Wieder mehr Verweigerer

von Kathrin Vogler
Hintergrund
Hintergrund

Wie die Redaktion der Fachzeitschschrift 4/3 (Fachzeitschrift zu KDV, Wehr- und Zivildienst) mitteilte, ist die Zahl der Kriegsdienstverweigerer im ersten Halbjahr 1998 höher als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. In diesem Jahr verweigerten bis Ende Juni insgesamt 82.521 Männer den Dienst mit der Waffe. 1997 waren es 79.471. Damit ist für das Jahr 1998 wieder mit über 160.000 Kriegsdienstverweigerern zu rechnen. Vor allem ungediente Wehrpflichtige entscheiden sich oft für den Antrag gemäß Artikel 4, Absatz 3 des Grundgesetzes. Daran haben auch massive Werbekampagnen, für die das Verteidigungsministerium in den letzten Jahren Millionen an Steuergeldern aufgewendet hat, nichts ändern können.

Die Deutsche Friedensgesellschaft - Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG - VK) begrüßt die anhaltend hohen KDV-Zahlen als Absage der Jugendlichen an eine militärisch dominierte Außenpolitik und als Zeichen des persönlichen Gewaltverzichts. Kriegsdienstverweigerung ist in den neunziger Jahren zu einem stabilen gesellschaftlichen Faktor auf hohem Niveau geworden. Wir bedauern allerdings, dass viele Kriegsdienstverweigerer nur unzureichend über die Funktion des Zivildienstes im Rahmen der Wehrpflicht und der militiärischen "Gesamtverteidigung" sowie über seine Rolle als Jobkiller im sozialen Bereich informiert sind und daher den Zivildienst oft irrtümlich für eine gesellschaftlich sinnvolle Alternative zum Kriegsdienst mit der Waffe halten. Hier besteht Aufklärungsbedarf, der das Engagement von Jugendverbänden und KDV-Organisationen erfordert.

Außerdem weisen wir darauf hin, dass offenbar immer mehr kommerzielle Berater versuchen, aus Kriegsdienstverweigerern Profit zu schlagen. Als Organisation, die in etwa 100 Orten ehrenamtliche und kostenlose Beratungsstellen und unter der Nummer 02051-4217 eine bundesweite Hotline unterhält, sehen wir keinen Bedarf für gewerbsmäßige Angebote in diesem Bereich.

Ausgabe

Rubrik

Hintergrund