Internationale pazifistische Konferenz Ende Juli in Paderborn

Gewaltfreiheit globalisieren!

von Kai Uwe Dosch

Viel ist in den Nachrichten von „Globalisierung" und „Krieg" zu hören, etwas wird auch von der „Globalisierung von unten" und von den „Kriegsgegnern" berichtet, doch wenig wird alles wirklich zusammen betrachtet. Diese Lücke füllt die internationale pazifistische Konferenz „Gewaltfreiheit globalisieren". GlobalisierungskritikerInnen und PazifistInnen treffen sich vom 23. Bis 27. Juli 2006 in Geseke-Eringerfeld in der Nähe von Paderborn zur intensiven strategischen Diskussion. Eingeladen hat die War Resisters' International (Internationale der Kriegsgegner WRI) und ihre deutschen Mitgliedsgruppen, darunter die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK). Deswegen wird die Veranstaltung auch von deren beiden Vorsitzenden, der Friedensarbeiterin Joanne Sheehan aus den USA von der WRI und dem militärkritischen Autor Jürgen Grässlin aus Freiburg von der DFG-VK, eröffnet.

 

Der inhaltliche Bogen der Plena spannt sich von der Analyse der militärischen Globalisierung über Beispiele der gewaltfreien Globalisierung von unten bis zu einer neuen Strategie der weltweiten Bewegung für Gewaltfreiheit. Am 24. Juli steht der Zusammenhang zwischen Krieg; Militarismus und Globalisierung im Mittelpunkt. Im Vormittagsplenum spricht die Kölner Soziologin und Globalisierungskritikerin Maria Mies die Frage an: In welcher Beziehung stehen Weltwirtschaft, Militarismus und Krieg? Das Nachmittagsplenum befasst sich mit Themen, die sich aus der „Privatisierung" des Krieges und dem „Outsourcing" an private Unternehmen ergeben. Über solche Kriegsprofiteure in Europa referiert Ann Feltham (angefragt) von der Carnpaign against Arms Trade (CAAT) aus Großbritannien und über jene in Nordamerika Simon Harak. Simon ist Jesuiten-Pater, Ethik-Professor und Abrüstungs-Referent der Sektion der WRI in den USA. Seine weiteren inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf dem gewaltfreien Eingriff in Krisensituationen wie im Irak, auf Aktionen gegen den militärisch-industriellen Komplex und besonders gegen Atomwaffen.

Der 25. Juli steht unter der Überschrift ,,Beispiele der weltweiten gewaltfreien Aktion". Das Vormittagsplenum untersucht gewaltfreie Aktionen gegen die negativen Aspekte der Globalisierung und konzentriert sich auf die Zusammenarbeit von deutschen und ostafrikanischen Gruppen zu Kleinwaffen. Zugesagt haben hierzu Paul Russmann, Mitarbeiter von Ohne Rüstung Leben, und Sarniira Jama Elmi. Samiira kommt aus Somaliland und arbeitet haupt- und ehrenamtlich für Frauen- und Menschenrechtsgruppen. Sie arbeitet zu Gewalt gegen Frauen, Kleinwaffen in Ostafrika und Somaliland als „Insel des Friedens im Meer der Gewalt" namens Somalia. Das Nachmittagsplenum befasst sich mit Strategien der Bewegung für eine Globalisierung von unten, die den Friedensprozess in Israel/Palästina unterstützen. Diese Diskussion eröffnen die israelische Aktivistin Dorothy Naor und eine palästinensische Aktivistin.

Am 26. Juli geht es um die Fragen: Was kann die gewaltfreie Strategie für eine Bewegung zur Globalisierung von unten leisten? Was kann die Beteiligung an der Bewegung für eine Globalisierung von unten für eine gewaltfreie antimilitaristische Strategie leisten? Zuerst wird am Vormittag Stellan Vinthagen  aus Schweden Aspekte einer solchen Strategie aus Sicht der .gewaltfreien Bewegung zur Diskussion stellen. Sodann werden Howard Clark (WRI), Jai Sen (Weltsozialforum) und Felix Kalb (attac) diese auf ihre jeweilige Organisation und ihre mögliche Kooperation beziehen. So wird die Konferenz mit einer Diskussion über Bündnisse und Ziele sowie über die während der Woche entwickelten konkreten Pläne und Ideen abschließen.

Diese konkreten Vorschläge sind nicht nur aus den Plena, sondern besonders aus den Arbeitsgruppen zu erwarten, zu denen sich jeden Tag dieselben Teilnehmenden treffen, und die teils die Plena ergänzen, teils eigenständige Fragen bearbeiten. Zum Beispiel wird gewaltfreie zivile Intervention als ein praktisches Beispiel der Globalisierung von unten dargestellt, das weltweite Verbindungen herstellt sowie das Peace-Building und den Widerstand gegen Unterdrückung in anderen Erdteilen unterstützt. Zum Beispiel werden auch die Themen der Kriegsdienstverweigerung, der Kriegssteuerverweigerung, der Desertion und des Kriegswiderstandes ohne Wehrpflicht als einer der Hauptarbeitsbereiche der WRI diskutiert.

Die Internationalen Konferenzen der WRI sind ein Höhepunkt der Arbeit dieses transnationalen pazifistischen Netzwerkes und finden nur alle vier Jahre statt. Die letzte Konferenz wurde 2002 in Dublin durchgeführt, in Deutschland war sie zuletzt 1951 zu Gast. 2006 arbeiten erstmals alle deutschen WRI-Mitgliedsgruppen als Gastgeber zusammen. Dies verspricht auch einen spannenden Austausch zwischen verschiedenen Richtungen der Friedensbewegung wie eher linken, radikalen oder reformorientierten Ansätzen. Begleitend gibt es ein Kulturprogramm mit Musik, Literatur und Kunst. Die Tagung findet statt im Gästehaus "Dicke Birken“, Schloss Eringerfeld, nahe Paderborn. Nähere Informationen gibt es auf der Website www.gewaltfreiheitglobalisieren.org oder unter der E-Mail-Adresse anmeldung [at] gewaltfreiheitglobalisieren [dot] org.

Zusammengefasst ist die Konferenz ,,Gewaltfreiheit globalisieren“ der War Resisters' International eine einzigartige Gelegenheit, um Menschen aus der globalisierungskritischen, pazifistischen und antimilitaristischen Bewegung zusammenzuführen und Netzwerke zwischen Aktiven aus der ganzen Welt zu schaffen.

Ihr seid eingeladen!

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