Ökumenische FriedensDekade

Friedensimpulse über die Kirchen hinaus - seit fast 40 Jahren

von Jan GildemeisterThomas Oelerich
Schwerpunkt
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Die Anregung, am Ende des Kirchenjahres eine FriedensDekade in den Gemeinden durchzuführen, kam im Herbst 1980 von der ökumenischen Jugendarbeit in der damaligen DDR. Was als eine ein- oder zweimalige Aktion vorgesehen war, entwickelte sich durch das Echo aus Jugendgruppen und Gemeinden zu einer ständig wiederkehrenden Einrichtung. Parallel initiierten Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) und die Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) in Westdeutschland sogenannte Friedenswochen.
Die jährlich durchgeführte FriedensDekade bot jedes Jahr neu die Chance, in Gemeinschaft zehn Tage lang über den Frieden nachzudenken, miteinander zu reden und zu beten. Sie gab vielen ChristInnen die Hoffnung auf die „Kraft der Schwachen” und bestärkte den Glauben an ein befreiendes und Frieden stiftendes Christentum. Nach dem Fall der Mauer sprach der Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR auf seiner letzten Tagung am 24.02.1991 in Berlin die Erwartung aus, dass die FriedensDekadenarbeit auch nach Herstellung der Einheit in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fortgesetzt werden möge.

Im Oktober 1992 beschloss die Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) gemeinsam mit der Trägergruppe Ökumenische Dekade Frieden in Gerechtigkeit, ein „Gesprächsforum“ zur Ökumenischen FriedensDekade zu bilden. Das Gesprächsforum übernahm die Aufgabe, jedes Jahr ein biblisch orientiertes Thema und einen Plakatentwurf für die „Ökumenische FriedensDekade“ festzulegen. Zu den Mitgliedern des bis heute aktiven „Gesprächsforums Ökumenische FriedensDekade“ gehören neben der ACK und der AGDF als Dachverbände weitere Organisationen wie pax christi Deutschland, Pro Asyl, ASF oder der Versöhnungsbund Dt. Zweig. Zudem sind Organisationen wie die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej), einzelne evangelische Landeskirchen oder Brot für die Welt von kirchlicher Seite vertreten. Auch die EKD entsendet regelmäßig eine Person zu den zweimal jährlich stattfindenden Treffen des Gesprächsforums. Begleitend und beratend sind eine Redakteurin, ein Fundraiser und ein Versandlogistiker in die Arbeit des Gesprächsforums mit Honorarverträgen eingebunden.

Während in den Anfängen die Ökumenische FriedensDekade – seit 2011 als gemeinnütziger Verein organisiert – auf substanzielle Förderung durch Kirchen rechnen konnte, decken diese heute weniger als 5% des Gesamthaushaltes. Durch verstärkte Aktivitäten im Bereich Öffentlichkeitsarbeit und Marketing ist es in den vergangenen 15 Jahren gelungen, den Stand von jährlich etwa 2.000 Materialbestellungen aus dem gesamten Bundesgebiet relativ stabil zu halten (leicht zurückgehende Tendenz).  Der Gesamthaushalt von fast 80.000 Euro jährlich finanziert sich fast ausschließlich aus den Erlösen des Materialverkaufs. In mehreren Tausend Gottesdiensten, Veranstaltungen und Aktionstagen wird das jeweilige Jahresmotto in den zehn Tagen vor dem Buß- und Bettag aufgegriffen. Nicht nur in den Kirchen, sondern auch von Friedensgruppen, Eine-Welt-Initiativen oder im Schulunterricht.

Prozess der Auswahl des Jahresmottos
Jedes Jahr ein neues (Friedens-)Thema: Das ist die Herausforderung, der sich das Gesprächsforum Jahr für Jahr neu zu stellen hat. Die Schwierigkeit: Bereits Ende November das Thema und Motto festzulegen, das im Folgejahr, also zwölf Monate später, im Fokus der Ökumenischen FriedensDekade stehen soll. Ein Prozess, der fast regelmäßig zu verlängerten Nachtsitzungen führt und Kompromissbereitschaft von allen Seiten erfordert. Neben dem Thema wählt das Gesprächsforum die biblischen Bezugsquellen zum Thema aus. Erstaunlich oft ist es - wie beim diesjährigen Jahresthema 2019:  friedensklima - gelungen, ein aktuelles Thema vorauszusehen.

Direkt nach der Novembersitzung wird ein Plakatwettbewerb ausgeschrieben. GrafikerInnen, DesignerInnen und Kreative sind aufgerufen, das ausgewählte Thema grafisch umzusetzen und Vorschläge für ein Plakatmotiv zu entwickeln. Unter den 40 bis 60 Einsendungen wählt das Gesprächsforum in seiner Sitzung Anfang des Jahres das Motiv aus, das im Zentrum der visuellen Präsentation der FriedensDekade im Laufe des jeweiligen Jahres steht. Auch das Materialkonzept einer vom Gesprächsforum eingesetzten Redaktionsgruppe wird auf dieser Versammlung mit Anregungen ergänzt und beschlossen.

Zum Standardangebot der Ökumenischen FriedensDekade hat sich ein sogenanntes „Gesamtpaket“ entwickelt. Neben einem umfangreihen Arbeitsheft zum Jahresthema finden sich in dem Angebot Aktionsmaterialien wie Plakat, Aufkleber, eine Friedens-Zeitung, Gebetsleporello, ein USB-Stick mit ergänzenden Informationen wie einem Bildmeditationsangebot, dem eigens für das Jahresmotto geschriebene Lied zur Nutzung in Gottesdiensten und der Gemeindearbeit. Ergänzt wird das Material durch ein komplettes Gottesdienstangebot, das von der EKD zur Verfügung gestellt wird. Ab Mitte des Jahres steht das Material für den Versand zur Verfügung.

Kontinuität über 40 Jahre
Im kommenden Jahr feiert die Ökumenische FriedensDekade ihren 40sten Geburtstag. Sie hat ihre Höhen und Tiefen erlebt, ist aber auch heute noch wichtiger Bestandteil der kirchlichen wie nicht-kirchlichen Friedensarbeit. Aber die Rahmenbedingungen ändern sich: Der Rückgang der allgemeinen Kirchenbindung, die Zusammenlegung von Gemeinden in der protestantischen wie katholischen Kirche sowie die Verlagerung des Materialangebotes ins Internet und in die sozialen Medien erfordern Anpassungen und Umstellungen. Die bisherige Kontinuität und die gute Zusammenarbeit unter den Trägern stimmen optimistisch, dass die FriedensDekade auch in den kommenden Jahren ein wichtiger friedenspolitischer Akteur in Kirche, Politik und Gesellschaft sein wird.
Weitere Informationen finden sich unter www.friedensdekade.de

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Jan Gildemeister ist Geschäftsführer der AGDF.