Konferenzbericht

Zivile Lösungen für Syrien

von Philipp IngenleufElise Kopper

Viele Fragen, viel Wissen und viel Engagement für Frieden in Syrien hatten die mehr als 50 TeilnehmerInnen der Aktionskonferenz „Zivile Lösungen für Syrien – Was können wir als Friedensbewegung tun?“ am 13. Mai 2017 mit nach Köln gebracht. Zu der Konferenz hatte die Kooperation für den Frieden gemeinsam mit der Kampagne „MACHT FRIEDEN. Zivile Lösungen für Syrien“ eingeladen. Am Ende standen zwar viele neue Fragen, aber auch eine ganze Reihe neuer Ideen und neue Motivation, sich für Frieden in Syrien einzusetzen – ein hoffentlich ermutigendes Ergebnis für alle Anwesenden.

Den inhaltlichen Einstieg in die Konferenz übernahmen Christine Schweitzer vom Bund für Soziale Verteidigung und Helmut Lohrer von der IPPNW. Unter dem Titel „Syrien heute – Konfliktlinien, AkteurInnen, Interessen“ gaben sie einen Überblick über die diversen Konflikte und Akteurskonstellationen, die sich heute in Syrien konzentrieren, und sprachen dabei auch strittige Punkte an. Dabei wurde rasch deutlich: Auch unter Expertinnen und Experten – sowohl auf dem Podium als auch im Publikum – gibt es unterschiedliche Wahrnehmungen und Interpretationen der Ereignisse in Syrien, z.B. was die Beurteilung der syrischen Regierung und die Rolle Russlands oder der westlichen Staaten angeht. Doch diese Kontroversen führten nicht dazu, dass sich die TeilnehmerInnen der Konferenz - wie bei so vielen anderen Debatten rund um Syrien geschehen -  „im Streit zerlegten“, wie Jens-Peter Steffen, Sprecher der Kooperation für den Frieden, es in seinem Begrüßungsstatement ausgedrückt hatte. Im Gegenteil: Unterschiedliche Meinungen wurden durchweg respektvoll aufgenommen, mit eigenen Perspektiven ergänzt und sachlich wieder zur Diskussion gestellt – nicht ganz selbstverständlich bei einem Thema, das mit so vielen Emotionen verbunden ist.

Nach der Mittagspause stellte Elise Kopper vom Netzwerk Friedenskooperative das Konzept der Friedenslogik vor. Dieses Konzept wurde maßgeblich entwickelt durch die Friedensforscherin Hanne-Margret Birckenbach und weiterentwickelt im Rahmen des Projekts „Friedenslogik weiterdenken“ der Plattform Zivile Konfliktbearbeitung. Es stellt den Gegenentwurf zu der in unserer Politik und Gesellschaft dominanten „Sicherheitslogik“ dar. Nach einem kurzen Input war dann das Publikum gefragt. Anhand der fünf Leitfragen der Friedenslogik (Was ist das Problem? Wie ist es entstanden? Wie wird es bearbeitet? Wodurch wird eigenes Handeln gerechtfertigt? Wie wird auf Scheitern und Misserfolg reagiert?) sollte die deutsche Syrienpolitik analysiert und eine neue, friedenslogische Politik herausgearbeitet werden. Kein leichtes Unterfangen, zumal nicht in der knapp begrenzten Zeit, wie sich bald herausstellte. Doch am Ende der Übung standen zwei prall gefüllte Stellwände mit Dutzenden von Karten, auf denen Gedanken und Ideen festgehalten worden waren. Damit kann und soll nun im Rahmen der Kampagnenarbeit von „MACHT FRIEDEN.“ weitergearbeitet werden.

Der folgende zweite Teil der Konferenz stand ganz unter dem Motto „Aktiv werden“: für eine deutsche Syrienpolitik, die nicht den Krieg befeuert, sondern den Frieden fördert. In vier parallelen Workshops ging es um die Positionen der Parteien zum Bundeswehreinsatz in Syrien, um das Argumentieren für Zivile Konfliktbearbeitung, um Graswurzellobbyarbeit mit Bundestagsabgeordneten und um kreative online- und offline-Aktionen. Die Workshops sollten den TeilnehmerInnen ein Gefühl für das Handwerkszeug geben, das man braucht, um PolitikerInnen von den eigenen Positionen zu überzeugen. Doch auch wenn hier das Methodische im Mittelpunkt stand – an guten, fachlichen Wissensgrundlagen kommt man gerade in einem so komplexen und so schwer durchschaubaren Konflikt wie dem in Syrien nicht vorbei. Und so wurde später der Wunsch an die VeranstalterInnen gerichtet, weiter an der Ausformulierung der zivilen Alternativen für den Syrienkonflikt zu arbeiten. Diesem Wunsch werden wir nachkommen. Denn je konkreter die Forderungen und Ideen, die wir an die Politik herantragen wollen, desto größer die Chancen, dass sie dort auch wahr- und ernstgenommen werden.

Den Abschluss der Konferenz bildete eine Fotoaktion vor dem Kölner Dom mit dem 100qm-Banner der Kampagne „MACHT FRIEDEN.“, das bereits im November letzten Jahres in Berlin die Forderung nach einem Ende des Bundeswehrmandats symbolisch in den Bundestag getragen hatte.

Wir sind dankbar für diese konstruktiven Debatten während der Konferenz, die vielen hochspannenden Beiträge aus dem Publikum und die neuen Kontakte, die wir knüpfen konnten. Wir hoffen, dass sich aus all dem einiges entwickelt und fühlen uns durch die Konferenz in unserer Arbeit bestätigt und gestärkt. Eine ausführliche Dokumentation der Konferenz ist auf unseren Websites www.macht-frieden.de und www.koop-frieden.de zu finden.

Ausgabe

Rubrik

Initiativen
Geschäftsführer und Kampagnenkoordinator beim Netzwerk Friedenskooperative sowie Co-Sprecher der Kooperation für den Frieden.
Mitglied des Vorstands im Bund für Soziale Verteidigung e.V., Geschäftsführerin beim Frauennetzwerk für Frieden e.V. und Referentin für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit bei erlassjahr.de - Entwicklung braucht Entschuldung e.V.