15. Mai, Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung: War Resisters` International blockiert NATO-Hauptquartier

Frieden ist zu wichtig, um ihn den Militärs zu überlassen

von Andreas Speck
Initiativen
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Am 15. Mai 2002 - dem Internationalen Tag zur Kriegsdienstverweigerung - blockierten Kriegsdienstverweigerer und AntimilitaristInnen aus Spanien, Kroatien, Mazedonien, der Türkei, Finnland, Belgien, den Niederlanden, Deutschland, Großbritannien und Frankreich für eine halbe Stunde das Haupttor des NATO-Hauptquartiers in Brüssel. Drei Beteiligte, von denen zwei versuchten, sich an das Tor anzuketten, um es zu schließen, wurden während der Aktion festgenommen, aber nach etwa einer Stunde wieder freigelassen.

In ihrer "Erklärung von Schellebelle", die während eines einwöchigen Trainings in gewaltfreier Aktion in Schellebelle (Belgien) erarbeitet wurde, erklärten die AktivistInnen:

"Wir sind am 15. Mai - Internationaler Tag der Kriegsdienstverweigerung - am Hauptquartier der NATO, weil die NATO ein Symbol des internationalen Militarismus ist, der das globale Dominanzsystem am Leben erhält. Auch wenn sie vorgeben, die Wächter von Frieden, Demokratie und Freiheit zu sein, erreicht das Militär durch sogenannte "humanitäre" Interventionen das Gegenteil. Wir ergreifen hier zum Mittel der direkten gewaltfreien Aktion, um die alltägliche Arbeit des Militarismus und das reibungslose Funktionieren der Militärmaschine zu stören. (...)

Am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung drücken wir mit dieser Aktion unsere Solidarität mit KriegsdienstverweigererInnen in Südamerika, auf dem Balkan, in Europa, im Mittleren Osten und anderswo aus. Sie brauchen unsere Unterstützung, denn in vielen dieser Länder ist die Handlung von KriegsdienstverweigererInnen stark unterdrückt. Wir verurteilen diese Repression. Heute, am 15. Mai, heben wir insbesondere die Repression und Inhaftierung aller KriegsdienstverweigererInnen hervor. Wir nehmen den Frieden in unsere eigenen Hände, und wir rufen Dich auf, das gleiche zu tun. Frieden ist zu wichtig, um ihn dem Militär zu überlassen."

Es war geplant, dass sich zwei Beteiligte am Haupttor des NATO-Hauptquartiers anketten sollten, um es geschlossen zu halten. Dieses Vorhaben scheiterte jedoch wegen erhöhter Sicherheitsvorkehrungen am NATO-Hauptquartier. Trotzdem wurde das Hauptziel, das NATO-Hauptquartier zu blockieren, für 30 Minuten erreicht.
 

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FF3/2002Die Aktion ist Teil einer langfristigen Strategie der War Resisters` International, den 15. Mai als Internationalen Tag zur Kriegsdienstverweigerung stärker in die (friedensbewegte) Öffentlichkeit zu bringen, und eine Tradition internationaler direkter gewaltfreier Aktion für diesen Tag zu begründen. Aus diesem Grund ging der Aktion ein einwöchiges gewaltfreies Aktionstraining voraus, in dessen Rahmen die TeilnehmerInnen sich über die Situation von KriegsdienstverweigererInnen in verschiedenen Ländern austauschten, sowie sich praktisch und theoretisch auf die Aktion vorbereiteten. Dazu dienten ein "Lock-on"-Training (Anschließtraining), sowie Trainings-Einheiten zu Formen des Widerstandes, Umgang mit der Polizei, Rechtliches, etc ...

Neben der von der WRI organisierten Aktion in Brüssel gab es zahlreiche Aktivitäten in anderen Ländern: in Skopje gab es eine antimilitaristische "Critical Mass"-Aktion, in London eine Zeremonie am Gedenkstein für Kriegsdienstverweigerer im Tavistock Square, während die KDV-Erklärung des israelischen Verweigerers Igal Rosenberg verlesen wurde. In Polen wurden von amnesty international Veranstaltungen in verschiedenen Städten organisiert. In Belgrad gab es "Food not Bombs" sowie ein antimilitaristisches Punk-Konzert (unplugged). In Paris und Lyon konzentrierten sich die Aktionen auf die Situation von Kriegsdienstverweigerern in Israel.

Die erfolgreiche Aktion in Brüssel macht Mut, etwas ähnliches auch im nächsten Jahr zu organisieren: eine internationale Aktion von KriegsdienstverweigererInnen zur Unterstützung von KriegsdienstverweigererInnen. Vielleicht sehen wir uns vor einem Militärgefängnis in Israel, oder einem Gericht in Finnland, oder ...

Hintergrundinformationen zur Kriegsdienstverweigerung in einigen der beteiligten Länder: http://www.wri-irg.org/news/2002/br55en.htm (derzeit nur in Englisch - deutsch folgt). Erklärung von Schellebelle: http://www.wri-irg.org/de/15May2002-de.htm. KDV-Arbeit der WRI: http://www.wri-irg.org/de/rrk-de.htm

Kontakt: War Resisters` International, 5 Caledonian Road, London N1 9DX, Großbritannien, Tel.: +44-20-7278 4040, Fax: +44-20-7278 0444, Email: andreas [at] wri-irg [dot] org, http://www.wri-irg.org/de
 

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Friedensbewegung international
Andreas Speck war Pressesprecher von Action AWE während des Burghfield Disarmament Camp. Seit Mitte September lebt er in Sevilla und engagiert sich im Red Antimilitarista y Noviolenta de Andalucia (RANA). mail@andreasspeck.info, http://andreasspeck.info