Eine Ausstellung beflügelt die Friedensbewegung in Mannheim

Friedensklima!

von Otto Reger
Initiativen
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Vom 14. April bis zum 8. Oktober 2023 präsentiert der Förderverein für Frieden, Abrüstung und internationale Zusammenarbeit (kurz Förderverein) auf der Bundesgartenschau (Buga 23) in Mannheim die Ausstellung „FRIEDENSKLIMA! 17 Ziele für Gerechtigkeit und Frieden“. Sie erklärt die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals, SDGs), die 193 Länder der UNO 2015 als für sich verpflichtend mit der Agenda 2030 beschlossen haben und warum das Ziel 16, „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“, besonders wichtig ist.

Die Ausstellung wurde von der Friedensregion Bodensee und den Friedensräumen Lindau konzipiert und 2021 auf der Gartenschau in Lindau gezeigt. Kristian Golla vom Netzwerk Friedenskooperative hat uns von der DFG-VK auf die Ausstellung hingewiesen und vorgeschlagen, die Ausstellung auf die Buga in Mannheim zu bringen. Diese Idee haben wir aufgegriffen und mit dem gemeinnützigen Förderverein und dem Friedensbündnis Mannheim umgesetzt. Auch wenn nur ein Teil der erwarteten zwei Millionen Besucher*innen die Ausstellung ansieht, erreichen wir so viele Menschen wie sonst nie.

Die professionell erstellte Ausstellung beschreibt mit zwei Meter hohen Säulen (Stelen) und Würfeln (1x1 Meter) die SDGs, was zu ihrer Realisierung auf den Weg gebracht wurde und was der/die Einzelnen dazu beitragen kann. Es wird bewusst gemacht, wie dringend es ist, den Temperaturanstieg zu bremsen (1,5-Grad-Ziel), die Folgen des Klimawandels, wie etwa Dürren und Überschwemmungen zu meistern, um den Menschen bis 2030 ein Leben in Frieden und Sicherheit zu ermöglichen. Dazu bedarf es eines politischen und gesellschaftlichen Klimas, das auf Gewaltfreiheit und Gerechtigkeit ausgerichtet ist.

Militärische Sicherheitspolitik ist das Problem

Militär zerstört die Umwelt und erschwert lösungsorientiertes kooperatives Denken und Handeln. Der Einsatz von Waffen und Militär „löst“ keine Konflikte, verlängert die vielen Kriege und verschärft die Fluchtbewegungen. Kriegsgerät und Kasernen verschlingen bei Produktion und im Betrieb sehr viel Energie und Rohstoffe und vergeuden menschliche Arbeit und Erfindungskraft. Eine Tornado-Flugstunde erzeugt so viel CO2 wie ein Mensch in Deutschland durchschnittlich pro Jahr. Die finanziellen Ressourcen fehlen, um Klimaschutz, (SDG 13) Gesundheit (SDG 3) und Bildung (SDG 4), die Bekämpfung von Armut und Hunger (SDG 1 und 2) zu realisieren. Um den Menschen sauberes Trinkwasser (SDG 6) sowie saubere und bezahlbare Energie (SDG 7) verfügbar zu machen, muss die Geschlechtergerechtigkeit (SDG 5) verbessert und Ungleichheit (SDG 10) reduziert werden. Die komplexen Zusammenhänge macht die Ausstellung bewusst.

Vielfältige Aktivitäten auch außerhalb der Buga

Wir sind mit Vorträgen im Buga-Bildungscampus vertreten, die über den Veranstaltungskalender bekannt gemacht werden. An der Ausstellung gibt es musikalische Auftritte von Lebenslaute und Angebote für Kinder: Friedensbilder malen und Anstecker (Buttons) erstellen. Wir fördern die Vernetzung von Friedens- und zivilgesellschaftlichen Organisationen, indem diese sich an der Ausstellung darstellen können. Besonders intensiv ist die Kooperation mit den NaturFreunden.

Unsere Vorträge bieten wir auch abends an, weil nicht alle Menschen auf die Buga gehen können oder wollen. Sie ergänzen unsere traditionellen Aktionen wie Ostermarsch und Antikriegstag, ohne Buga hätten wir aber weniger Aktivitäten und nicht so langfristig geplant organisiert.

Mit dem Internetauftritt frieden-mannheim.de/buga23 weisen wir auf unsere Aktivitäten unter „Termine“ und „Aktuelles“ hin. Zusätzlich versuchen wir über Instagram (Frieden_Mannheim) und Facebook, mehr Leute zu erreichen und durch sie das Programm breiter bekannt zu machen.

Konversion nützlich aber unvollendet

Mannheim war für die US-Armee aufgrund ihrer Kasernen-Drehscheibe für ihre Einsätze auf dem Balkan, im Irak und in Afghanistan wichtig. Wir haben uns gegen Kriege und für Verhandlungen eingesetzt und die Konversion der Kasernen gefordert, auch aufgrund der dadurch verursachten Grundwasserverschmutzung und Umweltbelastung. Nachdem die US-Armee 2014 ihre Militäreinrichtungen nach Wiesbaden und Ramstein verlagert hat, gab sie viele Kasernen frei, die mittlerweile im Interesse der Bevölkerung genutzt werden können. Besonders erfreulich ist es, dass die Buga auf der ehemaligen US-Spinelli-Kaserne angesiedelt ist. So wird durch neu gepflanzte Bäume der Grünzug Nordost erweitert und das Klima in der Innenstadt verbessert.

Die US-Armee hatte die Coleman-Kaserne im Mannheimer Norden bereits geräumt, reaktivierte sie aber nach der Annexion der Krim durch Russland. Seither warten Zivilbeschäftigte für die US-Armee Panzer und Militärfahrzeuge, um sie mit über Ramstein eingeflogenen Soldat*innen zu Manövern schnell in die baltischen und osteuropäischen NATO-Länder transportieren zu können. Auch die Lieferung von Waffen an die Ukraine erfolgt über Coleman. Wir fordern die Konversion der Coleman-Kaserne und haben dazu eine besondere Ausstellungs-Stele erstellt. Sie zeigt, wie Mannheim von Militäreinrichtungen geprägt und belastet war und noch ist, welche Rolle die US-Air Base Ramstein spielt und welchen Nutzen die Konversion für Mannheim hat.

Hintergrundinformationen nutzen

Die Begleitbroschüre zur Ausstellung stellt die Bilder und Texte der Stelen zusammen und enthält zahlreiche Grußworte, u. a. von Professor Klaus Moegling, dem Mitinitiator des Appells Ökologie des Friedens, der hier unterzeichnet werden kann: https://chng.it/N2ggCS5Q.

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Otto Reger ist Diplom Ökonom und seit Jahrzehnten in der DFG-VK engagiert, Gewerkschafts- und Naturfreunde-Mitglied.