6x jährlich informiert unsere Zeitschrift, das FriedensForum, über Aktionen und Kampagnen der Friedensbewegung. Gerne schicken wir dir ein kostenfreies Probeexemplar zu.
Zum Stand des Atomwaffensperrvertrags
vonDie Vereinigten Staaten von Amerika und Russland, die beiden Länder, die über den größten Teil der Atomwaffen in der Welt verfügen, behaupten, sie seien ihren Abrüstungsverpflichtungen nach dem Atomwaffensperrvertrag (Non-Proliferation Treaty = NPT) nachgekommen. Beide Länder betonten während der Eröffnungsdebatte des Ersten Komitees der UNO-Vollversammlung (Abrüstung und internationale Sicherheit) am 15. Sept. 04 die Wichtigkeit des Vertrags und ihre eigene Rolle bei der Unterstützung seiner Durchsetzung.
Vereinigte Staaten Allgemeiner verteidigten die USA ihre Unterstützung des Multilateralismus. Rademaker zitierte eine während des Gipfels verfasste US-britische Stellungnahme, um zu zeigen, dass Washington weder für eine Lähmung noch für Unilateralismus sei: es sei für EFFEKTVIEN Multilateralismus. Russland Atomstaaten, die dem NPT angehören Der chinesische Botschafter Hu Xiaodi erhob keinen Anspruch darauf, Artikel VI des NPT zu beachten, meinte aber, Peking würde sich "niemals vor seiner Verantwortung für atomare Verantwortung drücken". Er rief Länder, die eine spezifische Verantwortung für atomare Verantwortung tragen, auf, ihre atomaren Arsenale auf unumkehrbare Art zu verringern und damit günstige Voraussetzungen für eine komplette atomare Abrüstung zu schaffen. Andere Atomstaaten Anand Sharma, Mitglied des indischen Parlaments, betonte die wachsende Besorgnis über die Bedrohung durch Verbreitung von Atomwaffen insbesondere durch nicht-staatlich Handelnde. Er meinte, die derzeit herrschende Nicht-Weiterverbreitungsregelung stände "großen Herausforderungen" gegenüber, und es bestehe "die Notwendigkeit zur Schaffung einer umfassenderen und weniger unterscheidenden Struktur, um die gegenwärtigen Probleme der Weiterverbreitung anzugehen". Der "Brennpunkt bei der Verfolgung der Ziele der Nicht-Weiterverbreitung ohne Fortschritt bei der globalen und kompletten Abrüstung, ist vielleicht schädlich und kontraproduktVI", so Sharma. "Maßnahmen zur Ausweitung oder Verlängerung der existierenden Regelungen zu den Exportkontrollen und Technologieverboten werden friedliche Anwendungen von nuklearen Technologien verhindern und die bestehende Spaltung zwischen Nuklear- und Nicht-Nuklearstaaten dadurch verstärken, dass neue Klassen von Besitzenden und Nicht-Besitzenden geschaffen werden. Der israelische Direktor für Waffenkontrolle, Alon Bar, drückte große Besorgnis über die Bedrohung durch Terroristen in Besitz von Massenvernichtungswaffen aus. Entwicklungen der letzten Jahre hätten die "Diskrepanzen zwischen den öffentlichen Verpflichtungen der Staaten des Nahen Ostens und ihres tatsächlichen Verhaltens" gezeigt. Diese Realität sowie die "inhärenten Begrenzungen von Waffenkontroll-Verträgen" wiesen auf "das Unvermögen von Verträgen, Israel die notwendigen Sicherheitszusagen zu gewährleisten", hin. Der pakistanische Botschafter Shaukat Umer meinte, "die Krise der atomaren Nicht-Weiterverbreitungsregelung entsteht nicht allein durch die offensichtliche Absicht einiger, atomare Waffen zu bekommen, sondern sogar noch mehr durch die Spannung zwischen atomarer Legalität und atomarer Realität". Er schlug eine internationale Konferenz vor, die sich mit drei Hauptaspekten dieser Spannung beschäftigen solle. Der erste Spannungsaspekt bestehe zwischen den juristischen Anstrengungen der fünf NPT-Atomstaaten zum Erreichen atomarer Abrüstung gegenüber der Tatsache, dass trotz einiger Waffenreduktionen "über mehr als 20.000 Nuklearwaffen, die meisten in hoher Alarmbereitschaft, immer noch von den beiden größten Atomstaaten verfügt wird". Der zweite Spannungsaspekt liege in der juristischen Anerkennung von nur fünf Atomstaaten, während es in Wirklichkeit noch drei andere gibt. Die NPT-Regelung habe ein "klaffendes Loch", solange diese drei Staaten nicht zur Kooperation bereit seien. Tatsächlich habe IAEA-Generaldirektor Mohamed El Baradei "kürzlich die Beteiligung der drei nicht dem NPT angehörenden Nuklearstaaten bei zukünftigen Gesprächen über Nicht-Weiterverbreitung und Abrüstung" gefordert. Der dritte Spannungsaspekt sei durch Versuche aus Sorge um Weiterverbreitung entstanden, Nicht-Nuklearstaaten zu bewegen, sich dem NPT anzuschließen, damit sie auf die Anreicherung nuklearen Brennstoffs und Wiederaufbereitungstechnologien verzichten sollten. Das Problem ließe sich jedoch durch ausschließende Handelsregeln und Strafen nicht lösen. Pak Gil Yon, Botschafter der Demokratischen Volksrepublik Korea, prangerte die Brigantendoktrin an, dass nur große Länder Atomwaffen besitzen dürfen. Der wahre Grund für die Zerstörung internationalen Friedens und Sicherheit sei die unilaterale und willkürliche Politik atomarer Bedrohung durch die Supermacht. "Die substantielle und schwerwiegende Bedrohung durch Massenvernichtungswaffen, die internationalen Frieden und Sicherheit gefährdet, kommt von niemand anderem als der atomaren Supermacht", so Pak. Die Nicht-Weiterverbreitung solle mit einem Verbot der Verteilung von Atomwaffen in der ganzen Welt und der Doktrin des vorbeugenden Einsatzes beginnen. Nicht-Weiterverbreitung ohne eine Wahrnehmung des Kerns des Problems anzustreben, sei eine "Flucht vor der Wirklichkeit". Nicht-Nuklearstaaten Fast alle Nicht-Nuklearstaaten betonten die Bedeutung des NPT, und viele forderten ein Handeln der Atomstaaten gemäß Artikel VI des Vertrags. Malaysia, das zurzeit den Vorsitz der Bewegung der Blockfreien innehat, meinte, es dürfe keinen Zweifel darüber geben, "dass die Verbreitung von Massenvernichtungswaffen eine Bedrohung von internationalem Frieden und Sicherheit darstellt. Doch noch wichtiger ist es, nicht zu vergessen, dass schon die Existenz dieser Waffen allein eine Bedrohung des Überlebens der Menschheit und unseres Planeten bedeutet". Im Namen der Rio-Gruppe äußerte Brasilien die Ablehnung regionaler Bearbeitung der Thematik. Die "kürzlichen Maßnahmen im Feld der Nicht-Weiterverbreitung außerhalb des Rahmens der Vereinten Nationen" könnten nicht zu einer konstruktVIen Debatte auf der Überprüfüngskonferenz 2005 beitragen. Die kontinuierliche Integrität des NPT sei "essentiell für die Glaubwürdigkeit der Bemühungen um Abrüstung und Nicht-Weiterverbreitung". Kanada erklärte, Nicht-Weiterverbreitung, Waffenkontrolle und Abrüstung seien von komplexer Substanz und gegenseitiger Abhängigkeit. Multilaterale Kooperation auf der Grundlage von Gesetzen sei der beste Weg, mit ihnen umzugehen. "Juristisch bindende Abkommen, die mit robusten Durchführungsbestimmungen ausgestattet sind, damit ein hoher Grad von Sicherheit gewährleistet ist, dass jede Nicht-Zusammenarbeit aufgedeckt wird", blieben die "bevorzugten Mittel", um Fortschritte zu konsolidieren. Kanada schlug die Einrichtung eines Gremiums von Regierungsexperten bis 2006 vor, die über die Rolle der UNO bei der Durchsetzung berichten sollen. Quelle: Disarmament Times, Herbst 04, VOL. XXVII, Nr.4. Zitiert aus "Der Pazifist". Übersetzung: Bernd Bücher |