Buchbesprechung

"Handbuch der Kommunikationsguerilla"

von Martin Singe

Der Verlag Assoziation A hat in fünfter Auflage – mit einem neuen, bilanzierenden Nachwort versehen – das „Handbuch der Kommunikationsguerilla“ neu aufgelegt.

Das Programm der Kommunikationsguerilla wird in der Einleitung angesprochen: „Kommunikationsguerilla will die Selbstverständlichkeit und vermeintliche Natürlichkeit der herrschenden Ordnung untergraben. Ihre mögliche Subversivität besteht zunächst darin, die Legitimität der Macht infrage zu stellen und damit den Raum für Utopien überhaupt wieder zu öffnen. Ihr Projekt ist die Kritik an der Unhinterfragbarkeit des Bestehenden; sie will geschlossene Diskurse in offene Situationen verwandeln, in denen durch ein Moment der Verwirrung das Selbstverständliche plötzlich infrage steht.“ (S. 7)

Es geht also um Einflussnahme auf gesellschaftliche Kommunikationsprozesse und herrschende Legitimationsmuster, in erster Linie „durch abweichende, dissidente Verwendung und Interpretation von Zeichen“, wozu die verschiedensten Techniken öffentlicher medialer Interventionen genutzt werden können. Nach dem Einführungskapitel „Kulturelle Grammatik & Subversion“ folgen drei Hauptteile: „Prinzipien & Methoden“, „Praxen & Anlässe“ sowie das Schlusskapitel „Wann ist Kommunikation Guerilla?“ Die sowohl theoretisch als auch anhand konkreter historischer Aktionsbeispiele beschriebenen Prinzipien und Methoden sind nicht als Rezepte zu verstehen, sondern wollen zu eigener Praxis inspirieren.

In einem Interview mit der Zeitschrift „analyse und kritik“ konstatieren die AutorInnen: „Als Kommunikationsguerilleras freuen wir uns über jede Aktion, die die herrschende kulturelle Grammatik unterläuft, aushöhlt, verspottet und die zeigt, dass das Leben auch ganz anders sein kann. Das können hübsche Fakes, gut platzierte Torten oder auch ein fein inszeniertes unsichtbares Theaterstück sein. Uns geht es dabei nicht um ›die‹ Wahrheit oder die richtige Ideologie, sondern um die bessere soziale Praxis. Das ist die Essenz unseres Begriffs des Politischen.“

Die AutorInnen über sich selbst: „Die autonome a.f.r.i.k.a gruppe ist ein weltweit tätiger Zusammenhang von Teilzeit-Desperados. Ermüdet vom ergebnislosen Flugblattverteilen, machten sie sich auf die Suche nach einer lustvolleren Art, Politik zu betreiben, und fanden Erfüllung in der Theorie und Praxis der Kommunikationguerilla – denn: Ist nicht die beste Subversion, die Codes zu entstellen, statt sie zu zerstören?“

Das Handbuch bietet eine Menge von Anregungen, um politische Aktionen sowohl spaßvoller als auch effektiver zu gestalten. In der Friedens- bzw. Antimilitaristischen Bewegung sind solche Aktionsformen nicht ganz unbekannt. Mehr davon wäre für die Zukunft nicht schlecht!

autonome a.f.r.i.k.a. gruppe / Luther Blissett / Sonja Brünzels (20125) Handbuch der Kommunikationsguerilla. Berlin: Assoziation A, 248 Seiten, 5. erweiterte Auflage, ISBN, 18,- €.

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Hintergrund
Martin Singe ist Redakteur des FriedensForums und aktiv im Sprecher*innenteam der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt".