Eine Woche vor Ostern rufen wir mit unserem Aufruf "Kriege stoppen - Frieden und Abrüstung jetzt! " in mehreren Zeitungen zur Teilnahme an den Ostermärschen 2025 auf. Hilf auch du mit bei der Mobiliserung!
Jugendliche vor dem Zukunftsloch?
von
Das Komitee für Grundrechte und Demokratie hat eine jugendpolitische Erklärung mit dem Titel "Das Zukunftsloch - Loccumer Manifest für eine Politik im Interesse von Kindern und Jugendlichen" veröffentlicht. Das Manifest war im Rahmen einer Fachtagung "Jugend, Politik und Demokratie", die das Komitee für Grundrechte und Demokratie in Kooperation mit der Evg. Akademie Loccum Ende November veranstaltet hat, diskutiert und anschließend überarbeitet worden.
Ziel des Manifestes ist es, eine neue politische Jugenddebatte anzustoßen, die die gesellschaftlichen Voraussetzungen für eine im Interesse der Jugendlichen gestaltungsoffene Zukunft reflektiert. Statt immer wieder das Bild einer problematischen und gewaltbereiten Jugendszene zu skizzieren, muß der Blick auf die gesellschaftlichen Umstände gelenkt werden, denen die Jugendlichen durch die Politik der Erwachsenengeneration ausgesetzt sind. Die herrschende Politik tut alles, um Jugendlichen Zukunft zu verbauen und Lebenschancen zu verstellen. Die gegenwärtige Lebenssituation der jungen Generation ist zu einem großen Teil von Armut, Arbeitslosigkeit, Lehrstellenmangel und Bildungsdefiziten geprägt. Die Erwachsenengeneration hat ihr Leben wissentlich auf Kosten der Zukunft eingerichtet, das reicht vom angehäuften Schuldenberg bis zum zerstörerischen Raubbau an der Umwelt. Jugendliche spielen dabei nur noch als Objekte eine Rolle, ihre optimale Anpassung an das marktorientierte Konkurrenzprinzip ist das Ziel.
Der exotisierende Blick der Jugenddebatten um divergierende Lebensstile und -kulturen von Jugendlichen lenkt dabei ab vom viel zentraleren Problem der durch den Konkurrenzkampf produzierten ungleichen Lebensbedingungen und -chancen von Jugendlichen. Immer mehr Jugendliche bleiben auf der Strecke, werden an den Rand gedrängt und Opfer der neuen Armut und zunehmender Arbeitslosigkeit. Ausländische Jugendliche sind dabei in mehrfacher Hinsicht diskriminiert.
Daher ist eine neue Jugenddebatte geboten, die mit den Jugendlichen selbst zu führen ist und sich auf deren Zukunftschancen bezieht. Nur wenn die Erwachsenen selbst bereit sind, ihre Privilegien in Frage zu stellen und sich für eine gestaltungsoffene Zukunft einzusetzen, können sie glaubwürdig mit jugendpolitischen Initiativen kooperieren und beispielhafte gemeinsame Aktionsformen entwickeln. Soziale Phantasie ist gefragt, um eine neue jugendpolitische Offensive in der gesellschaftlichen Debatte zu eröffnen.
Das Manifest geht u.a. auch auf die Bedeutung des Militärs für Jugendliche ein und merkt hierzu an: "Kaum mehr zur Kenntnis genommen wird, daß das Militär nach wie vor eine außerordentlich bedeutsame Sozialisiationsinstanz für männliche Jugendliche ist. Das fundamentale Paradox lautet: Junge Männer sollen zur Gewaltfreiheit erzogen werden, aber zugleich als Soldaten fähig und bereit sein zu töten. Kriegsdienstverweigerer werden erneut als egoistische Drückeberger abgekanzelt. Totalverweigerer, die mit dem Prinzip der Gewaltfreiheit ernst machen, werden kriminalisiert.
Von der aktuellen Militarisierung der Außenpolitik sind Jugendliche am ärgsten betroffen. Sie sollen künftig ihre Knochen hinhalten. Dies ist der schlimmste Raubzug gegen die Jugend, dürftig schmackhaft gemacht mit der Bundeswehrwerbung von "Freiheit und Abenteuer". Glücklicherweise geht die Rechnung (noch) nicht auf. Nie zuvor haben mehr junge Männer den Kriegsdienst verweigert, auch die Zahl der Totalverweigerer steigt an."
Martin Singe arbeitet beim Komitee für Grundrechte und Demokratie
Das vollständige Manifest zur Jugendpolitik (20 S., DIN A 5) kann bestellt werden beim Komitee für Grundrechte und Demokratie, Bismarckstr. 40, 50672 Köln (Vorkasse: einzeln DM 2,50, 10 Ex. DM 12,-)