Afghanistankrieg: eine Aufarbeitung tut not

Bestandsaufnahme Afghanistankrieg 2001-2021

von Susanne Grabenhorst
Schwerpunkt
Schwerpunkt

In fünf Monaten intensiver Arbeit zwischen August und Dezember 2021 ist eine beeindruckende Bestandsaufnahme von Quellen zum Afghanistankrieg unter besonderer Berücksichtigung der deutschen Rolle entstanden. In zehn Kapiteln wurden dieses Wissen und diese Einschätzungen zusammengefasst und eingeordnet.

Mit dem Abzug der internationalen Truppen aus Afghanistan nach zwanzig Jahren ist für die afghanischen Menschen in Afghanistan, auf der Flucht oder im Exil das Leiden an der vergangenen und aktuellen Gewalt nicht zu Ende. Ein Rückblick auf den Überfall auf Afghanistan 2001 und den folgenden Krieg soll helfen, die Folgen für das Leben, die Sicherheit und die sozialen wie politischen Menschenrechte nicht zu verdrängen. Die daraus erwachsende Verantwortung der kriegsbeteiligten Staaten muss eingefordert werden. Die Wiederholung derartiger Versuche, Machtansprüche militärisch durchzusetzen, muss kritisiert und verhindert werden.

Die Bestandsaufnahme vermittelt ein vertieftes Verständnis von Vorgeschichte, Ablauf und Folgen und unterstützt so die Suche nach Auswegen aus der militärischen Machtlogik.

Das Netzwerk Friedenskooperative stellt in Fortführung des „Monitoring-Projekts“ zur Aufklärung über zivile Konfliktbearbeitung in aktuellen Krisen und Eskalationen diese Bestandsaufnahme als digitales Angebot zur Verfügung.

Verwendungsmöglichkeiten sind:

  • selber dazu lernen
  • Veranstaltungen zum Thema vorbereiten, Ideen für Referent*innen
  • Social media Aktivitäten
  • Leser*innenbriefe
  • Artikel anhand der einzelnen Kapitel oder Themen verfassen und veröffentlichen/zur Veröffentlichung anbieten
  • auf die Exil-Organisationen hinweisen, mit ihnen ins Gespräch kommen, sie ggf. unterstützen
  • den Evaluationsprozess im Bundestag kritisch begleiten
  • Vorbereitung für Lobbygespräche
  • afghanische Flüchtlinge in Deutschland besser verstehen und unterstützen
  • in politischen Diskussionen über Aufrüstungsschritte (Drohnenbewaffnung, Eurodrohne usw.) darstellen, dass Militäreinsätze Gewaltverhältnisse aufbauen und verstärken, und durch diese Darstellung die politische Arbeit gegen Militarisierung weiter verbessern.
  • Unterstreichung der guten Gründe für alternative zivile Mittel zum Schutz von Menschen und Menschenrechten.
  • Hinweis auf die Klimadimension: Der Afghanistankrieg war eine große Ressourcenverschwendung, dabei eine große Zerstörung von natürlichen Ressourcen und eine ökologische Katastrophe.
  • die aktuelle Lage in Afghanistan, z.B. die bestehenden und drohenden Hungersnöte, nicht in Vergessenheit geraten lassen.

Wir wissen, dass Wissen allein nicht ausreicht. Viele der Erkenntnisse über den Afghanistankrieg und seine Auswirkungen sind seit Jahrzehnten veröffentlicht, und doch haben die Entscheidungsträger*innen nicht vom Krieg abgelassen. Auch die Öffentlichkeit hat trotz der Fakten nicht genügend Kenntnis davon genommen. Der Druck aus den Zivilgesellschaften der kriegführenden Länder war nicht groß genug.

Auch angesichts dieser Einschränkung, dass Aufklärung allein nicht ausreicht, halten wir es für wichtig, dass Wissen verbreitet wird und dass diese Erkenntnisse über den Afghanistankrieg immer wieder vorgebracht werden. Fakten müssen den Kriegsbegründungen (Schutz vor Terrorismus, Verteidigung gegen Angriffe, Menschen/Frauenrechte, Entwicklung ...) entgegengehalten werden. Wir wollen mit unserem argumentativen Protest ein Stachel im Fleisch sein, damit nicht bald der nächste Auslandseinsatz weitergeführt wird oder weitere begonnen werden.

Das Projekt wurde finanziert mit Mitteln des Projektes „Monitoring für Kriegsprävention und Zivile Konfliktbearbeitung", das von Andreas Buro (verstorben 2016) begründet wurde. Mit der Durchführung des Projekts beauftragt wurde das Institut für Friedensarbeit und Gewaltfreie Konfliktaustragung. Durchführende ist dessen Mitarbeiterin Dr. Christine Schweitzer, die bereits zusammen mit Andreas Buro an verschiedenen Dossiers aus der Monitoring-Reihe gearbeitet hat.

Die Sammlung ist abrufbar unter: www.friedenskooperative.de
 

Ausgabe

Rubrik

Schwerpunkt

Themen

Susanne Grabenhorst ist Ärztin für Psychosomatische Medizin und Vorsitzende der deutschen Sektion der Internationalen ÄrztInnen für die Verhütung des Atomkriegs, ÄrztInnen in sozialer Verantwortung (IPPNW).