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Zivile Konfliktbearbeitung

von Redaktion FriedensForumMartin Singe

Regelmäßig berichtet das FriedensForum über Aktionen und Kampagnen, die man dem Bereich ziviler Konfliktbearbeitung zurechnen kann, also Beispiele konstruktiver Friedensarbeit, die konfliktüberwindend und friedenschaffend wirken. Wenn wir nun einen Schwerpunkt zu diesem Thema zusammengestellt haben, geht es neben der Vorstellung konkreter Aktivitäten vor allem um übergreifende Fragen. Dabei umfasst Zivile Konfliktbearbeitung für uns sowohl den Nahbereich innergesellschaftlicher als auch das weite Feld internationaler Konflikte.

Zivile Konfliktbearbeitung (ZKB) ist ein sensibles Feld, mit vielfachen Fallstricken versehen, die es zu beachten und zu meistern gilt. Und dabei gibt es auch keine einheitliche Meinung zu den verschiedenen Grenzfragen, was Akteure (Staat- Zivilgesellschaft), Aktionsformen  (gehört die Entsendung von Polizei noch zu ZKB?) und Fragen der Zusammenarbeit (etwa mit dem Militär) angeht. Das ist auch nicht nötig, wir brauchen kein stromlinienförmiges Denken, sondern die Vielfalt kann Reichtum bedeuten. Nur sollten alle Entscheidungen in bewusster Abwägung getroffen werden und Gefahren mitbedacht werden.

Eines dieser Gefahrenfelder liegt in staatlichen Vereinnahmungsversuchen von Akteuren, besonders im Bereich der direkten zivil-militärischen Zusammenarbeit, die gerade im Kontext Afghanistan von der NATO und mitkriegführenden Regierungen immer stärker betont und ausgebaut wird. ZKB darf sich auch nicht als Stufenleiter hin zur militärischen Eskalation missbrauchen lassen, sondern muss als eigenständiges Handlungsfeld ihre Autonomie beanspruchen. Sie ist kein „Äquivalent“, das anstelle des Militärs für interventionistische Zielsetzungen benutzt werden könnte. Ein weiterer Problembereich betrifft die Gefahr, dass ZKB konfliktharmonisierend zur Stabilisierung ungerechter Verhältnisse missbraucht wird. Um dagegen zu wirken, gilt es den revolutionären Stachel gewaltfreier Veränderung nicht aus dem Auge zu verlieren.

Die vielfältigen Beiträge unseres Schwerpunktes können vielleicht für einige Klärungen hilfreich sein und Anregungen geben. Wir danken allen Autorinnen und Autoren für ihre Mitarbeit! Eingestreut sind Kästen, in denen Akteure aus dem Bereich ZKB vorgestellt werden. Christine Schweitzer hat sie dankenswerterweise zusammengestellt aus: dies., Erfolgreich gewaltfrei. Professionelle Praxis in ziviler Friedensförderung. 2009. Hrsg.: IFA, www.ifa.de/foerderprogramme/zivik

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Martin Singe ist Redakteur des FriedensForums und aktiv im Sprecher*innenteam der Kampagne "Büchel ist überall! atomwaffenfrei.jetzt".