Das Balkan Peace Team stellt seine Arbeit ein

von Christine Schweitzer
Friedensbewegung international
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Auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende März haben die Mitgliedsorganisationen des Balkan Peace Team beschlossen, die Arbeit des BPT auf dem Balkan einzustellen und den Verein aufzulösen. Diese Entscheidung beruht auf der Einschätzung, dass, aus vielerlei Gründen, die Ressourcen des BPT und seine organisatorische Struktur nicht fähig sind, den Anforderungen der gegenwärtigen Situation gerecht zu werden.

Viele Mitgliedsorganisationen werden jedoch ihre Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit fortsetzen, auch speziell auf dem Balkan. Besonders die französische Organisation EPB (Equipe de Paix dans les Balkans - deutsch "Balkan Peace Team") wird ihr Engagement in Kosovo/a weiterführen. Die deutsche Mitgliedsorganisation Bund für Soziale Verteidigung beabsichtigt ebenfalls, ein neues Projekt zu entwickeln.

Das jüngste Projekt des BPT, das Dragasch-Jugendzentrum in Kosovo/a wird jetzt übergangsweise einer anderen Organisation in der Region übergeben. Es ist vorgesehen, dass es letztendlich in die Hände der lokalen Gemeinschaft gelegt werden soll.

Als Teil des Schließungsprozesses wird das BPT eine Evaluierung des Gesamtprojektes durchführen. Sie wird in einem Treffen münden, das im Herbst 2001 stattfinden wird - Informationen über das BPT und Links zu seinen Mitgliedsorganisationen werden auf der BPT-Website unter: http://www.balkanpeaceteam.org bereitgestellt.

Einige Höhepunkte der Arbeit des BPT.
Diese E ntscheidung, das Projekt zu schließen, entwertet nicht, was das BPT über die Jahre erreicht hat. Die Zeit, Energie und finanziellen Ressourcen, die von den UnterstützerInnen und Freiwilligen des BPT zur Verfügung gestellt wurden, haben zu einer Reihe wichtiger Entwicklungen geführt. Seit 1994 unterstützte das Balkan Peace Team lokale AktivistInnen in Kroatien, Serbien und Kosovo/a, die dort für Wandel in den Bereichen der Menschenrechte, Frieden und Dialog zwischen den Gemeinschaften eintraten.
 

Es ist eine inspirierende Erfahrung gewesen, mit vielen lokalen Gruppen und Organisationen zusammenzuarbeiten, die in schwierigen Situationen tätig waren. Alle Mitglieder im BPT wurden durch die Erkenntnisse bereichert, die aus dieser Erfahrung stammen, und werden fortfahren, die Arbeit dieser Gruppen zu begleiten und neue Wege zu finden, sie zu unterstützen.

Das Projekt bedeutete auch die Kooperation von mehr als zehn unabhängigen Friedensorganisationen aus vielen verschiedenen Ländern, einschließlich vier internationaler Organisationen mit weltweiten Netzwerken. Diese Gruppen haben gemeinsam diese Arbeit im Feld in einer Konfliktsituation koordiniert und organisiert. Die Jahre der Arbeit im BPT stellen eine wertvolle Erfahrung für zukünftige Projekte der gewaltfreien Intervention auf der Graswurzelebene dar.

Die Anwesenheit von "Otvorene Oci", dem Team des BPT in Kroatien, bei Hausräumungen, wenn die kroatische Polizei versuchte, die Eigentümer - häufig serbischer Ethnizität - ehemaliger militärischer Wohnungen zu vertreiben. In einigen Fällen konnten solche Räumungen sogar verhindert werden, und unsere Teams trugen außerdem viel dazu bei, öffentliche Aufmerksamkeit auf diese Thema zu lenken, bis die Räumungen schließlich aufhörten.

"Otvorene Oci" Teammitglieder waren beinahe die ersten Internationalen, die die ehemalige Krajina nach ihrer Rückeroberung durch das kroatische Militär betragen. Durch ihre Anwesenheit gaben sie jenen Serben, die nicht geflohen waren, Unterstützung und in manchen Fällen auch Schutz.

Die Berichte über die Menschenrechtssituation in Kroatien fanden Beachtung bei verschiedenen internationalen NGOs und Regierungsorganisationen, die sich mehr als einmal auf sie bezogen.

Die Förderung von Dialog zwischen Friedensgruppen und StudentInnen-Gruppen aus Belgrad und Prishtina in der Zeit, bevor 1998 der Konflikt im Kosovo in Gewalt umschlug. Einige der Kontakte, die in dieser Zeit geknüpft wurden, haben den Krieg überdauert.

Die Gründung des Jugendzentrums in Dragash, das das einzige Jugendzentrum in Kosovo/a mit einem interethnischen Ansatz sein dürfte.

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Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.