Minen und Streumunition: Investment und Profit

von Redaktion FriedensForum

In vielen bewaffneten Konflikten wurden und werden Landminen und Munitionen, die hohe Blindgängerquoten erzeugen – wie z.B. Streumunition – eingesetzt, wie zuletzt 2006 im Libanon und 2008 im Kaukasus. In annähernd 90 Staaten weltweit werden derzeit die Folgen eines solchen Einsatzes deutlich, der die Entwicklung ganzer Regionen und Hilfsprojekte be- bzw. verhindert. Landminen und Blindgänger (von Streumunition) fordern eine hohe Zahl an zivilen Opfern, darunter häufig Kinder, und beeinträchtigen das soziale und ökonomische Leben in den betroffenen Ländern nachhaltig. Landminen und Blindgängermunition haben seit Ende des 2. Weltkrieges mit Sicherheit weltweit über eine Million Opfer gefordert.

Die internationalen Verbotsverträge zu Antipersonenminen (Ottawa-Konvention) bzw. Streumunition (Konvention zum Verbot von Streubomben) sind wichtige Schritte auf dem Weg zu einem umfassenden Verbot aller Landminen und minenähnlich wirkenden Waffen. Dennoch werden diese beiden Verträge kritisiert, denn sie weisen Ausnahmeformulierungen auf. Zudem haben wichtige Produzentenstaaten wie die USA, China, Indien und Pakistan die Verträge nicht unterzeichnet.

Das Geschäft: Rüstungsunternehmen und Investment
Das Geschäft mit  den geächteten Landminen und Streumunitionen wird weltweit immer noch von rund 250 Unternehmen betrieben, die sich in staatlichem oder privatem Besitz befinden. Mindestens 30 dieser Unternehmen finanzieren ihre Geschäfte auch über die Ausgabe von Aktien, die an den internationalen Börsen notiert sind. Einige dieser Unternehmen gehören zu den weltweit umsatzstärksten Rüstungsunternehmen, deren Aktien auch Bestandteil vieler Investmentfonds sind.

Das Projekt: Minen und Streumunition - Investment und Profit
Das Rechercheprojekt „Minen und Streumunition - Investment und Profit” soll Hilfestellung bei der Frage bieten, wie ethisch orientierte Anleger Einfluss auf Unternehmen „ihres Investments” nehmen können und richtet sich sowohl an den privaten Investor als auch institutionelle Anleger wie Stiftungen oder Organisationen sowie politische Entscheidungsträger.

Die Website <http://www.ethisches-investment.info/> bietet eine Informationsplattform an, die börsennotierte Rüstungsunternehmen, die Landminen und Streumunition bzw. deren Komponenten entwickeln, produzieren bzw. anbieten, identifiziert. Auch Unternehmen, die unmittelbar an der Wertschöpfung des Geschäftes mit Landminen und Streumunition teilhaben, werden als direkte Anteilseigner der relevanten Rüstungsunternehmen ausgewiesen. Zudem wird eine Liste derjenigen Investmentfonds veröffentlicht, in deren Portfolio sich all diese Unternehmen befinden.

Das Projekt spricht keine grundsätzlichen Empfehlungen für „ethisch verantwortbares Investment” aus, da es sich als reine Informationsplattform versteht und ausschließlich die Beteiligung am Geschäft mit Landminen und Streumunition als Kriterium berücksichtigt.

Es fordert ein umfassendes Verbot aller Landminen und minenähnlich wirkender Waffen (wie z.B. Streumunition), das über existierende Rüstungskontrollverträge hinausgeht, da diesen häufig Kompromisse zugrunde liegen, die Ausnahmen beinhalten.

Das Projekt begrüßt Anregungen wie die „Principles of Responsible Investment” (PRI), die auf Initiative der UN formuliert wurden und nach denen sich Investoren weltweit als Unterzeichner freiwillig verpflichten, sich an größeren gesellschaftlichen Zielen auszurichten. Es  kritisiert aber auch, dass diese Initiative Rüstungsproduktion als Kriterium nicht explizit formuliert.

Die Alternative: Nachhaltiges Investment?
Gerechtigkeit, Solidarität und Nachhaltigkeit werden mittlerweile als entscheidende Maßstäbe für die Rahmenbedingungen wirtschaftlichen Handelns beschrieben. Analog dazu steigt seit geraumer Zeit das Interesse an ethischem, verantwortlichem oder auch nachhaltigem Investment. Der Markt für diese Geldanlagen wächst und damit auch die Tendenz, soziale, Umwelt- und Unternehmensführungs-Aspekte als Kriterium für Investitionsentscheidungen heranzuziehen. Der einzelne Anleger kann über sein Investitionsverhalten Unternehmensentscheidungen und auch die Zusammensetzung von Investmentfonds beeinflussen.

Finanzdienstleister und Banken bieten mittlerweile viele „ethische Fonds” an, denen es nicht nur um die höchstmögliche Rendite geht, sondern auch um die Berücksichtigung sog. nachhaltiger Kriterien. Diese können ökologisch, sozial, ethisch sowie positiv oder als Ausschlusskriterium formuliert sein. Nachhaltige Kriterien sind z. B. Umweltschutz oder die Einhaltung sozialer Standards in Unternehmen, während Rüstung, Kernenergie, Kinderarbeit oder Pornographie häufig Ausschlusskriterien darstellen. Die Formulierung der Ausschlusskriterien bleibt den Gesellschaften überlassen, die Fonds ausgeben.

Quelle
http://www.ethisches-investment.info/. Weitere Informationen zu Landminen, Streumunition und dem zivilgesellschaftlichen Engagement gegen diese Waffen finden sich unter www.landmine.de und www.streubombe.de.

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