Seebrücke

Kampagne #LeaveNoOneBehind

von Julia Solbach
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Die Kampagne #LeaveNoOneBehind macht auf die katastrophale Lage der geflüchteten Menschen aufmerksam, die dem Risiko einer Infektion mit COVID-19 schutzlos ausgesetzt sind. Europa verschließt dabei wissentlich die Augen vor der humanitären Notlage. Die Politik baut Mauern auf, indem sie die geflüchteten Menschen unmenschlich behandelt. Die Bilder der Menschen in den Geflüchtetenlagern, die in größter Armut auf engstem Raum zusammenleben, sollen weitere Geflüchtete vor einer Flucht nach Europa abschrecken. Einen Weg zurück gibt es jedoch nicht, denn den Menschen droht in ihrer Heimat Gewalt, Krieg und Verfolgung. 

Doch es gibt noch Menschen in unserer Gesellschaft, die diesen Zustand nicht hinnehmen wollen. Einer davon ist Erik Marquardt, Abgeordneter des EU-Parlaments und Initiator der #LeaveNoOneBehind Kampagne. Mit Beginn der Corona-Pandemie hat er dazu aufgefordert, die geflüchteten Menschen an den EU-Außengrenzen nicht zurückzulassen. Denn gerade bei einem globalen Notstand ist es an der Zeit, die Lager zu evakuieren und die Menschen europaweit aufzunehmen.

Aktionsmöglichkeiten zur Kampagne
Die Seebrücke bietet zur #LeaveNoOneBehind Kampagne vielfältige Aktionsideen auf der Website. Jede*r kann sich für die Rechte geflüchteter Menschen an den EU-Außengrenzen einsetzen und so die richtigen Akzente in der Politik setzen. Zur Auswahl stehen unter anderem das Unterzeichnen einer Petition, die Organisation einer Demonstration oder das Versenden von E-Mails an Politiker*innen. Das Social Action Tool ermöglicht auf schnelle und einfache Art und Weise, die Kontaktdaten von Bundestagsabgeordnet*en per Postleitzahl ausfindig zu machen und an sie E-Mails zu verschicken.

Zustände in den Geflüchtetenlagern
Die Kampagne kritisiert die Zustände in den Geflüchtetencamps. So war das Camp Moria auf der griechischen Insel Lesbos für 3.000 Menschen ausgelegt, jetzt leben dort mehr als 15.000 Menschen auf engstem Raum zusammen. Sicherheitsabstände und Hygienemaßnahmen wie regelmäßiges Händewaschen sind nicht möglich. Es fehlt an medizinischer Versorgung. Bei den geflüchteten Menschen hat sich eine lähmende Angst vor einer Infektion breit gemacht. Dabei sind sie bereits nach einer anstrengenden und traumatisierenden Flucht körperlich geschwächt. Hinzu kommt das lange Warten, bis der Asylantrag gestellt werden kann. Ein Leben im Ungewissen trotz der Genfer Flüchtlingskonvention. Eine Parodie der humanitären Werte in der EU, die 2011 den Friedensnobelpreis erhalten hat.

Online-Demo
Mit Beginn der Pandemie war dem Protest auf der Straße zunächst ein Ende gesetzt. Aber dann hat die Seebrücke das Format der Onlinedemo neu für sich entdeckt. Am 29. März 2020 versammelten sich über 6.000 Teilnehmer*innen auf YouTube und legten virtuelle Stopps auf den Websites der Bundesministerien ein. Es wurde zum Twitterstorm unter dem Hashtag #LeaveNoOneBehind aufgerufen. Das Ergebnis konnte sich sehen lassen: Zwischenzeitlich war der Hashtag Twitter-Trend Nummer 1 in Deutschland. Damit konnte online Aufmerksamkeit für die Lage der Geflüchteten in Corona-Zeiten generiert werden, solange es durch Präsenz in der Öffentlichkeit nicht möglich war.

Forderungen der Seebrücke
Wir fordern als Seebrücke eine staatliche Rettungsmission auf dem Mittelmeer und offene Häfen. Die Geflüchtetenlager müssen evakuiert werden und die Menschen in Deutschland und europaweit aufgenommen werden - das unnötige Sterben an Europas Außengrenze muss ein Ende haben. In Deutschland und europaweit gibt es viele Städte, die sich zur Aufnahme der Geflüchteten bereit erklärt haben.

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Julia Solbach ist Juristin mit dem 1. Staatsexamen und Studentin der Gesellschaftswissenschaften. Sie arbeitet ehrenamtlich für das Presseteam der Seebrücke. Die Seebrücke ist eine breite zivilgesellschaftliche Bewegung, die sich für die zivile Seenotrettung, für sichere Fluchtwege und für die dauerhafte Aufnahme von geflüchteten Menschen in Deutschland einsetzt.