Right Livelihood Award

Vier würdige Preisträger

von Christine Schweitzer

Anders als der Friedensnobelpreis, dessen diesjähriger Preisträger manche FriedensaktivistInnen nur zu dem kurzen Kommentar "Die Nato muss ja neidisch sein" veranlasste, hat der oft als "alternativer Nobelpreis" bezeichnete Right Livelihood Award dieses Jahr wieder vier würdige PreisträgerInnen ausgewählt.

Den (nicht dotierten) Ehrenpreis erhält Hayrettin Karaca (Türkei) für ein Leben unermüdlicher Arbeit "für den Schutz der Natur, in der er erfolgreiches Unternehmertum mit wirksamem Umwelt-Aktivismus verbindet". Karaci wird oft als "Großvater" der türkischen Umweltschutzbewegung bezeichnet. Der heute 90-Jährige wurde vom Textilunternehmer zum führenden Pädagogen und Aktivisten für Umweltschutz in der Türkei. Er ist Mitbegründer der Umweltstiftung TEMA, einer mittlerweile landesweiten Bewegung zum Schutz der Ökosysteme. Sein Engagement begann in den 1970er-Jahren, als er immer mehr Alarmsignale wie die Bodenerosion wahrnahm.

Die 55-jährige Ärztin Sima Samar (Afghanistan) erhält den Preis für "ihren langjährigen und mutigen Einsatz für Menschenrechte, besonders die Rechte von Frauen, in einer der komplexesten und gefährlichsten Regionen der Welt". Sie startete 1989 die Hilfsorganisation Shuhada, die in Afghanistan 15 Krankenhäuser und Ambulanzen sowie mehr als hundert Schulen betreibt. In der Zeit der russischen Besatzung ging sie ins Exil nach Pakistan. Ende 2001 kehrte sie nach Kabul zurück und war bis 2002 die erste Frauenministerin ihres Landes. Seit 2002 ist sie Vorsitzende der von ihr gegründeten unabhängigen Menschenrechtskommission (AIHRC) in Kabul, die immer wieder mit der Regierung unter Präsident Karsai in Konflikt gerät.

Der Altvater der Theorie der gewaltfreien Aktion, Gene Sharp (USA), wurde für die "Entwicklung und Beschreibung der Kernprinzipien und Strategien gewaltfreien Widerstandes und die Unterstützung der praktischen Umsetzung in Konfliktgebieten in aller Welt" ausgezeichnet. Gene Sharp wurde international bekannt durch seine über 1000-seitige Untersuchung "The Politics of Nonviolent Action", in der er 198 Formen gewaltfreier Aktion identifizierte, die er in drei große Kategorien einteilte: Protest und Überzeugung, Nicht-Zusammenarbeit und gewaltfreie Intervention. (Unter gewaltfreier Intervention versteht er solche Methoden gewaltfreie Interventionen, die in etablierte Verhaltensmuster, Politiken, Beziehungen oder Institutionen eingreifen, sie entweder unterbrechen oder neue etablieren.) Sharp war außerdem einer der wichtigsten Protagonisten des Konzepts der Sozialen Verteidigung und konzentrierte sich in den vergangenen 25 Jahren mit seiner Albert Einstein Institution vor allem auf die Beratung und das Training von gewaltfreien Aufstandsbewegungen. Von linker Seite trug ihm dies des Öfteren Anfeindungen ein.

Last not least erhält die seit 1974 bestehende Campaign Against Arm Trade (Vereinigtes Königreich) den Preis für ihre effektive Arbeit gegen den globalen Waffenhandel. Dank CAAT habe "das öffentliche Bewusstsein für den Waffenhandel zugenommen", schrieben die Juroren. Die Organisation habe erreicht, dass britische Subventionen für Waffenfirmen zurückgegangen seien. Ihr Druck auf Institutionen, die in waffenexportierende Unternehmen investieren, sei erfolgreich gewesen: "CAAT hat die Korruption, die Scheinheiligkeit und die tödlichen Konsequenzen dieser Geschäfte deutlich gemacht."

Der Right Livelihood Award wurde 1980 von dem deutsch-schwedischen Publizisten, Philatelisten und späteren Europa-Abgeordneten Jakob von Uexküll ins Leben gerufen. Heute ist er besser bekannt als "Alternativer Nobelpreis". Über die Vergabe entscheidet eine internationale Jury.

Seit 1985 findet die Verleihung jedes Jahr im Dezember im schwedischen Reichstag statt. Der Preis wird meist an vier Preisträger vergeben, einer der Preise ist oft ein undotierter Ehrenpreis. Für die anderen Preisträger beträgt das Preisgeld jeweils 50.000 Euro (Stand 2011), das sich aus Spenden speist. Das Geld dient der Unterstützung der Arbeit der Preisträger und ist nicht für den persönlichen Gebrauch bestimmt.

149 Personen und Organisationen aus 62 Ländern sind seit 1980 mit dem "Alternativen Nobelpreis" ausgezeichnet worden. Sie alle zeigen, dass mit Tatkraft, Mut und Kreativität zunächst unlösbar scheinende Probleme überwunden werden können.

Siehe auch http://www.rightlivelihood.org/summary_german.html, der die letzten Absätze über den Preis entnommen wurden.

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Hintergrund
Christine Schweitzer ist Co-Geschäftsführerin beim Bund für Soziale Verteidigung und Redakteurin des Friedensforums.