Der zehnte Jahrestag des französischen Teststops im Pazifik

Zehn Jahre und noch ein weiter Weg!

von Pacific Concerns Resource CentreChristine Schweitzer

Freitag, der 27. Januar 2006, war der zehnte Jahrestag des Endes von dreißig Jahren französischer Atomtests im Pazifik.

 

Von 1966 bis 1996 führte Frankreich 193 ober- und unterirdische Atomtests auf den polynesischen Atollen Moruroa und Fangataufa durch.

Für viele Menschen in anderen Regionen ist die Ära der französischen Atomtests eine Sache der Vergangenheit, ein abgeschlossenes Kapitel. Doch für die ehemaligen Arbeiter auf den Testgeländen Polynesiens, war es nur der Anfang eines langen Kampfes.

In erster Line wurde es ein persönlicher Kampf, um mit den ernsten Gesundheitsproblemen und Krankheiten fertig zu werden, die bislang im Pazifik unbekannt gewesen waren. In vielen Fällen mussten Verwandte und Freunde mit dem vorzeitigen Tod der Veteranen fertig werden.

Und in zweiter Linie gründeten sie eine Organisation, um gemeinsam für Wahrheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Die Organisation „Moruroa e tatou" (Moruroa und Wir) wurde im Jahre 2001 gegründet. Ihre Hauptziele sind:

  • Die Anerkennung der Verantwortung für die Gesundheit der Arbeiter und der Bevölkerung, die durch den nuklearen fallout beeinträchtigt wurde, durch den französischen Staat.
  • Die Öffnung der französischen Militärarchive, um die Wahrheit über die angebliche „Harmlosigkeit der Tests" ans Tageslicht zu bringen.
  • Verabschiedung eines Gesetzes im französischen Parlament zur Gesundheitsversorgung der von den Tests Betroffenen
  • Eine finanzielle Wiedergutmachung für die Opfer und ihre Familien.

Es sind zehn Jahre, seit die Tests beendet wurden, aber die Organisation sieht sich immer noch der hartnäckigen französischen Haltung gegenüber, dass die Tests „sauber" waren und dass es keine Verbindung zwischen ihnen und dem Gesundheitszustand der ehemaligen Arbeiter auf den Testgeländen gebe.

Ebenso besorgniserregend ist, dass Frankreich eindeutig weiter der alten, obsoleten Position der nuklearen Abschreckung anhängt. Am 19. Januar dieses Jahres sprach Präsident Jacques Chirac in einer sehr kontroversen Rede auf der L'Ile Langue nahe Brest, der französischen Atom-U-Boot-Basis, von einer Drohung eines Atomschlags gegen jeden Staat, der „terroristische Mittel" gegen Frankreich einsetzen würde, und rechtfertigte damit Frankreichs wachsendes Arsenal an Massenvernichtungswaffen.

Auf der Militärbasis in L'Ile Longue gibt es 288 Atomsprengköpfe, die ungefähr das 2000-fache der Zerstörungskraft von Hiroshima ausmachen!

Frankreich weitet derzeit sein Arsenal aus, einschließlich der Entwicklung von neuen M 51 Raketen und neuen Atomsprengköpfen [1]. Dies geschieht unter klarer Brechung des Artikels VI des Vertrages über die Nichtverbreitung von Atomwaffen, den Frankreich unterzeichnet hat: ,,Jeder Unterzeichner des Vertrages verpflichtet sich, ernstliche Verhandlungen über effektive Maßnahmen zur Beendigung des nuklearen Rüstungswettlaufs und zu nuklearer Abrüstung zu einem frühen Zeitpunkt und für einen Vertrag für allgemeine und vollständige Abrüstung unter strikter und effektiver internationaler Kontrolle. zu unternehmen."

Unweigerlich führte die Rede des französischen Präsidenten zu ein paar Fragen über die Bedeutung und Folgen einer solchen Haltung:

Ist die französische nukleare Drohung das einzige angemessene Mittel, um Terroristen oder die Führer von ,,Schurkenstaaten" abzuschrecken?

Warum sollte eine „präventive Drohung" die erste Option der Abschreckung vor Diplomatie, um mit internationalen Spannungen umzugehen, sein?

Angesichts der jüngsten internationalen Krise um den Iran wird die Rede des Präsidenten dazu beitragen, die angespannte Situation zu entspannen, indem sie den Iran überzeugt, sein Atomprogramm aufzugeben, oder ist sie eher kontraproduktiv, indem sie eine härtere Reaktion rechtfertigt?

Die ernsthafteren globalen Themen, die die Menschheit längerfristig bedrohen (Klimawandel, Naturkatastrophen; HIV/ AIDS, Armut, Hunger und Wasserknappheit usw.), können nicht durch die französische „force de frappe" gelöst werden.

Nach zehn Jahren ist es offensichtlich, dass die französische Regierung kaum irgendwelche Lehren gezogen hat.

Das Pacific Concerns Resource Centre ruft deshalb im Namen des Atomwaffenfreien und unabhängigen Pazifik alle seine Freunde und Partner in der Region wie international auf, weiterhin Druck auf die französische Regierung auszuüben:

  • Ihre moralische und finanzielle Verantwortung für den Gesundheitszustand der ehemaligen Veteranen und Zivilisten, die durch den Fallout der Atomtests auf Moruroa und Fangataufa beeinträchtig sind, ernst zu nehmen.
  • Offen und transparent zu sein, indem die Militärarchive geöffnet werden, wenn sie sich der „Harmlosigkeit" ihrer Tests so sicher sind.

Peace and Disarmament Desk, Pacific Concerns Resource Centre, mphazera [at] pcrc [dot] org, fjoretag [at] pcrc [dot] org [dot] fjfjoretag [at] pcrc [dot] org [dot] fj ( )

Quelle: http://abolition2000europe.org/ index.php?op=ViewArticle&articleld= 13B&blogld=1

Übersetzung: Christine Schweitzer

Anmerkung

1 Association Brest-Ouvert: ,,Dissuasion nucleaire: Chirac a L'Ile Longue, le 19 janvier, pour reaffirmer le dogme!", 17.01.06

 

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.