Aus Anlass des Kölner Weltwirtschaftsgipfels hat die Bonner Pax-Christi-Gruppe "Die Verehrung des Goldenen Kalbes" als Straßentheater aufgeführt. Aktionäre von Rüstungsfirmen, Bankdirektoren und PolitikerInnen tanzten um das Goldene Kalb und verehrten es als Garant von Profit, Stabilität, Wohlstand, Wachstum und Standortsicherheit. Militärs sicherten dabei das Kalb und die von ihm Gesegneten ab, allzeit bereit, für Rohstoffsicherung weltweit zu intervenieren. Zwischendurch kamen immer wieder Nachrichten aus dem Cassettenradio. Als es z.B. hieß, dass nach Ende des Balkankrieges jetzt sofort wieder alle Waffenarsenale nachgefüllt würden und damit die Rüstungsaktien kräftig anstiegen, war der Jubel der Kalbverehrer unüberhörbar. Litaneiartig setzte sich dann die Verehrung wieder fort. Auch Fürbitten wurden gesprochen, z.B. dass unser Wirtschaftsstandort vor Flüchtlingen gesichert werde.

Allerdings gab es anlässlich des Weltwirtschaftsgipfels diesmal auch Dividende für alle. Ins Publikum regneten 10-Dollar-Noten, die die Menschen begeistert aufsammelten. Die Rückseite der Dollarnoten war allerdings mit einem Hinweis versehen: "Wer die Weltwirtschaftsordnung in Frage stellt und ihre Segnungen in Zweifel zieht oder die Ausbreitung des Kapitalismus behindert, wird mit Schuldenlasten nicht unter der Vernichtung seiner Existenz bestraft" (Die Repräsentanten der Neuen Weltordnung). Und im Gegensatz zur Vorderseite der Dollarnote, auf der ein gotteslästerliches "In God we trust" prangt, war der ehrliche Spruch der Dollarverehrer auf der Rückseite zu lesen: "In Gold we trust".
Die Verehrung des Goldenen Kalbes knüpft an ein biblisches Motiv an. Beim Exodus aus Ägypten bauten sich die Israeliten ein Goldenes Kalb, das sie statt ihres richtigen Gottes verehrten. Die Pax-Christi-Gruppe wollte mit der Aktion den Protest gegen die herrschende Weltwirtschaftsordnung verdeutlichen, die allein an Profitsteigerungen der Reichen ausgerichtet ist. InteressentInnen können die Aktionstexte gerne anfordern. Auch das Goldene Kalb ist ausleihbar für ähnliche Aktionen. (Kontakt: Martin Singe, Lennéstr. 45, 53113 Bonn)