Virtuell statt am Haupttor

Dritter Kirchlicher Aktionstag gegen Atomwaffen mit klaren kirchlichen Positionen

von Dieter Junker
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Virtuell statt vor Ort, und dennoch mit klaren Positionen und deutlichen Worten: Beim Dritten Kirchlichen Aktionstag gegen Atomwaffen forderten führende Vertreter*innen der katholischen und der evangelischen Kirche nachdrücklich den Abzug aller Atomwaffen aus Deutschland und sprachen sich für deren Ächtung aus. Wir veröffentlichen einen Auszug aus einem Artikel von Dieter Junker in Ergänzung zu dem vorherigen Beitrag.

Die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus erinnerte in ihrem Beitrag in dem Film, der am 6. Juni erstmals gezeigt wurde, an die Position der EKD, „dass die Drohung mit Nuklearwaffen nicht mehr als Mittel legitimer Selbstverteidigung“ gelten kann. Und sie verwies auf den Beschluss der Dresdner EKD-Friedenssynode 2019, in dem ein endgültiges Verbot atomarer Bewaffnung gefordert wird. Durch das Corona-Virus drohten andere Gefahren aus dem Blick und in Vergessenheit zu geraten. Dazu gehöre auch das Gewalt- und Vernichtungspotenzial, das von Nuklearwaffen ausgehe. Dass die ökumenische Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“, die den Aktionstag seit 2018 organisiert, die „Unruhe darüber wachhält“, dafür danke sie im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland, so die Präses.

Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf warnte in seinem Beitrag vor einer „gefährlichen Sorglosigkeit gegenüber der atomaren Bewaffnung und dem sogenannten NATO-Schutzschirm“. Dabei verwies er auf Papst Franziskus, der klargemacht habe, dass schon der Besitz von Atomwaffen zu ächten sei, erst recht auch die Drohung damit und ihr Einsatz.

Theodor Ziegler vom Forum Friedensethik der badischen Landeskirche rief in seinem Beitrag dazu auf, den Wechsel von einer militärischen hin zu einer zivilen Sicherheitspolitik zu einem Thema im Bundestagswahlkampf 2021 zu machen. Und Dirk Harmsen vom Forum Friedensethik begrüßte die Initiative des Vorsitzenden der SPD-Bundestagsfraktion, Rolf Mützenich, zur Beendigung der nuklearen Teilhabe in Europa: „Ich meine, wir sollten jetzt mit allen Mitteln die Bemühungen der SPD unterstützen“, so Harmsen.Der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) betonte in einem Grußwort, dass es keine Rechtfertigung für die Entwicklung von Atomwaffen und die Drohung mit nuklearer Abschreckung mehr gebe. Die Atomwaffen in Büchel seien „eine der Wunden“ auf dem vom ÖRK ausgerufenen Pilgerweg für Gerechtigkeit und Frieden, so die stellvertretende ÖRK-Generalsekretärin Isabel Apawo

Phiri.

Zahlreiche Menschen verfolgten live den Film am 6. Juni, mittlerweile wurde er mehr als tausend Mal bei Youtube angeklickt. Und auch viele Medien berichteten ausführlich über den virtuellen Aktionstag. Trotz dieses Erfolgs soll aber im kommenden Jahr der nächste Kirchliche Aktionstag wieder am Haupttor des Fliegerhorstes in Büchel stattfinden. Und dann will der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf in einem ökumenischen Gottesdienst predigen. Dies kündigte er in seiner Videobotschaft beim 3. Aktionstag bereits an.

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Dieter Junker lebt im Hunsrück und ist als freier Journalist für mehrere Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen tätig.