Atomwaffen

Warum nicht mal alles anders machen?

von Nina Eisenhardt

Warum sollen wir eigentlich länger jedes Jahr zu den Konferenzen des Atomwaffensperrvertrags pilgern? Warum eigentlich jedes Jahr den langweiligen runtergeratterten Reden zuhören? Warum weiter uns selbst als kleine Diplomaten verkleiden? Warum weiter diesen Vertrag legitimieren, der behauptet, dass fünf Staaten legal Atomwaffen besitzen? Wir haben beschlossen: das muss sich ändern. Ab 2013 gibt’s Action, und zwar in Oslo!

Wir, das ist das europäische Jugendnetzwerk für Nukleare Abrüstung BANg – Ban All Nukes generation (bang-europe.org). Gegründet haben wir uns 2005 nach dem Scheitern der Überprüfungskonferenz des Atomwaffensperrvertrages, weil wir gemerkt haben, dass zum einen viel zu wenige junge Menschen noch wissen, dass Atomwaffen uns immer noch bedrohen. Zum anderen haben junge Menschen kaum einen Zugang zur „großen Politik“ und können kaum mitreden. Deshalb haben wir Bildungsarbeit in Schulen und Universitäten gemacht und dafür zusammen mit der Pressehütte Mutlangen ein Bildungstool entwickelt (nuclearfreeeducation.de). Außerdem haben wir Proteste an Atomwaffenlagern wie in Büchel oder Faslane mit Aktionen unterstützt. Und wir haben fünf Mal Jugendlichen eine Partizipation bei den Konferenzen zum Atomwaffensperrvertrag in New York, Wien und Genf ermöglicht.

Doch damit soll Schluss sein. Wir wollen uns verstärkt auf Bildungsarbeit und Aktionen konzentrieren, um Kampagnen in verschiedenen Ländern wie beispielsweise in Deutschland atomwaffenfrei.jetzt unterstützen. Atomwaffen gehören nicht wie im Atomwaffensperrvertrag auf Zeit legitimiert, sondern geächtet. Unser internationaler Partner ist dabei ICAN – International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (icanw.org), die sich genau für dieses Ziel einsetzt. 2007 wurde die Kampagne in zahlreichen Ländern gestartet. Ziel ist es, die Unterstützung der Zivilgesellschaft und von Regierungen für den Verhandlungsstart über eine Nuklearwaffenkonvention zu mobilisieren, und das ohne weiteren Aufschub! ICAN versucht das mit vielen bunten Aktionen, Lobbyarbeit, Konferenzen und einem Internationalen Tag für Nukleare Abrüstung zu erreichen.

Gemeinsam suchen BANg und ICAN deshalb kleine Gruppen von Jugendlichen in ganz Europa, die Lust haben, ein Jahr lang mit uns zusammen aktiv zu sein. Beginnen wollen wir 2013 mit nationalen Aktionen, bei der die Kleingruppen Druck auf ihre jeweiligen Regierungen ausüben, damit diese im März 2013 an der Konferenz über humanitäre Konsequenzen von Nuklearwaffen in Oslo – ausgerichtet von der norwegischen Regierung – aktiv teilnehmen. Unser Ziel ist es, dass sich nicht nur das Außen- und Verteidigungsministerium mit Nuklearwaffen befassen, sondern eben auch das Umwelt- und das Gesundheitsministerium sowie das Innenministerium, das für die Sicherheit seiner Bevölkerung zuständig ist.

Ende Februar werden wir dann selbst nach Oslo fahren, um uns in Kampagnenarbeit und Aktionen zu schulen und eigene Ideen und Projekte zu entwickeln. Vor Ort werden wir mit den teilnehmenden RegierungsvertreterInnen aus unseren Ländern Gespräche führen und Druck ausüben, dass diese Konferenz kein einmaliges Ergebnis bleibt, sondern es weitere Konferenzen geben wird – mit einem Verhandlungsbeginn über die Ächtung von Nuklearwaffen. Auch werden wir an dem ICAN Civil Society Summit teilnehmen und diesen mit Workshops mitgestalten.

Wieder daheim werden wir das Gelernte gleich anwenden und die nächsten Monate unsere Unis und Innenstädte mit Aktionen zur Ächtung von Nuklearwaffen überfluten, und eben mal nicht nach Wien zur nächsten Konferenz pilgern. Neben Aktionen, um die Öffentlichkeit zu informieren, werden wir auch weiterhin im Gespräch mit Ministerien und Regierung bleiben, schließlich sind sie für unsere Sicherheit mitverantwortlich!

Zu guter Letzt: Damit wir das finanzieren können, haben wir einen Antrag bei der Europäischen Kommission im „Youth in Action Programme“ gestellt zusammen mit 18 Partnerorganisationen aus neun europäischen Ländern. Helft uns Daumen drücken, damit wir im Dezember auch eine Zusage bekommen!

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Nina Eisenhardt ist seit 2006 Koordinatorin des europäischen Jugendnetzwerkes BANg und Mitglied im Kampagnenrat der deutschen Kampagne atomwaffenfrei.jetzt. Sie studiert derzeit an der TU Darmstadt Politikwissenschaften.