"Das weiche Wasser bricht den Stein"

Fritz-Bauer-Preisverleihung an Hanne und Klaus Vack

von Elke Steven
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Am 30.8.1983 ermutigte und ermunterte Heinrich Albertz die damals versammelten Friedensfreunde und -freundinnen, sich an der Groß­blockade der US-Airfield Mutlangen zu beteiligen.  13 Jahre später, am 30.8.1996, verlieh die Humanistische Union - nach einem vorausgehen­den Spaziergang in Mutlangen - Hanne und Klaus Vack in Schwäbisch Gmünd den Fritz-Bauer-Preis. Diesmal stand im Anschluss an die Ver­sammlung nicht unmittelbar eine Aktion, gar eine Aktion Zivilen Unge­horsams an, aber das durchgehende Engagement vieler Anwesender, allen voran der Preisträger, war spürbar.

"Für hervorragende Verdienste bei der Verteidigung der Bürgerrechte in die­sem Land" verlieh die Humanistische Union diesen Preis, der nach einem ihrer Mitbegründer, dem hessischen General­staatsanwalt Fritz Bauer benannt ist. So wie nur wenige Menschen haben Hanne und Klaus Vack sich fast seit Beginn dieser Republik für Gewaltfreiheit und Menschenrechte eingesetzt und "die gewaltfreie Aktion in Deutschland we­sentlich mit eingeführt". Sie haben ein Gespür für die vielen großen und klei­nen Verletzungen von Menschenrechten und für die diese ermöglichenden strukturellen Voraussetzungen - und sie haben die Fähigkeit, zentrale Aspekte immer wieder neu aufzugreifen und zu thematisieren. "Das Eintreten für Bür­ger- und Menschenrechte -, für Abrü­stungs- und Friedenspolitik, für basis­politische Demokratie und für das un­verkürzte Asylrecht waren die Beweg­gründe für ihr Handeln", so würdigte die Humanistische Union ihr Handeln. In der Laudatio würdigte Jürgen Seifert ihre Aufmerksamkeit, ihre Glaubwür­digkeit, ihr untrügliches Gefühl für die Verletzungen, ihr Organisationstalent und ihren Sinn für Gemeinschaft. "Es reicht nicht aus, mit Herz und Verstand, aber für sich allein, für den Frieden zu sein." Ihrem Engagement entspricht es so auch, daß sie längst wieder in neuen und anderen Feldern aktiv sind, auch wenn Motivation und Haltung die glei­chen geblieben sind. So konnten und wollten sie auch bei der Preisverleihung weniger in den Erinnerungen an die da­maligen Zeiten schwelgen, sondern er­zählten von ihren gegenwärtigen Erfah­rungen bei der Organisation und Be­gleitung der Ferienfreizeiten für Kriegs- und Flüchtlingskinder im ehemaligen Jugoslawien. Ohne ihr Organisationsta­lent - so wurde immer wieder herausge­stellt - wäre damals wie heute vieles nicht möglich gewesen.

Klaus und Hanne selbst, die einen großen Teil dieses Sommers im ehema­ligen Jugoslawien verbracht haben, war vor allem zweierlei von Bedeutung:

-     Sie waren nie allein in ihrer Arbeit, sondern haben das getan, was ihnen wichtig war und ist - und dies immer in der Zusammenarbeit und Nähe mit anderen. Dieser "politischen Fami­lie", mit der sie sich in Liebe und So­lidarität verbunden fühlen, gebührt der Preis ebenso. "Ohne euch hier, ohne die Freundinnen und Freunde, die heute nicht dabei sein können, (ohne ....) , also kurz ohne uns alle, würde für mich jeder Preis, würde jede Ehrung ihren politischen Sinn verlieren." (Hanne Vack)

-     Trotz aller Hoffnungslosigkeit und Resignation, die sich angesichts der gegenwärtigen politischen Entwick­lungen einstellen könnten, in der "mehr Schritte rückwärts gemacht werden als vorwärts", bleibt nur der Optimismus der Tat. Taten, die die Träume bewahren helfen und die als Tropfen auf den heißen Stein "über die Jahrzehnte, ja die Jahrhunderte hinweg eine Art menschenrechtlich-pazifistische Zeichensprache bilden" (Klaus Vack).

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Elke Steven ist Soziologin und Referentin beim Komitee für Grundrechte und Demokratie in Köln.