Ökumenische FriedensDekade im November unter dem Motto „sicher nicht – oder?“

(Friedens-)politische Verunsicherung aufgreifen

von Thomas Oelerich
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Die Verunsicherung unter den Menschen in Deutschland ist groß. Das jedenfalls war auch auf dem Stand der Ökumenischen FriedensDekade auf dem diesjährigen Evangelischen Kirchentag in Nürnberg Anfang Juni in fast jedem Gespräch zu spüren. Ukraine-Krieg, Klima-Krise, gesellschaftliche Polarisierung, Kirchen-Krise(n): damit sind nur einige Punkte benannt, die bei vielen von uns Verunsicherung ausgelöst haben.

"sicher nicht - oder?" So lautet das Motto der diesjährigen Ökumenischen FriedensDekade und es trifft offenbar das Gefühl vieler Menschen auf den Punkt. Was ist heute noch sicher? Wofür stehen wir, gerade als Christ*innen und als Kirchen, weiterhin ein? Welche Überzeugungen tragen unser Tun? Sind sie noch richtig oder – auch theologisch – neu zu ordnen?

Insbesondere friedenspolitisch sehen sich viele in Frage gestellt, hinterfragen sich selbst, suchen nach klarer Positionierung, nach neuer Orientierung. Bei dieser Suche möchte die Ökumenische FriedensDekade eine Hilfestellung anbieten, wenn im November dieses Jahres vom 12. – 22. November das Friedensthema bundesweit in das Zentrum von Gottesdiensten, Friedensgebeten und Veranstaltungen gestellt wird.

Auch in diesem Jahr steht ein umfangreiches Aktions- und Bildungsmaterial zur Verfügung, das sich dem Motto „sicher nicht – oder?“ widmet, Anregungen für Gespräche bietet, Hintergrundthemen aufgreift und Angebote für Veranstaltungen in Kirchengemeinden und Friedensgruppen macht. Die Ökumenische FriedensDekade könnte im November ein wichtiger Ort sein, um sich unter veränderten Bedingungen über Fragen des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung auszutauschen und vorhandene Verunsicherungen offen anzusprechen.

Lösungen für aktuelle politische Themen bietet das angebotene Material (angefangen von einem Themenheft zum Motto über Gottesdienst- und Friedensgebetsvorschlägen bis hin zu Aktionsmaterialien wie Fahnen, Aufklebern, Stickern, Plakaten u.v.m.) sicher nicht an. Aber es soll helfen, den Friedensbewegten in Kirche und Gesellschaft wieder Mut zu machen, auch weiterhin grundsätzliche (An-)Fragen an das vorherrschende militärische Sicherheitsdenken in Politik und Gesellschaft zu stellen (siehe auch den Impulstext von Peter Herrfurth).

Zu hinterfragen ist dabei sicher auch unsere zunehmend „militaristische“ Sprache, sei es in der Kriegsberichterstattung der Medien oder im Gespräch unter Nachbar*innen. Viele werden plötzlich zu Expert*innen im strategischen Militärdenken und zu Fachleuten bzgl. Haubitzen oder Kampfpanzern. Da muss die Frage gestellt werden (dürfen): Selbst wenn es irgendwann "einen Sieger" auf dem Schlachtfeld geben sollte: Hat etwas so Zerstörerisches, das so unzählige Menschenleben kostet, die Bezeichnung "Erfolg" verdient?

„Wir brauchen dringend eine Kultur des Infragestellens der vorherrschenden sicherheitslogischen Denkens“, ist Jan Gildemeister, Vorsitzender des Ökumenischen FriedensDekade e. V., überzeugt. „Als Christ*innen sind wir herausgefordert, diese Fragen an die Politik, aber auch an unsere Kirchen zu richten, wenn wir die biblische Verheißung des Propheten Micha (Kapitel 4, Vers 3) ernst nehmen wollen“, so Gildemeister. Dort heißt es: „Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“

Auch in diesem Jahr hoffen die Verantwortlichen darauf, das von zahlreichen kirchlichen Gemeinden und lokalen Friedensgruppen die FriedensDekade genutzt wird, um sich neu über das zu verständigen, was Frieden heute bedeuten kann.

Weitere Infos unter: www.friedensdekade.de

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