch Susan Crane (Redwood City, USA), die drei Tage später zu ihrem Büchel-Prozess am Landgericht in Cochem fahren musste.

Am Sonntagmorgen radelten wir das letzte Stück gemeinsam mit 150 Teilnehmenden der Radtour „Bikes not Bombs“ von Kiewit (Hasselt) nach Kleine-Brogel (27 km). Auch hier lagern 20 US-Atomwaffen, die durch neue B61-12 ersetzt werden sollen. Die Existenz der Nuklearwaffen und die geplante Ablösung ist ein offenes Geheimnis.

Bei einem Picknick am alten Eingang des Luftwaffenstützpunktes waren die Forderungen der Redner*innen aus der Friedens-, Umwelt- und (Klima-)Gerechtigkeitsbewegungen klar: Weg mit den Atomwaffen, Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag, Abrüsten für eine sozial-ökologische Transformation, um die aktuellen Krisen zu bewältigen. Hier gehörte auch Marion Küpker von der Kampagne „Büchel atomwaffenfrei“ zu den Redenden. Im Anschluss gab es eine Menschenkette am Zaun der Basis bis zum Eingang.
Es waren drei ereignisreiche Tage und das Gefühl, dass trotz Pandemie ein Stück weit normales Leben zurückgekehrt ist und wir gemeinsam aktionsfähig sind. Auffällig war auch hier die ausgesprochen positive Resonanz der Bevölkerung auf unsere Protestaktion. Eine Erfahrung, die wir bei den Touren um die Air Base Ramstein gemacht haben, allerdings war das dort noch erstaunlicher, da wir dort mit Polizeibegleitung auf der Straße fuhren. Alle waren sich einig, dass wir auch nächstes Jahr im September wieder kommen und hoffentlich noch mehr Menschen mit einbeziehen können. Die Radtour soll ausgeweitet werden, um sowohl Büchel als auch Ramstein mit einzubeziehen.

Die Kampagne Stopp Air Base Ramstein hat diesen Aktionsvorschlag auf ihrem letzten Treffen bereits in ihre Aktionsagenda für 2022 mit aufgenommen.

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Kristine Karch engagiert sich beim International Network of Engineers and Scientists for Global Responsibility (INES)