Menschenrechte sind unverhandelbar!

Seebrücken-Demonstration

von Jonas Wischnewski
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Bundesweit wurde am Aktionswochenende im Juni der Seebrücken-Bewegung unter dem Motto „Wir klagen an: Menschenrechte sind unverhandelbar!“ demonstriert. Auch in Bonn waren am 19.06.2021 fast 200 Menschen lautstark unterwegs. Die Forderungen der Demonstrierenden wurden im Demo-Aufruf zusammengefasst: „Die sofortige Evakuierung aller Lager an den EU-Außengrenzen und die selbstbestimmte Aufnahme der Menschen in aufnahmebereite Länder und Kommunen; das Ende deutscher Beteiligung an allen Frontex- und EUNAVFOR MED-Einsätzen; staatlich organisierte Seenotrettung und ein Ende der Kriminalisierung ziviler Seenotrettung; sichere und legale Fluchtwege und die Gewährleistung des individuellen Rechts auf Asyl.“ Auf der Bonner Demo sprach als Vertreter von „Fridays for Future Bonn“ Jonas Wischnewski. Seine Rede wird hier dokumentiert.

Danke! Ich freue mich sehr, heute auf dieser wichtigen Veranstaltung sprechen zu dürfen. Ich möchte auch gar nicht viel sagen, denn eigentlich ist es doch ein Skandal, dass in unserer Gesellschaft überhaupt noch mehr gesagt werden muss, wenn Menschen sterben gelassen werden. Dennoch möchte ich noch eine kurze Ausführung zum Zusammenhang zwischen Klimakrise und der Menschenrechtskrise an den europäischen Außengrenzen machen. Es ist nicht nur so, dass wir mit unseren hohen Emissionen die Lebensgrundlagen von Menschen zerstören, die wir dann im Gegenzug höchst zynischer Weise an unseren Grenzen abweisen. Nein, an diesen beiden Krisen zeigt sich meiner Meinung nach ein Haltungsproblem unserer Gesellschaft:

Im Falle der Klimakrise ist klar, dass weiteres Zögern und Nichtstun uns in die Katastrophe führen wird, Unsere Lebensgrundlagen sind nachhaltig gefährdet. Es ist genauso klar, dass an den europäischen Außengrenzen Menschenrechte verachtet werden, ja selbst das Recht auf Leben nichts mehr wert zu sein scheint. Da muss man sich doch fragen: Wir bauen regelmäßig riesige Infrastrukturen, wir stecken Milliarden in den Bau von Autobahnen und Flughäfen, aber für Menschen in Not soll kein Geld da sein?

Warum handeln wir angesichts solcher Krisen so? Wieso handeln wir gegen unsere eigenen Werte? Es gibt leider immer noch zu viele Stimmen, die uns Angst machen, diese Dinge anzugehen. Die sagen: Ihr habt doch auch keine Lösung für das alles. Da kann ich nur zu sagen: Verwerflich ist es nicht, keine Lösungen zu haben, sondern verwerflich ist es, angesichts von Menschenrechtsverletzungen nicht nach Lösungen zu suchen!

Doch genau das tut die Politik an den Außengrenzen gerade: sie schaut weg, sie verdrängt, sie lenkt ab. Genau diesem Haltungsproblem müssen wir uns als Zivilgesellschaft entgegenstellen: Nicht weiter so, wegschauen, wehklagen, sondern Herz, Hand und Verstand sind gefragt. Damit es bald keine leere Versprechung mehr ist, zu sagen: Menschenrechte sind unverhandelbar.

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Jonas Wischnewski ist 19 Jahre alt, hat gerade Abitur gemacht und bereitet sich auf einen Freiwilligendienst in Uganda vor. Er ist seit April 2020 bei Fridays for Future (Bonn) aktiv und seit fast einem halben Jahr verantwortlich für die Pressekoordination.