Die Friedensbewegung der letzten fünfundzwanzig Jahre

Mani und das Friedensforum

von Christine Schweitzer

Mani Stenner habe ich Mitte der 1980er Jahre kennengelernt, als ich begann, als Vertreterin der Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen im Koordinierungsausschuss (KA) mitzuarbeiten. Der KA hatte einen Rundbrief, mit einer streng nach Spektren besetzten Redaktion, in die ich als Vertreterin der sog. unabhängigen Friedensgruppen eingeladen wurde. Seither, seit ca. 1987 oder 1988, haben Mani, Martin Singe und ich an der Zeitschrift mitgearbeitet, mit wechselnden weiteren KollegInnen. Es war Mani, der die Idee vorantrieb, aus dem Rundbrief eine richtige Zeitschrift zu machen, und dies dann auch umgesetzt hat.

Seit ich 1998 aus Köln wegzog, habe ich Mani nicht mehr so oft gesehen – eigentlich nur bei den jährlichen Redaktionstreffen und gelegentlich bei Treffen und Veranstaltungen der Kooperation für den Frieden. Aber wir waren ständig in Email-Kontakt miteinander, oftmals mehrere Male die Woche. Seine letzte Mail an mich muss er kurz vor seinem Tode geschrieben haben, um 16.19 Uhr am 17. Juli, wo er erläuterte, warum wir beide mit unseren AOL-Adressen Probleme mit der Mailing-Liste der Redaktion hatten.

Wie soll ich Manis Bedeutung für das Friedensforum beschreiben? Wie gesagt: Er hat es mitgegründet – dass aus dem Rundbrief des Koordinierungsausschusses die selbstständige friedenspolitische Zeitschrift wurde, ging vor allem auf seine Initiative zurück. Er hat immer wieder das Friedensforum als eines der wichtigsten oder sogar das wichtigste Produkt des Netzwerks Friedenskooperative bezeichnet, und er hat dafür gesorgt, dass es das Heft seit inzwischen 25 Jahre gibt, während so viele andere Magazine in der Zwischenzeit untergegangen sind. Er hat dafür gesorgt, dass aus getippten Dateien eine gelayoutete Zeitschrift wurde. Er hat selbst viele Beiträge verfasst, zumeist über gerade aktuelle Aktivitäten der Friedensbewegung, die er als Vertreter der Friedenskooperative mit begleitete. Er hat auch die vielen kleinen Dinge gemacht, die mit der Fertigstellung von Druckpublikationen einhergehen. Er kümmerte sich um die Finanzen und sorgte dafür, dass wir von ernstlichen Defiziten verschont blieben. Er verwaltete die Adressen. Usw.

Ich weiß nicht, ob er nicht manchmal gerne Zeit gehabt hätte, sich inhaltlich tiefer einzubringen, als er es in den letzten Jahren getan hat. Wenn man ihn wegen eines Themas anfragte, verwies er gerne auf Andreas Buro oder andere unserer „Stammautoren“. Zum Beispiel sprachen Mani und ich mehrere Jahre immer wieder darüber, zu unserer gemeinsamen Leidenschaft für Science Fiction und Fantasy einen Beitrag über Gewaltfreiheit und Frieden in diesem Literaturgenre zu verfassen. Den Artikel gab es schließlich vor ungefähr drei Jahren, und Mani steuerte Ideen zu ihm bei – Zeit, ihn zu schreiben, fand er keine.

Mani kannte die deutsche Friedensbewegung wie kaum ein anderer. Dass das Friedensforum über all diese Jahre bestehen geblieben ist, dass wir einen so großen Stamm von AutorInnen haben, die ihre Beiträge kostenfrei zur Verfügung stellen, das hatte auch mit Mani und dem Vertrauen zu tun, das ihm entgegengebracht wurde.

Wir werden eine Sonderausgabe des Friedensforums Manis Leben widmen. Im Moment sind wir dabei, hierfür Autorinnen und Autoren zu sammeln. Wir würden uns sehr freuen, wenn auch einige von Euch und Ihnen hierzu beitragen würden.

Das Friedensforum wird weiter bestehen. Mani wird uns sehr fehlen, aber wir werden es in seinem Sinne weiterführen.

Ausgabe

Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.