Umrundung des Atomwaffenlagers Büchel - Antikriegstag 1. September

Posaunen gegen Atomwaffen - Jericho in der Eifel

von Roland Blach
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Unter dem Motto "Posaunen gegen Atomwaffen - Jericho in der Eifel" veranstaltete die Gewaltfreie Aktion Atomwaffen Abschaffen (GAAA) gemeinsam mit weiteren Organisationen aus der Friedens- und Anti-Atombewegung eine Umrundung des Atomwaffenlagers Büchel am Antikriegstag, dem 1. September, zu der nahezu 100 Personen aus dem ganzen Bundesgebiet kamen.

"Im Kampf gegen das Unrecht gegen Gott und den Menschen durch die Lagerung, das Üben, die Drohung und Anwendung von Atomwaffen in Tests und im Kriegsfall setzen wir uns dafür ein, dass alle Atomwaffen vollständig abgerüstet werden." hieß es in der Zielsetzung für die Umrundung, die durch sieben Stationen, begleitet mit Posaunenstößen und Trommeln anschaulich nachvollziehbar gemacht wurde. Und dies ist umso dringender, als dass seit Bekanntwerden der US-Pläne, sogenannte "Mini-Nukes" zu bauen und diese auch präventiv gegen missliebige Staaten einsetzen zu wollen, die Gefahr eines Atomkrieges gestiegen ist.

Auf dem Fliegerhorst Büchel in der Nähe von Cochem werden seit 1965 Atomwaffen der USA gelagert, zurzeit vermutlich 10 Bomben vom Typ B 61 mit einer Sprengkraft von bis zu 150 Hiroshimabomben. Büchel ist neben Ramstein der derzeit einzige mit Atomwaffen bestückte Standort in Deutschland. Hier üben deutsche Soldaten den Einsatz der Massenvernichtungsmittel im Rahmen der sogenannten "nuklearen Teilhabe" der Bundesrepublik Deutschland.

Bernhard Nolz aus Siegen, der zwei Tage später den Aachener Friedenspreis verliehen bekam, rief den ZuhörerInnen zu, sich mutig gegen den bevorstehenden Krieg gegen den Irak einzusetzen. Jürgen Rose, Oberstleutnant der Bundeswehr, der aber als Privatperson auftrat, wandte sich auch direkt an die hinter dem Zaun gefangen gehaltenen Soldaten: "Für jeden Soldaten, der auch nur einen Funken Moral, Humanität oder auch soldatisches Ehrgefühl im Leibe besitzt, muss der Gedanke, Nuklearwaffen gegen unverteidigte Städte und schutzlose Frauen, Kinder und Greise einzusetzen, unvorstellbar sein und Ungehorsam gegenüber derartigen, jegliche Rechts- und Moralvorstellung pervertierenden Befehlen zur höchsten Pflicht werden." Einige Soldaten der Bundeswehr wurden derart durch die Rede Roses angesprochen, dass sie hinterher sein Redemanuskript haben wollten.

Das Gewicht dieser symbolischen Aktion wurde aufgewertet durch Grußbotschaften der Theologin Dorothee Sölle, der Schriftstellerin Gudrun Pausewang und des Musikers Konstantin Wecker, die vor Ort verlesen wurden. Wecker: "Ich unterstütze Euch sehr gerne, da auch mich der Gedanke, die NATO könne an der Option eines Ersteinsatzes von Atomwaffen festhalten, ganz krank macht."

Eingebettet in die bundesweite Kampagne "Atomwaffen abschaffen - bei uns anfangen", stand die Umrundung in solidarischem Zusammenhang mit den am selben Tag stattfindenden Aktionen an der Urananreicherungsanlage Gronau im Münsterland, an der über 150 Personen teilnahmen und die die Vernetzungsarbeit eindrucksvoll unter Beweis stellte. So hieß es in der Grußbotschaft aus Gronau: "Unser Aufruf wurde sowohl aus den Reihen der Anti-Atomkraft-Bewegung und auch aus der Friedensbewegung heraus unterstützt, so auch von der GAAA. Die dabei neu geknüpften Kontakte zwischen beiden Bewegungen, bei denen es ja auch schon Schnittmengen gab, sollten vertieft werden. Lasst uns gemeinsam die Rüstungs- und Atomindustrie stoppen, in Büchel, Gronau und anderswo."

Die Aktion "Posaunen gegen Atomwaffen - Jericho in der Eifel" konnte als Beginn verstanden werden, nach biblischem Motiven die Zäune des Atomwaffenlagers Büchel zum Einsturz zu bringen und die Menschheit von der Geissel der Atomwaffen zu befreien.

Ob das Ziel, in einen Dialog mit den politisch Verantwortlichen zum Zweck der Abrüstung zu kommen, erreicht wurde, lässt sich so kurz nach der Aktion noch nicht sagen. Es gab zwar gute Resonanz bis hin zu Bundeswehrsoldaten. Es ist aber leider zu befürchten, dass nach diesem "Sonntagsspaziergang" (so ein Teilnehmer) nicht mit einem weiterführenden Dialog zu rechnen ist. Um die erhöhte Gefahr eines Atomkrieges zu versinnbildlichen, stellt sich tatsächlich die Frage, ob nicht zu anderen Methoden inklusive der Zivilen Inspektion übergegangen wird und sich viele Menschen an entsprechenden Aktionen beteiligen. Nicht nur in Büchel, sondern auch in Ramstein, Spangdahlem und am EUCOM. In Berlin genauso wie in Stuttgart, Frankfurt und Hamburg. Sinnvoll wären hierzu Basis- und/oder Bezugsgruppen vor Ort, die die Verdrängung der Bevölkerung vor Ort auflösen.

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Koordinator der Kampagne „Büchel ist überall – atomwaffenfrei.jetzt“