Gefahr geht von Kalkar aus

Kalkar: Zeitbomben in der Luft

von Ulrich Sander

Zwischen Rhein und Don finden sowohl Dauermanöver als auch Kriegshandlungen statt, die eine gefährliche Lage für den ganzen Kontinent heraufbeschwören. Zweimal verschwanden im Juni gleich mehrere Zivilflugzeuge vom Radar der Flugsicherung in Deutschland und den Nachbarländern. Jetzt kam heraus: Militärmanöver der NATO waren offenbar Ursache der gefährlichen Störung.

Die zunehmenden als Manöver getarnten Kriegseinsätze im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise sorgen für gefährliche Beinahe-Abstürze. NATO-Militärmanöver „Newfip“ in Ungarn und über Italien waren offenbar Ursache der gefährlichen Störung. Die zunehmenden als Manöver getarnten Kriegseinsätze im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise sorgen für gefährliche Beinahe-Abstürze – und für tatsächliche Abstürze.

Auch der Zusammenprall zweier Eurofighter-Kampfjets mit einem sog. Learjet der bundeseigenen Gesellschaft für Flugzieldarstellung (GFD) über Olsberg im Sauerland, über den genauer als andere Medien am 23.6.14 der WDR (Aktuelle Stunde für NRW) berichtete, muss im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Ukraine-Krise gesehen werden.

Unter den Email-Kommentaren zur Aktuellen Stunde des WDR über den mysteriösen Sauerland-Abschuss finden sich solche von Bundeswehrangehörigen, die auf dieselbe Praxis über den baltischen Staaten an der Grenze zu Russland hinweisen. Der WDR berichtete, dass der Unfall mit zwei Todesopfern aus den Reihen der GFD im Zusammenhang mit dem NATO-Luftkommando in Kalkar steht. Von dort gingen die Anweisungen aus.

Luftkommando in Kalkar
Dieses Luftkommando hat die ständige Luftüberwachung in einem Radius bis nach St. Petersburg und Moskau inne, und dies im Fall der NATO-Staaten nördlich der Alpen mittels Eurofightern.

Die Süddeutsche Zeitung vom 2. April 2014 berichtete von ähnlichen Eurofighter-Manövern - gesteuert von Kalkar aus - über den baltischen Staaten und Polen. Allerdings läuft es hier bereits kriegsmäßiger ab. Nachdem die Ministerin Ursula von der Leyen (CDU) verlauten ließ: Es sei „für die Bündnispartner an den Außengrenzen wichtig, dass die NATO Präsenz zeigt“, da wurden deutsche AWACS-Flugzeuge und sechs Eurofighter der deutschen Luftwaffe nach Polen und in die baltischen Staaten verlegt, um den dortigen Luftraum „intensiver zu überwachen“. Die „Parlamentsarmee“ hat im Bundestag dafür keine Genehmigung eingeholt; jedenfalls stehen die baltischen Länder nicht in der Liste der genehmigten Einsatzgebiete.

Die größte Luftkriegsübung der Bundeswehr fand vom 12. bis 23. Mai 2014 über deutschem Gebiet statt. Die Übung hieß JAWREX 2014, was soviel wie Vereinte taktische Luftkriegsübung (Joint Air Warfare Tactical Exercise) bedeutet. Entsprechend einer vor zwei Jahren bei einer Militärtagung in Kalkar begründeten NATO-Regel war es eine Luftkriegsübung, denn die Kriege der Zukunft seien solche in der Luft, ob mit oder ohne Piloten an Bord. Über 4000 Soldaten und Offiziere mit 100 Flugzeugen nahmen teil. Ihr Einsatzgebiet: Mecklenburg-Vorpommern, nur wenige hundert km von der Ukraine entfernt. Hinzu kamen noch die rund 800 Experten, die von Kalkar/Uedem am Niederrhein aus die Übung kommandierten. Sorglos wurde über Atomanlagen geübt. Mitte April erst hatten Bombenfehlabwürfe Anwohner und Anti-AKW-Initiativen in Lingen auf den Plan gerufen: 15 km von der Brennelementefabrik Lingen hatte ein Flieger eine Bombe verloren – 10 km vom angepeilten Ziel, 150 Meter vom nächsten Wohnhaus entfernt.

Friedensbewegung in Kalkar
Bisher gelang es immer, die Machenschaften von Kalkar zu verbergen.

Dürfte es damit nun vorbei sein? Die Ostermarschbewegung informierte am 13. Juni 2014 darüber und ergänzte mit Hinweisen zum Aufbau des sogenannten Raketenabwehrschirms: „Der Schirm entsteht in Ramstein – von wo aus die USA ihren Kampfdrohnenkrieg führen – und in Kalkar/Uedem, wo die Nato und die BRD den Drohnenkrieg vorbereiten. Die Kriegsvorbereitungen dort, müssen auch im Zusammenhang mit der gefährlichen Entwicklung in der Ukraine gesehen werden.“ Eine andere skandalöse wie mysteriöse Meldungen: Der Absturz eines Tornadoflugzeugs vom 16. Januar 2014 ganz nahe beim Atomwaffenstützpunkt Büchel (Rheinzeitung, Koblenz, 17. und 23. Januar 2014, 29. März 2014).

Die Ostermarschbewegung Rhein-Ruhr macht seit zwei Jahren die Kriegsvorbereitungen, ja Kriegsführung durch das exorbitante Luftwaffenkommando von Kalkar und – ganz in der Nähe am Niederrhein – Uedem öffentlich. Nur Provinzblätter haben bisher mit Überschriften wie „Wenn die NATO Krieg spielt“ und „Der Luftwaffenstandort wächst“ berichtet. Die Rheinische Post aus Kleve am 6. März 2014 über Kalkar: „Der Zuständigkeitsbereich reicht vom Baltikum bis nach Großbritannien und von den Alpen bis nach Island’, sagte Brigadegeneral Nolte. Rund 350 zusätzliche Soldaten sind in den vergangenen Monaten nach Kalkar und Uedem versetzt worden. In den kommenden Monaten und Jahren sollen noch 50 mehr kommen, so dass im Jahr 2017 voraussichtlich rund 1600 Soldaten in Kalkar beziehungsweise Uedem dienen werden.“

Diese Mannschaften dirigieren tickende Luftzeitbomben – die leicht außer Kontrolle geraten können, wie die Übung zur Verdrängung von angeblichen Terroristenflugzeugen über dem Sauerland zeigte. Diese Mannschaften sollen künftig Kampfdrohnen einsetzen. Die Regierung will den Eindruck erwecken, eine Diskussion über den Kauf von Kampfdrohnen zu führen. Aber in Kalkar/Uedem steht die Infrastruktur bereit.

Die Friedensbewegung, sowohl Ostermarsch Rhein-Ruhr und VVN-BdA NRW als auch „Kooperation für den Frieden“ und „Friedensratschlag Kassel“, kündigten neue Aktionen gegen das Luftkommando Kalkar an.

Die nächsten Aktionen finden am 3. Oktober 2014 statt – Näheres siehe www.nrw.vvn-bda.de.

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Ulrich Sander ist Bundessprecher der VVN-BdA.