Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“

Dritter Kirchlicher Aktionstag in Büchel

von Dieter Junker
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Redaktionelle Vorbemerkung: Der Aktionstag war ursprünglich für den 6. Juni geplant. Für diesen Termin wurde er Ende März angesichts der Corona-Krise abgesagt. Er soll zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden, sofern das in diesem Sommer überhaupt noch möglich ist.

Mit den „Kirchlichen Aktionstagen“ am Fliegerhorst Büchel in der Eifel hat sie sich einen Namen gemacht: die ökumenische Projektgruppe „Kirchen gegen Atomwaffen“. Hier engagieren sich Mitglieder aus sieben evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensbewegung pax christi für eine atomwaffenfreie Welt. In diesem Jahr lädt die Projektgruppe zum Dritten Kirchlichen Aktionstag nach Büchel ein, diesmal am 6. Juni 2020.
Die Geburtsstunde dieser Projektgruppe schlug am 20. Dezember 2017 in der evangelischen Hoffnungsgemeinde in Frankfurt/Main. Dort trafen sich Mitglieder aus den evangelischen Landeskirchen von Baden, Hessen-Nassau, Kurhessen-Waldeck, Bayern und dem Rheinland und vereinbarten als Projektgruppe eine enge Zusammenarbeit bei der Organisation eines Aktionstages am 7. Juli 2018 am Fliegerhorst Büchel. Wenig später sollten dann auch Vertreter*innen aus Württemberg und der Pfalz sowie von pax christi hinzukommen.

Die Initiative zu dieser Projektgruppe ergriffen hatte das 'Forum Friedensethik‘ (FFE) in der Evangelischen Landeskirche in Baden. Das Forum hatte am 15. Juli 2016 eine ökumenische Pilgerfahrt der Gerechtigkeit und des Friedens zum Fliegerhorst Büchel durchgeführt. Daran nahmen auch Mitglieder des bayerischen Initiativkreises Frieden (IKF) teil. Bei dieser Pilgerfahrt wurde verabredet, einen Brief an den EKD-Ratsvorsitzenden Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm und die EKD-Ratsmitglieder zu senden mit der Bitte, sich gegenüber der Bundesregierung dafür einzusetzen, dass Deutschland die nukleare Teilhabe aufgibt und die in Büchel gelagerten US-Atomwaffen abgezogen werden.

Ein Jahr später, am 15. Juli 2017, beteiligten sich FFE und IKF erneut an einem Protesttag vor dem Haupttor des Fliegerhorstes. Beide Gruppen entschlossen sich, für 2018 als Teil des vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) in Busan ausgerufenen Pilgerweges der Gerechtigkeit und des Friedens zu einem größeren kirchlichen Protesttag einzuladen. Eingeladen dazu wurde der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Renke Brahms, der seine Teilnahme zusagte. Als Termin wurde der 7. Juli 2018 festgelegt, der erste Jahrestag der Verabschiedung des Atomwaffenverbotsvertrages.

In der Folgezeit wurde von der Projektgruppe die Organisation des Aktionstages vorbereitet, ein Kultur- und Begleitprogramm erarbeitet, Redner*innen angefragt, ein Aufruf formuliert, die Einrichtung einer eigenen Homepage vereinbart, die Kirchenleitungen der beteiligten Landeskirchen zur Teilnahme eingeladen. Rechtlicher Träger der Aktionen wurde der Verein für friedenspolitische und demokratische Bildung aus dem Hunsrück. Zudem entstand ein eigenes Logo als Symbol des christlichen Protestes gegen Atomwaffen. Entworfen hat es der niederländische Maler, Grafiker und Karikaturist Len Munnik, der in der 1980er Jahren bereits die berühmte Grafik für das lila Tuch mit dem Schriftzug „Umkehr zum Leben – Die Zeit ist da für ein Nein ohne jedes Ja zu Massenvernichtungswaffen“ beim Deutschen Evangelischen Kirchentag 1983 in Hannover geschaffen hatte.

Am 7. Juli 2018 folgten schließlich mehr als 500 Menschen der Einladung der Projektgruppe und gaben am Fliegerhorst Büchel ein eindrucksvolles und Mut machendes Zeichen für eine atomwaffenfreie Welt. Der EKD-Friedensbeauftragte Renke Brahms forderte die Bundesregierung dazu auf, sich dem UN-Atomwaffenverbotsvertrag anzuschließen und alles dafür zu tun, dass die letzten Atomwaffen aus Deutschland abgezogen werden. Zum Abschluss des Aktionstages, der auch in den Medien auf große Beachtung stieß, unterzeichneten viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Aufruf an Bundeskanzlerin Angela Merkel, in dem die Bundesregierung eindringlich aufgefordert wurde, sich für die Abschaffung der Atomwaffen einzusetzen und den Atomwaffenverbotsvertrag zu unterzeichnen.

Angesicht dieses Erfolgs vereinbarten die Teilnehmer*innen der Projektgruppe, die Zusammenarbeit fortzusetzen und auch für 2019 zu einem Kirchlichen Aktionstag einzuladen. Dafür konnte mit der früheren EKD-Ratsvorsitzenden und ehemaligen hannoverschen Landesbischöfin Margot Käßmann wiederum eine profilierte Stimme für die Predigt gefunden werden.

Der 7. Juli 2019 übertraf alle Erwartungen. Rund 1100 Menschen nahmen am Zweiten Kirchlichen Aktionstag in Büchel teil, es war die zweitgrößte Aktion der Friedensbewegung seit Beginn der Proteste gegen die in der Eifel gelagerten Atomwaffen 1996. Margot Käßmann betonte, dass es an der Zeit sei, sich für die Überwindung von Hass und Krieg, aber auch für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen. Dabei machte sie deutlich, dass es die Aufgabe der Kirchen sei, zum Frieden zu rufen. Der EKD-Ratsvorsitzende Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm dankte in einem Grußwort, dass dieser Aktionstag auf etwas hinweise, was viel zu wenig in der deutschen Öffentlichkeit bekannt sei und unterstützte nachdrücklich die UN-Initiative für eine weltweite Ächtung der Atomwaffen.

Nach dem erfolgreichen 2. Aktionstag war klar, dass ein 3. Aktionstag folgen wird. Diesmal sagte die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende und westfälische Präses Annette Kurschus zu, die Predigt beim ökumenischen Gottesdienst zu halten. Dazu gibt es am 6. Juni ein Musikprogramm sowie kurze Beiträge aus der Wissenschaft, den Kirchen, der weltweiten Ökumene und der Friedensbewegung. Und für 2021 wurde der Präsident der katholischen Friedensbewegung pax christi, der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf, eingeladen. Eine grundsätzliche Zusage liegt dazu bereits vor, der Termin ist noch offen. Doch damit ist schon klar, dass es 2021 ebenfalls wieder einen Kirchlichen Aktionstag in Büchel geben wird.

Informationen zum Aktionstag gibt es unter www.KirchengegenAtomwaffen.wordpress.com

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Dieter Junker lebt im Hunsrück und ist als freier Journalist für mehrere Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenagenturen tätig.