Wende zur Gewaltfreiheit

Friedensdekade 1994

von Ulrich Frey
Initiativen
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Zur Friedensdekade sind bei der Mittelstelle Werk und Feier, Ebers­walder Straße 160, 16227 Eberswalde, Telefon und Fax 03334/32051, ein 66-seitiges Vorbereitungsheft, Plakate und andere Materialien erschienen, die für Aktionen, Öffentlichkeitsarbeit und Gottesdienste genutzt werden können. Auch für die Öffentlichkeitsarbeit zur Vorbereitung. Be­standteile des Heftes sind u.a. informative Sach-Artikel zu den Themen Kirchenasyl, Rüstungsexporte, Umgang mit Geld (Wirtschaften für das Leben). Das Plakat (Taube auf Militärstiefel) steht in verschiedenen Größen zur Verfügung. 

"Selig die Sanftmütigen ..." ist das für viele unscheinbare Motto der diesjähri­gen Friedensdekade vom 6.-16. Novem­ber 1994. Es ist aus der Bergpredigt entnommen. Auf den ersten Blick er­scheint es zu sanft. Was wir heute brau­chen, so manche Stimme, ist ein kräfti­ger Spruch als Motto. Aber welcher? Was soll die Botschaft der Friedensde­kade sein?

In seiner Erläuterung zu dem Text betont der frühere Bischof der Evangelischen Kirche in Berlin-Bran­denburg, Gottfried Forck, daß Jesus in der Bergpredigt auch eine Begründung für "Selig sind die Sanft­mütigen" gege­ben hat. Im zweiten Teil des Satzes heißt es nämlich "Denn sie werden das Erdreich besitzen".

logo: Dekade

Was heißt hier "besit­zen", wo doch alles kaputt geht? Forck gibt das Beispiel der gewaltlosen Wende in der DDR im Herbst 1989. Der Verzicht auf Gewalt, woran sich die großen Men­schenmengen, zum überwiegenden Teil keine Christin­nen und Christen, ge­halten haben, hat bewirkt, daß in der DDR und später in ganz Deutschland überfällige Ent­wicklungen in Gang gebracht wur­den. "Besitzen" ist in meiner Interpre­tation, auf die poli­tische Situa­tion an­gewandt, die nüch­terne und ei­gentlich selbstverständliche Aussage und zugleich Zusage, daß ein Weiterle­ben nur dort möglich ist, wo man nicht ge­geneinander gewalttätig ist oder zer­störerisch tätig ist. Gewalt in unserem täglichen Leben zu vermindern oder ganz zu vermeiden und damit Leben zu ermöglichen, ist die "Wende", zu der die diesjährige Friedensdekade motivieren will.

Die Gruppen und Gemeinden sind auf­gerufen, das in ihrem eigenen Umfeld und mit ihren Möglichkeiten auszupro­bieren. Bewußtseinsbildungsprozesse sollten in Gang gesetzt, nicht so sehr Aktionismus zelebriert werden.

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Ulrich Frey ist Mitglied im SprecherInnenrat der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung.