Ökumenische Friedensdekade: 7.-17. Nov. 2010

„ES IST KRIEG. Entrüstet Euch!“

von Thomas Oelerich
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Der Protest gegen den Krieg in Afghanistan sowie die deutsche Beteiligung daran durch die Bundeswehr ist Schwerpunkt der Ökumenischen FriedensDekade im Jahr 2010. Unter dem Motto “ES IST KRIEG. Entrüstet euch!” ruft der Trägerkreis der Ökumenischen FriedensDekade während der zehn Tage für den Frieden vom 7.-17. November bundesweit zu Gottesdiensten, Veranstaltungen und Friedensgebeten gegen den Krieg auf. Die 1980 in Ost- und Westdeutschland gegründete Bewegung mit dem Logo „Schwerter zu Pflugscharen“ blickt in diesem Jahr auf drei Jahrzehnte Friedensarbeit zurück.

Neben der Kritik am Militäreinsatz der Bundeswehr in Afghanistan wendet sich die FriedensDekade grundsätzlich gegen Kriege, jegliche Kriegsvorbereitungen sowie die extrem hohen Rüstungsausgaben weltweit. “Die vielen Milliarden Euro und Dollar, die weltweit für Rüstung und Kriege ausgegeben werden, müssen endlich anders genutzt werden. Etwa um die von der Wirtschaftskrise am stärksten betroffenen Menschen in den so genannten Entwicklungsländern zu unterstützen“, fordert Marina Kiroudi als Vertreterin der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in Frankfurt.

Dem Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade gehören neben der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und der ACK auch Organisationen wie pax christi, der Evangelische Entwicklungsdienst (EED), Pro Asyl, der Internationale Versöhnungsbund/Dt. Zweig, die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej) und die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) an. Gemeinsam wollen sie mögliche Ausstiegsszenarien aus dem Afghanistan-Krieg und zivile Alternativen der Konflikttransformation bekannter machen, wie sie von der Friedensforschung entwickelt worden sind und bereits von verschiedenen Organisationen weltweit umgesetzt werden.

„Mit dem neuen Motto knüpfen wir an die Ursprünge der Ökumenischen FriedensDekade vor 30 Jahren an, die geprägt war von der Überzeugung, dass Frieden nicht mit Waffengewalt, sondern nur mit gewaltfreien Mitteln erreicht werden kann“, so Jan Gildemeister, Geschäftsführer der AGDF. Das 30-jährige Jubiläum ist auch der Anlass für eine Tagung vom 17.09. - 19.09.2010 in Erfurt. Unter dem Titel „Hoffnung säen – Strategien für die FriedensDekade“ haben die Initiatoren namhafte Referenten wie Bärbel Wartenberg-Potter, Joachim Garstecki, Ulrich Frey oder Eberhard Pausch von der EKD in Hannover eingeladen. Im Rahmen eines Podiumsgesprächs werden zudem am Eröffnungsabend Annemarie Müller (Dresden), Kristian Golla (Bonn), Andreas Zumach (Genf) und Katrin Jaskulski (Oberndorf) diskutieren, worin sie die Herausforderungen der künftigen FriedensDekade sehen. Thema der Runde: „Inhaltsleer und brav oder politisch und spirituell – FriedensDekade heute“.

Im Jubiläumsjahr hat die ehemalige Bischöfin, Frau Dr. Margot Käßmann, die Schirmherrschaft für die Ökumenische FriedensDekade übernommen. Den Entschluss dazu fällte Frau Käßmann bereits im vergangenen Jahr, noch vor ihrer Wahl zur EKD-Ratsvorsitzenden. Sie übernimmt die Funktion der Schirmherrin in der Nachfolge von Sebastian Krumbiegel, dem Lead-Sänger der Gruppe „Die Prinzen“, der drei Jahre lang diese Aufgabe mit viel Engagement ausfüllte. Zuvor hatte der Pfarrer Christian Führer von der Nikolai-Kirche in Leipzig, der Schauspieler Peter Sodann sowie der Jesuit Dr. Friedhelm Hengsbach für jeweils ein Jahr als Schirmherren der Ökumenischen FriedensDekade fungiert.

Bereits auf dem Ökumenischen Kirchentag im Mai in München hatte Frau Käßmann ihre zum Jahreswechsel geäußerte Kritik an der Politik der Bundesregierung in Afghanistan erneuert. "Ich kann angesichts der Unverhältnismäßigkeit des Einsatzes von finanziellen Mitteln mit einem mehr als deutlichen Übergewicht für den militärischen Einsatz derzeit keinen Vorrang für Zivil erkennen", kritisierte sie die erneute Aufstockung der finanziellen Mittel für den Militäreinsatz in Afghanistan und sprach der Bundesregierung einen wirklichen Strategiewechsel ab.

Auch in der Wahl der biblischen Bezugspunkte für das diesjährige Motto haben sich die Organisatoren auf die Ursprünge der FriedensDekade besonnen. Die Verse des Propheten Micha 4, 1-5 „Man zieht nicht mehr das Schwert, Volk gegen Volk, und übt nicht mehr für den Krieg.“ (Auszug) und der Jakobus-Brief 3,13-18 „Die Frucht der Gerechtigkeit aber wird gesät in Frieden für die, die Frieden stiften.“ (V.18) knüpfen an theologische Traditionen und Grundüberzeugungen aus den Anfängen der FriedensDekade an. Der Vers bzw. das Motiv aus dem genannten Zitat des Propheten Micha findet sich noch heute gemeinsam mit dem Motiv eines Schmiedes, der ein Schwert in eine Pflugschar umarbeitet, auf dem Logo der Ökumenischen FriedensDekade wieder.  

Erneut stellt die Ökumenische FriedensDekade umfangreiche Materialien für die Gestaltung von Gottesdiensten, Mahnwachen, Friedensgebeten oder Aktionstagen zur Verfügung. Besondere Highlights sind in diesem Jahr das neue große Protestbanner mit dem diesjährigen Motto, die „Klatschpappe gegen den Krieg“, die als besonderes Aktionselement eingesetzt werden kann, sowie die Sonderausgabe einer Zeitung, die sich mit der Geschichte und den zukünftigen Herausforderungen der FriedensDekade beschäftigt.

Nähere Informationen zur Ökumenischen FriedensDekade sowie zu allen angebotenen (Aktions-) Materialien finden sich im Internet unter www.friedensdekade.de.

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