Erfolgreicher Protest der Friedensbewegung trotz schwieriger Umstände

Bilanz der Ostermärsche 2021

von Philipp Ingenleuf
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Insgesamt kann die Friedensbewegung eine positive Bilanz der Ostermärsche 2021 ziehen, trotz der erneut schwierigen Umstände aufgrund von Corona. In rund 100 Städten fanden Aktionen für Frieden, Abrüstung und Gerechtigkeit statt. Dank guter Hygienekonzepte und angepassten Aktionsformen beteiligten sich mehr Menschen als erwartet, auf der Straße und virtuell.

Im Vorfeld der diesjährigen Ostermärsche, die traditionell in regionaler und lokaler Verantwortung stattfinden, gab es viele Unsicherheiten bei den Veranstalter*innen, wie die Märsche trotz steigender Infektionszahlen verantwortungsvoll durchgeführt werden könnten. Viele Veranstalter*innen waren daher im Hinblick auf Mobilisierung und Aktionsformen eher pessimistisch gestimmt. Doch kann letztendlich eine positive Bilanz gezogen werden.

Den Veranstalter*innen gelang es, ihre Aktionsformen den schwierigen Umständen entsprechend anzupassen und in Absprache mit den Behörden verantwortungsvolle Hygienekonzepte zu entwickeln. So verzichteten beispielsweise Ostermärsche auf den Marsch und hielten nur Kundgebungen ab, mit entsprechendem Abstand und Masken. Auch Menschenketten wurden durchgeführt, um ausreichend Abstand zu gewährleisten. Insgesamt lässt sich festhalten, dass die Friedensbewegung eindrucksvoll gezeigt hat, wie achtsamer und verantwortungsvoller Protest in Zeiten von Corona aussieht.

Virtuelle Angebote und einige wenige Absagen
Erneut gab es dieses Jahr wieder eine Vielzahl von Online-Angeboten, wie etwa in Lüneburg, wo es anstelle des Ostermarsches eine Online-Diskussionsveranstaltung gab. Das Netzwerk Friedenskooperative stellte auf der Aktionswebsite www.ostermarsch.de ein Online-Mitmachangebot zur Verfügung. Mehr als 900 Menschen luden ihre Fotos hoch, um ein virtuelles Friedens-Zeichen auszufüllen. Es gab aber auch Ostermärsche, die verschoben wurden, wie etwa in Traunstein und Emden, sowie Absagen wie in Siegen, Ellwagen, Gifhorn, Miesbach und Überlingen.

Zentrale Forderungen der Ostermärsche
Bei vielen der Forderungen, die bei den Ostermärschen artikuliert wurden, ging es im Hinblick auf die bevorstehende Bundestagswahl um einen grundlegenden Politikwechsel. Insbesondere die weiter zunehmende Aufrüstung beschäftigte die Ostermärsche, wie etwa die Anschaffung bewaffneter Drohnen oder neuer Trägersysteme für die in Deutschland stationierten Atombomben. Viele Redner*innen forderten beispielsweise, dass es statt mehr Rüstung endlich höhere Investitionen in zivile Bereiche wie den Gesundheits- und Pflegebereich, die Bildung und den sozialverträglichen ökologischen Umbau geben müsse.

Zentral war ebenfalls die Forderung nach nuklearer Abrüstung. Die Friedensbewegung sieht sich durch das Inkrafttreten des Atomwaffenverbotsvertrags (AVV) zu Beginn des Jahres in ihrem Engagement bestärkt und fordert den Beitritt Deutschlands sowie den Abzug der Atombomben aus Büchel. Weitere Themen der Ostermärsche waren u.a. der Stopp deutscher Rüstungsexporte sowie eine neue Entspannungspolitik mit Russland.

Fazit der Ostermärsche 2021
Unsere Bilanz: Die überraschend rege Teilnahme an den Ostermärschen ist ein positives Zeichen für die Bewegung, insbesondere nachdem die Ostermärsche im vergangenen Jahr fast ausschließlich online stattfinden konnten.

Corona wird sicherlich die Ostermärsche nachhaltig beeinflussen. Neue Aktionsformen wurden entwickelt, insbesondere bei den Online-Angeboten. Dass es so der Bewegung zunehmend gelingt, neue Menschen anzusprechen, ist zu hoffen und ein erfreuliches Signal. Denn Online-Angebote sind eine niedrigschwellige Möglichkeit, die Bewegung kennenzulernen und neu einzusteigen.

Die Ostermärsche unter Corona-Bedingungen können allerdings auch eine große Kehrseite mit sich bringen. Nachdem die Märsche zwischen 2014 und 2019 kontinuierlich mehr Menschen mobilisieren konnten und sich im Aufschwung befanden, wird die große Frage sein, ob und wie sich dies bei den kommenden, hoffentlich coronafreien Ostermärschen bemerkbar macht, und ob die Teilnehmer*innenzahlen von vor Corona wieder erreicht werden können. Sicher ist aber, dass sich die Ostermärsche und die Friedensbewegung aufgrund von Corona zu einem gewissen Teil neu erfinden mussten und sich dadurch auch neue Möglichkeiten eröffnet haben.

Redetexte und Pressespiegel zu den Ostermärschen sind zu finden auf www.friedenskooperative.de/ostermarsch-2021.

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Geschäftsführer und Kampagnenkoordinator beim Netzwerk Friedenskooperative sowie Co-Sprecher der Kooperation für den Frieden.