Diesjährige Ökumenische FriedensDekade fragt nach Hintergründen für Kriege und Rüstungsexporte

"Gier Macht Krieg"

von Thomas Oelerich
Initiativen
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( c ) Netzwerk Friedenskooperative

Im vergangenen Jahr lautete das Motto der Ökumenischen FriedensDekade „ES IST KRIEG. Entrüstet euch!“. Dieses Jahr knüpft die Aktion, die vom 6.-16. November durchgeführt wird, thematisch unter dem Motto „Gier Macht Krieg“ nahtlos an das Vorjahresmotto an. Im Oktber 2011 sind es bereits zehn Jahre, dass die Bundeswehr in Afghanistan mit immer mehr Soldaten einen Krieg führt, der zugleich immer mehr Opfer fordert, aber keinen Frieden bringt. Was kostet dieser Krieg? Warum wird er geführt? Was kann gegen Krieg getan werden? Das sind Fragen, denen die Ökumenische FriedensDekade in ihrem umfangreichen Materialangebot nachgeht. Fazit: Nur „Teilen macht Frieden“. Die 1980 in Ost- und Westdeutschland gegründete Bewegung mit dem Logo „Schwerter zu Pflugscharen“ begeht zum 32.sten Mal in Folge die Ökumenische FriedensDekade.

Auch in diesem Jahr werden mehrere tausend Kirchengemeinden, Friedensinitiativen und Aktionsgruppen die Ökumenische FriedensDekade gestalten. Wie in den vergangenen Jahren rechnet das Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade mit einer starken Beteiligung an den zehn Tagen der Dekade vom 6.-16. November, die sich traditionell dem Friedensthema widmen. Erneut hat das Gesprächsforum ein reichhaltiges Materialangebot erstellt, das von einem Materialheft mit Hintergrundinformationen, Aktionsvorschlägen und Gottesdienstentwürfen (das komplette Material ist auch als CD-Rom erhältlich) bis hin zu Film-, Dia- und Unterrichtsmaterial reicht. Das auch pädagogisch aufbereitete Material eignet sich besonders zur Bearbeitung des Themas „Gier Macht Krieg“ und kann in Kirchengemeinden, Jugendgruppen oder in der Schule eingesetzt werden.

Dem Gesprächsforum der Ökumenischen FriedensDekade gehören neben der Aktionsgemeinschaft Dienst für den Frieden (AGDF) und der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK) auch Organisationen wie pax christi, der Evangelische Entwicklungsdienst EED, Pro Asyl, der Internationale Versöhnungsbund/Dt. Zweig, die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend (aej) und Aktion Sühnezeichen Friedensdienste (ASF) an.

Informationen über das Interesse an den Rohstoffen in Afghanistan, über weltweite Rüstungsausgaben und die wirtschaftliche Bedeutung von Rüstungsexporten für Deutschland stehen neben der Frage nach der Rolle der Medien in der Berichterstattung im Zentrum des Materialheftes. Daneben bietet das Informationspaket Anregungen zu der Frage, was gegen Krieg getan werden kann (Elmas Altvater) oder zu der immer wieder gemachten Erfahrung, warum in vielen Ländern ein so starker Hass auf den Westen zu spüren ist (Jean Ziegler).

Zu den Hintergründen, das Thema „Gier Macht Krieg“ zu wählen, schreibt Jan Gildemeister, Geschäftsführer der AGDF, auf der Homepage der Ökumenischen FriedensDekade: „Der Bundespräsident wirft den Banken und der Politik vor, aus der Finanzkrise nicht gelernt zu haben. Der GAU beim Atomkraftwerk Fukushima wäre vielleicht nicht passiert, wenn sich mit Atomkraft nicht so große Gewinne – zu Lasten der Allgemeinheit und der Umwelt – erzielen ließen und die staatliche Aufsicht besser funktioniert hätte. Der Aufbruch in Nordafrika bringt ins öffentliche Bewusstsein, dass die westlichen Staaten jahrzehntelang akzeptierten, dass in Ägypten, Tunesien oder Libyen Machthaber ihr Volk unterdrückten, da die wirtschaftlichen Beziehungen florierten und das Erdöl preiswert floss. Fleißig wurden auch von deutschen Firmen Waffen verkauft, die in Libyen zur brutalen Aufstandsbekämpfung eingesetzt wurden. […] Die Gier nach Reichtum schlägt sich im kapitalistischen Wirtschaftssystem, im Streben von Aktiengesellschaften nach Gewinnmaximierung nieder. Durch Militär sollen Einflusszonen gesichert werden, um letztlich unseren Reichtum zu sichern. Und die Machtlosen, Ärmsten sowie die natürliche Umwelt bleiben auf der Strecke.“

Prof. Dr. Margot Käßmann, im zweiten Jahr Schirmherrin der Ökumenischen FriedensDekade, macht in ihrem Aufruf die Gier nach Macht und das Gewinnstreben mitverantwortliche für Krieg und Gewalt: “Der Krieg in Afghanistan und der Waffenexport aus Deutschland sind die wichtigsten Themen der diesjährigen Friedensdekade mit dem Motto „Gier Macht Krieg“. Der Waffenhandel weitet sich schnell und immer weiter aus. Nach Angaben des SIPRI (Stockholm International Peace Research Institute) ist der deutsche Anteil am internationalen Waffenhandel zwischen 2005 und 2010 auf 11 % gestiegen und wird nur noch von Russland mit 23 % und den USA mit 30 % überrundet. Das bedeutet: Unsere Volkswirtschaft profitiert von der Gewalt und dem Krieg, den wir beklagen.“ Margot Käßmann ermuntert in ihrem Aufruf zur Ökumenischen FriedensDekade, sich nicht von der Logik des Krieges abschrecken zu lassen, sondern ein klares Friedenszeugnis in der Welt abzugeben und gegen Gewalt und Krieg aufzubegehren. Dabei nimmt sie auch die Kirchen in die Pflicht: „Die Kirchen können angesichts dieser furchtbaren Situation nicht schweigen!“

Das thematische Angebot der FriedensDekade bleibt aber nicht nur bei der Analyse des (beklagten) Status quo stehen, sondern bietet zugleich Perspektiven und Aktionsmöglichkeiten an, mit denen sichtbar gemacht werden soll: „Es geht auch anders!“ So ruft die Ökumenische FriedensDekade in diesem Jahr zum Mitmachen in der Kampagne „Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel!“ auf. Ein Thema, das mit der umstrittenen Genehmigung von Panzerlieferungen an Saudi-Arabien durch den Bundessicherheitsrat vor wenigen Wochen an Aktualität gewonnen hat. Oder es findet sich der Hinweis auf eine Kampagne, die sich gegen Kooperationsvereinbarungen von Bundeswehr und Kultusministerien wendet, mit denen der Bundeswehr der Zugang zu den Schulen und in den Unterricht ermöglicht wird. Schließlich wirbt das Arbeitsmaterial ­– ganz im Zeichen einer alten Forderung, den zivilen Methoden der Konfliktbearbeitung Vorrang vor militärischen Einsätzen einzuräumen – zum Mitmachen bei einer Kampagne, die vom Forum Ziviler Friedensdienst (forumZFD) angestoßen wurde: „20 Millionen mehr vom Militär“. Die Kampagne fordert eine Umwidmung von militärischen Mitteln für den Ausbau des Zivilen Friedensdienstes.

So endet der Aufruf von Margot Käßmann mit den Worten: „Als Christen und Christinnen, als Kirchen und als ökumenische Bewegung müssen wir die Mächte der Gewalt herausfordern! Unsere Berufung ist es, Gewalt zu überwinden. Die FriedensDekade erinnert uns daran.“

Nähere Information zur Ökumenischen FriedensDekade sowie zu allen angebotenen (Aktions-)Materialien finden sich im Internet unter www.friedensdekade.de.

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