6x jährlich erscheint unsere Zeitschrift "FriedensForum" und informiert über Neuigkeiten aus der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeheft zu!
Gegen Fremdenhaß, Gewalt und Abbau des Asylrechts
vonEin Jahr nach der Vereinigung wird das Bild Deutschlands geprägt von der emotional aufgeheizten Asyldebatte, einem neuen deutschen Rassismus und einer Welle von Gewalt und Verbrechen gegen Menschen, die hier Schutz und Zuflucht suchten. Es haben sich aber auch schon sehr viele Menschen demonstrativ neben und vor unsere ausländischen MitbürgerInnen gestellt. Das Menschenrecht auf Zuflucht und Asyl, daß gerade auch aus Verantwortung gegenüber unserer Geschichte als Grundrecht in die Verfassung aufgenommen wurde, muß jetzt von uns verteidigt werden.
So erschreckend wie die Aktionen von Skins und der Zuwachs neofaschistischer Gruppen ist die offene Billigung der Gewalt gegen Flüchtlinge durch viele unserer MitbürgerInnen. Hier müssen wir in einer langfristigen Kampagne und gemeinsam mit vielen Menschen und Gruppen einwirken, daß vorhandene Existenzängste und soziale Probleme nicht länger auf Fremde, Minderheiten und die Schwächsten der Gesellschaft projiziert und auf deren Rücken ausgetragen werden.
Fremdenhaß und Gewalt sind auch Ergebnis der von Politikern - nicht nur der Regierungskoalition losgetretenen Asyldebatte. Fremdenhaß und Gewalt dienen ihnen jetzt als weitere Rechtfertigung für den Abbau von Menschenrechten.
Die AusländerInnen, die von uns gerufen oder durch Not getrieben zu uns kamen, haben wesentlich zum Aufbau und zum Wohlstand hier beigetragen. Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Armut haben ganz andere Wurzeln.
Die Pogromstimmung wurde von Politikern geschürt. Demokratinnen und Demokraten müssen jetzt in die politische Debatte eingreifen und versuchen, (wieder) eine gesellschaftliche Mehrheit für eine humane Asyl- und Einwanderungspolitik zu gewinnen und/oder sie sichtbar zu machen. In unserem Land soll Einvernehmen sein, daß Demokratie und Grundrechte für alle gelten und nicht von der Nationalität abhängig gemacht werden. Es soll wieder allen selbstverständlich sein: Ausländer sind Menschen wie Du und ich.
Dabei kommt es auf jede und jeden Einzelnen an, auf ein bißchen Zivilcourage im Alltag. Fremdenfeindliche Äußerungen und Vorurteile im Alltag sollten nicht schweigend hingenommen werden. Die meisten von uns können mehr Kontakte zu Flüchtlingen oder ausländischen Nachbarn knüpfen und pflegen. Wir dürfen nicht wegschauen, wenn Menschen in öffentlichen Verkehrsmitteln oder auf der Straße angepöbelt oder angegriffen werden. Wir können mit Briefen an Zeitungen, an Lokal-, Landes- und BundespolitikerInnen und in Verbänden, Kirchen, Gewerkschaften Druck für eine klare Haltung machen. Jede Geste und jedes praktische Engagement ist jetzt wichtig. Aktivitäten zum Schutz von Übergangswohnheimen können helfen, die Eskalation der Gewalt zu beenden. Zivilcourage und Solidarität können den Haß überwinden.
Aktionstag gegen Gewalt und Fremdenhaß am 9. November 1991
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 wurden die ersten Grenzübergänge zwischen den beiden deutschen Staaten geöffnet. Heute wollen viele - allen voran die Bundesregierung und die CDU/CSU - für Flüchtlinge die Grenzen schließen. Kriminelle Gewalttäter verkündeten stolz, Hoyerswerda sei ausländerfrei. Am 9. November 1938 hieß es in vielen deutschen Städten, sie seien nun judenfrei. Damit wurde die Mißachtung von Menschenrechten öffentlich zur Politik erhoben, die sich sehr schnell auch gegen die Deutschen selbst richtete. Sich an den 9. November 1938 erinnern bedeutet, in Deutschland nie wieder Pogrome zuzulassen und allen Anfängen zu wehren.
Eine Kampagne für Gleichberechtigung und gegen Fremdenhaß und Gewalt soll am 9. November mit einem bundesweiten Aktionstag einen ersten Höhepunkt erfahren. Vorbereitet werden eine große Demonstration in Berlin und regionale Demonstrationen z.B. in Hamburg, Frankfurt, Stuttgart und München. Es sollen in möglichst vielen Orten der Bundesrepublik lokale Demonstrationen oder Veranstaltungen stattfinden, die an diesem Tag auch mit Menschenketten und Mahnwachen in Aktionen zum Schutz von Übergangswohnheimen und Flüchtlingsunterkünften führen sollen.
Die Informationen zu allen Veranstaltungen sollen beim Büro des Netzwerk Friedenskooperative, R”merstr.88, 5300 Bonn 1, Tel.0228/692904, Fax: 0228/692906 gesammelt und die Presse mit diesen Informationen versorgt werden. Laßt uns am 9. November ein unübersehbares Zeichen setzen gegen Gewalt und Haß, für eine Gesellschaft gleichberechtigter BürgerInnen verschiedener Herkunft und Kultur, für Demokratie und Menschenrechte.